Ein Mann - Kein Wort
Reduzierung der Kommunikation auf die Sachebene blenden die Männer all die Beziehungssignale aus, die in jeder Mitteilung eines anderen Menschen natürlich ebenfalls enthalten sind – vor allem wenn es sich bei diesem Menschen um eine Frau handelt. 51 Die Konzentration auf die Sachebene hat den Vorteil,dass alles, was auf der Beziehungsebene beunruhigen oder irritieren könnte, konsequent ignoriert werden kann – z.B. latente Kritik oder Infragestellung. Im Beruf kann diese »Ignoranz« äußerst hilfreich sein, weil auf diese Weise eine gewisse Unempfindlichkeit gegenüber unterschwelligen Beziehungsbotschaften gewährleistet ist. Eine solche »Dickfelligkeit« bildet im Umgang mit Vorgesetzten, Mitarbeitern, Klienten oder Kunden unter Umständen einen hilfreichen Panzer gegen Provokationen, Verunsicherungen und Verletzungen.
Doch diesen Vorteilen im Arbeitsleben stehen gravierende Nachteile im Privatleben entgegen. Eine zu ausgeprägte »Schwerhörigkeit« auf dem Beziehungsohr ist häufig der Grund, weshalb sich bei Partnerinnen zunehmende Frustration bis hin zur Resignation ansammelt – was nur allzu oft in Trennung endet. Viele Frauen, die sich trennen, sind der Überzeugung, dem Partner wiederholt mehr als deutlich signalisiert zu haben, dass sie in der Beziehung mit ihm unzufrieden sind. Ja, viele äußerten auch mit Nachdruck ihren Gesprächsbedarf. Der Partner jedoch aktivierte, sobald diese Signale kamen, sozusagen seine eingebauten emotionalen »Ohrenschützer«, sodass die von ihr abgefeuerten Warnschüsse bei ihm nur als leichte Klopfgeräusche ankamen, die man getrost überhören konnte. Auf diese Weise wahrte der Mann sein emotionales Gleichgewicht – doch dies ging eindeutig auf Kosten der Frau bzw. der Beziehung.
Es müsste deshalb ein Anliegen von Männern sein, in ihren privaten Kontakten, es sei zu Partnern, Kindern, Freunden, auch auf der Beziehungsebene aufgeschlossen und hellhöriger zu werden.
Abwerten der Beziehungsbotschaft
Viele Männer neigen dazu, die emotionalen Signale und Botschaften ihrer Partnerinnen auch auf andere Weise abzuwehren. Dies tun sie beispielsweise, indem sie der Frau vorwerfen,
unsachlich
zu sein. Damit maßen sie sich eine Zensur darüber an, was als »sachlich« zu gelten hat und was nicht. Letzten Endes versuchen Männer auf diese Weise oft, alles Gefühlsbezogene als eine minderwertige Form des Denkens abzuwerten – als ob Emotionen nicht ebensoernst zu nehmen wären wie rationale Gedanken! Dadurch ist ein Machtkampf vorprogrammiert: »Er« versucht die Frau zu seinem sachorientierten Kommunikationsstil zu zwingen, »sie« versucht, ihn zu ihrem mehr emotions- oder beziehungsorientierten Kommunikationsstil zu drängen. Jeder wertet dabei implizit den Stil des anderen ab, was natürlich nur Widerstand und Frustration hervorruft. Wenn die Frau auf die Abwehr des Mannes mit stärkeren Emotionen reagiert, indem sie z.B. wütend wird, kommentiert dieser ihren Gefühlsausbruch womöglich mit den Worten: »Werd doch nicht gleich hysterisch!« Oder er wirft ihr vor: »Meine Güte, mit dir kann man aber auch kein vernünftiges Gespräch führen!« Auch hier übt er wieder eine Zensur aus – erstens versucht er, die Gefühle der Frau abzuwerten und zu unterdrücken, zweitens »bestraft« er ihre Emotionalität mit Verachtung, anstatt sie ernst zu nehmen.
Flucht ins Schweigen
Eine der deprimierendsten Erfahrungen, die Frauen im Gespräch mit Männern machen, ist deren Neigung, angesichts heikler oder sehr persönlicher Themen die Flucht ins Schweigen anzutreten. Helmut Schmidt war im Interview mit Sandra Maischberger immerhin so fair, bei bestimmten Fragen klipp und klar zu antworten: »Darüber möchte ich nicht sprechen« oder: »Das ist mir zu persönlich, dazu möchte ich nichts sagen.« Diese Antworten waren in dieser Art von Kommunikation sein gutes Recht, und sie wusste, woran sie war. In vielen Beziehungen kommt es jedoch nicht einmal zu solch deutlichen Worten, sondern der Mann lässt die Frau mit ihrem Versuch, das Gespräch auf ein für sie wichtiges Beziehungsthema zu bringen, einfach ins Leere laufen, indem er nur einsilbig oder gar nicht antwortet. Dieses dumpfe oder demonstrative Schweigen – ist es eine bewusste Verweigerung, weil der Mann alles scheut, was ihn infrage stellen oder verunsichern könnte? Oder ist es vielmehr Ausdruck einer großen Rat- und Hilflosigkeit, die den Mann angesichts der angeschnittenen Themen überkommt?
Es wäre
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