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Ein Mann fürs Grobe

Ein Mann fürs Grobe

Titel: Ein Mann fürs Grobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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doch die Zeiten, wo er die hundert Meter in 11,5 gelaufen war, lagen dreißig Jahre zurück. Allerdings hatte der junge Mann, dem er hinterher jagte, mit Sicherheit auch kein Sprintertraining absolviert, und Mannhardt hatte gute Chancen, ihn alsbald einzuholen. Es wurde ein Slalomlauf um die Leute herum, die wie plötzlich schockgefrostet stehenblieben und nicht wußten: wurde hier ein Film gedreht, oder war das voller Ernst.
    Die Berliner Straße flog ihm entgegen, C & A, die U-Bahn-Eingänge. Mirko Fischer – Mannhardt war sich sicher, daß er es war — wollte offensichtlich über die Straße hinweg und am Tegeler Fließ in den Wald hinein, doch die Ampeln standen auf Rot. Der Fahrzeugstrom war so dicht, daß er es nicht wagen konnte, zwischen den Autos hindurchzuflitzen. Blieb ihm nur der U-Bahn-Tunnel, um auf die andere Seite zu kommen.
    Wie Maulwurfsgänge zogen sich am nördlichen Ende des Bahnhofs fünf Ein- und Ausstiege unter der Straße entlang. Am südlichen Ende des Bahnsteigs, an der Grußdorfstraße, kam noch ein sechster hinzu.
    Mirko Fischer brauchte gute fünf Sekunden, um eine Entscheidung zu treffen, und Mannhardt kam auf etwa fünfzehn Meter an ihn heran. Gleich neben dem gelben Toilettenhäuschen tauchte der mutmaßliche Taximörder nun nach unten ab. Mannhardt sprang hinterher. Vorbei ging es an Reklametafeln und der Photomaton-Kabine, wo es gerade blitzte, an Bäckerei, Zeitungsladen, Geldautomaten und Fahrkartenverkauf, immer Richtung Bahnsteig. Offensichtlich wollte Mirko Fischer zum südlichen Ausgang. Vielleicht hatte er dort seinen Wagen geparkt. Oder sein Fahrrad. Rolltreppe oder Stufen? Mannhardt sprang die Stufen hinunter.
    «Nach Alt-Mariendorf Zurückbleiben bitte!»
    Als Mannhardt den Bahnsteig erreichte, waren es fünf Sätze zum letzten beziehungsweise ersten der eidottergelben Wagen.
    «Zurückbleiben!» Scharf wie auf dem Kasernenhof.
    Der Zug fuhr an, von Mannhardt weg.
    Mirko Fischer hatte es schon bis zum vorletzten Wagen geschafft und war kräftig genug, eine der Türen noch aufzureißen, obwohl die Druckluft sie zusammenpreßte.
    Mannhardt hätte alles sausen lassen und an Heike und Silvester denken müssen, doch es riß ihn mit, und er hechtete geradezu nach einem der Griffe, bekam ihn zu packen, schwang sich auf das schmale Trittbrett und suchte die Tür noch zu öffnen. Rutschte er ab und geriet mit den Beinen zwischen Zug und Bahnsteigkante, dann... Er sah sich mit zwei Beinstümpfen auf dem Küchenstuhl sitzen.
    Doch er hatte Glück. Einmal, daß er einen alten U-Bahn-Wagen erwischt hatte, wo die Türen noch einen richtig kompakten schwarzen Griff hatten und nicht nur einen blanken Aluminiumhebel, und zum anderen, daß drinnen Leute an der Tür standen und ihm beim Aufreißen halfen.
    Geschafft, gerettet. «Danke sehr...» Schwer atmend hing er an einem der Haltegriffe. Nach Sekunden der Erholung lief er durch den Wagen und sah durch das kleine Fenster an der Stirnseite in den Waggon hinüber, in den sich Mirko Fischer geflüchtet hatte. Der stand an der Tür, beide Griffe in der Hand, und wartete darauf, auf der nächsten Station davonspritzen zu können. Mannhardt überlegte einen Augenblick, ob es Sinn machte, die Notbremse zu ziehen. Nein, denn die neuen Sicherheitsvorschriften ließen es nicht mehr zu, den Zug im Tunnel halten zu lassen, sondern erst auf der nächsten Station.
    Die hieß Borsigwerke und kam schon in der nächsten Minute. Mannhardt lief zur Tür und wartete. Das Rütteln nahm ab, die zitronengelben Kacheln zeigten sich im Fensterband.
    Beide sprangen ab, lange bevor der Zug ausgerollt war. Wie vom Katapult abgeschossen, schnellten sie vor. Die Jagd ging weiter. Mannhardt hoffte irgendwie auf Yaiza Teetzmanns Hilfe, doch ob die mitgekriegt hatte, daß sie beide mit der U-Bahn losgefahren waren, schien mehr als fraglich.
    Mirko Fischer lief die Berliner Straße hinunter, Richtung Süden und Strafvollzugsanstalt Tegel. Als wollte er sich gleich selber einliefern. Mannhardt sah in seinem Verhalten keinerlei logischen Plan. Wie lange sollte das so gehen? Für einen Berlin-Marathon waren sie beide nicht geschaffen.
    Da hörte er von allen Seiten Martinshörner. Yaiza Teetzmann hatte sie also doch in der U-Bahn verschwinden sehen und die absolut richtigen Schlüsse gezogen. Klar, daß sie, waren sie beide in den Zug gesprungen, an der nächsten Station wieder aussteigen würden.
    Mirko Fischer tat das für ihn einzig Richtige: Er schlug sich nach rechts

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