Ein Mann von Welt

nichts Gutes gebracht hatte, und er schätzte sich glücklich, dass er genug intellektuelle Kraft hatte, von ihr wegzukommen, er wollte seinen Sohn nicht in diese Falle tappen lassen. Tante Liz fand das sehr schade, Tante Liz fand, damit würde man das Kind mit dem Bade ausschütten, was ich alles erst erfuhr, nachdem dein Großvater gestorben war, was ich alles von Tante Liz abends am Esstisch erfuhr, bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sie Lust hatte, ein bisschen aus der Familiengeschichte zu erzählen, was normalerweise davon handelte, wie sie von ihrem Bruder, meinem Vater, deinem Großvater, und dem Leben, das er geführt hatte, und die Art, wie er mich großgezogen hatte, entsetzt war, das alles ausgelöst von ihrer Sorge, dass durch die Umstände und seinen schwachen Willen und die fehlende Religion dein Großvater den Stammbaum, die Porter-Familie, ganz allein zu einem unnötig verfrühten Ende gebracht hatte, zum Kollaps, was Paul Renfro später wissenschaftlich eine Unterwerfung unter die Entropie nannte, zum Kollaps, der, wie ihr klarwerden musste, während sie all das sagte, von mir, von ihrem Neffen, verkörpert wurde, und diese Erkenntnis führte dann zu einer Reihe von Entschuldigungen für die Implikation, ihr Wort, dass ich eine Art von Porter-Familiensackgasse repräsentierte, eine Implikation, das kann ich jetzt sagen, die du, Juan-George, ganz konkret widerlegst.

    An diesem Abend hörte ich das erste Band, wo Gott eine Woche lang alles erschafft und Adam und Eva aus dem Garten rausfliegen. Einige spätere Abschnitte klangen wie ein Telefonbuch, nur ohne die Nummern, einfach ein Name nach dem anderen, ich fragte mich, warum Gott sie alle dringelassen hatte. Es ist ein verwirrendes Buch, Juan-George, es widerspricht sich, ich weiß nicht, warum jemand darauf eine Religion begründet hat. Aber ich kann das eigentlich nicht sagen, ich war ja nicht dabei. Es dauerte eine Weile, bis ich zu Hiob kam, bevor ich verstand, was Scott damit meinte, dass Gott jeden auf eine ihm angemessene Art prüft. Hiob war ein reicher, glücklicher Mann, und er glaubte fest an Gott. Satan, der in dem Buch der Bösewicht ist, schien zu denken, der einzige Grund, warum Hiob so treu und gläubig war, sei sein Reichtum und Glück. Was aber, fragte sich Satan, was, wenn du Hiobs Leben elend machen würdest? Würde er immer noch glauben? Es war eine Art Experiment, ein klinischer Versuch, den er durchführen wollte. Also, ich bin nicht Gott, ich habe nicht all die Informationen, die Gott hatte, aber wenn ich Gott wäre, hätte ich das Ganze gleich hier gestoppt. Aus irgendeinem Grund sagt Gott Satan aber, er kann alles machen, was er will. Also nimmt Satan Hiobs Reichtum weg und tötet seine Kinder, was ja wirklich schrecklich ist. Und Hiob bleibt Gott treu. Er besteht die Prüfung. Aber seine Kinder bleiben tot. In der Bibel steht nichts davon, was für eine Art Prüfung sie durchlaufen mussten, sie sterben einfach, und das war's für sie. Die Menschen in der sogenannten biblischen Zeit werden ständig geprüft, Gott und Satan können sie scheinbar einfach nicht in Ruhe
lassen. An einer anderen Stelle sagt Gott einem Typen namens Abraham, er soll seinen eigenen Sohn töten, und gerade als Abraham im Begriff ist, das zu tun, sagt Gott, er soll es doch nicht tun. Eine weitere Loyalitätsprüfung. Und wieder hat der Sohn von dem Typen keinerlei Mitspracherecht, sein Job ist es einfach nur, dazuliegen und sich umbringen zu lassen.
    VERSUCHUNG
    O: Schläfst du, mi Amor?
[Stille.]
    O: Du hast eine Spinne auf dem Gesicht.
[Stille. Atmen.]
    O: Das ist ein kleiner Trick, Juan-George, um sicherzustellen, dass jemand wirklich schläft. Da ist gar keine Spinne.

    Als die Hellseherin Maria den Coffeeshop der Leuchtturmgemeinde betrat, tat sie das nicht wie ein Mitglied der Kirche, aber sie ging auch nicht so, wie das ein normaler Coffeeshopkunde machen würde, sie ging, als würde sie in das Haus eines Fremden kommen, sie ging auf Zehenspitzen über die Schwelle, eine Hand am Türpfosten, und sie sagte hallo?, als wäre es eine Frage. Ich hatte sie noch nie gesehen. Es war ein langsamer Tag für Gott, so nannten das die Leute, niemand war für einen Kaffee oder einen Flyer oder Beratung gekommen. Ich zog gerade Adressaufkleber von einer Folie und klebte sie auf Umschläge, die Jen und Mark bestückten und dann zuklebten. Sie waren schon lange Mitglieder vom Leuchtturm, immer zu zweit, blass, sie sahen aus, als würden sie nie in die