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Ein Mann - Kein Wort

Ein Mann - Kein Wort

Titel: Ein Mann - Kein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Weingardt
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reagiert, da er sich infrage gestellt fühlt, auf Ihre Aussage: »Du wirkst in letzter Zeit so abwesend, wenn ich dich in den Arm nehme!« spontan mit Abwehr: »Das stimmt doch gar nicht!« oder: »Das bildest du dir nur ein!«
    Nun liegt es an Ihnen, auf diese Missachtung Ihrer Gefühle besonnen zu reagieren. Falsch wäre es, wenn Sie daraufhin antworten würden: »Doch, das stimmt. Du merkst es nur nicht!« Oder wenn Sie wütend oder beleidigt reagieren würden – was durchaus naheliegt, da seine Missachtung Ihr Selbstwertgefühl angreift und Sie ebenfalls in emotionale Anspannung versetzt.
    Mit der Antwort: »Doch, das stimmt …« würden Sie in die Falle laufen, sich auf einen Kampf ums Rechthaben einzulassen. Sie würden den anderen davon überzeugen wollen, dass es so ist, wie
Sie
es sehen. Das ist falsch, denn natürlich hat Ihr Partner das Recht, den Sachverhalt ganz anders wahrzunehmen als Sie. Doch er müsste dies anders zum Ausdruck bringen!
    Überlegen Sie, welche Antwort Sie deshalb geben könnten, damit das Gespräch nicht in einen Kampf ums Rechthaben mündet.
    Ich würde als Antwort empfehlen: »Es kann ja sein, dass du es nicht so siehst oder anders erlebst, aber ich kann nur sagen, wie
ich
es empfinde, und ich bitte dich darum, dass du mein Gefühl einfach erst mal ernst nimmst!« Mit dieser Antwort geben Sie Ihrem Partnerdas, was Sie sich von ihm auch wünschen, nämlich den Respekt vor seiner persönlichen Wahrnehmung. Gleichzeitig machen Sie deutlich, dass es nicht weiterführt, wenn jeder nur auf seiner Sicht beharrt. Es ist vielmehr ebenso wichtig, sich in den anderen hineinzuversetzen, um auch seine Gefühle – und sein Problem – zu verstehen. Außerdem macht diese Antwort dem Partner deutlich, dass es Ihnen nicht darum geht, ihn in seinem Selbstwertgefühl anzugreifen. Dadurch kann er von der Anspannung wieder in die Entspannung (oder: in eine gemäßigte Form der Anspannung) kommen, die ein gegenseitiges Zuhören und Verstehen erst ermöglicht. Das Gleiche gilt natürlich auch für Sie.
    Möglich wäre auch, dass Ihr Partner mit einem spontanen Gegenangriff auf Ihre Äußerung reagiert: »Und wer ist abends dauernd müde?« Die Versuchung ist groß, sich sofort vom eigenen Thema abbringen zu lassen und auf diesen Vorwurf sogleich einzugehen. Dadurch beginnt ein doppelter Kampf: Wer hat recht? Und: Wer setzt sich mit seinem Thema durch? Es wäre hier wichtig, sich nicht beirren zu lassen, sondern ruhig zu antworten: »Können wir erst einmal über den Punkt sprechen, den ich gerade angeschnitten habe? Wenn wir damit fertig sind, können wir auch über dein Problem reden – aber lass uns die beiden Themen bitte auseinanderhalten und nicht anfangen, gegeneinander aufzurechnen!«
    All diese Regeln für hilfreiche und gelingende Kommunikation hören sich auf den ersten Blick sicher reichlich kompliziert und schwierig an – doch das gilt nur für den Anfang, bis man diese Grundhaltungen im Gespräch mehr und mehr »verinnerlicht« hat. Bis dahin ist es allerdings ein nicht gerade leichter Weg, weil wir unseren gesamten bisher praktizierten, in frühester Kindheit erlernten Kommunikationsstil prüfen und gegebenenfalls ändern müssen. Es wird Ihnen deshalb anfänglich häufig passieren, dass Sie sich erst nach einigen Irrungen und Wirrungen dieser Grundregeln der hilfreichen Kommunikation entsinnen. Je häufiger wir aber als »Sender« diese Grundregeln beherzigen und je häufiger wir als »Empfänger« ernsthaft »die fünf Schritte der einfühlsamen Reaktion« praktizieren, desto leichter fallen sie uns. Und: Desto mehrwird uns der Ertrag und die Tiefe unserer Gespräche beflügeln und ermutigen.
    Zur Erinnerung:
Folgende fünf Schritte der einfühlsamen Reaktion sind hilfreich, müssen aber nicht immer alle durchlaufen werden:
    1. Schritt: Wahrnehmen, Annehmen, Ernstnehmen dessen, was das Gegenüber sagt.
    2. Schritt: Informationssuche, indem man gezielt nach- und rückfragt.
    3. Schritt: Das beim Gegenüber vermutete dahinterstehende
Gefühl
ansprechen.
    4. Schritt: Stellung beziehen, eigenes Fühlen und Denken mitteilen. Wertschätzung und Respekt für den Partner ausdrücken.
    5. Schritt: Das Bedürfnis des Partners, was die Zukunft anbelangt, erfragen und möglichst einen Vorschlag machen, der auf dieses Bedürfnis eingeht.

15. Sich entgegenkommen, um sich wirklich zu begegnen
    »Die Menschen sind so furchtbar weit voneinander; und die, welche einander lieb haben, sind oft am

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