Ein Mann von Welt
ganz deutlich, und die Welt öffnete sich mir wie ein Buch. Bloß löste sich das beim Aufwachen wieder in Luft auf, wie man so sagt.
An den Tagen, an denen ich nicht zu Dr. Rosenkleig gehen musste, hatte ich mir angewöhnt, nach der Arbeit bei der Leuchtturmgemeinde vorbeizuschauen. Da war immer jemand, man konnte da jeden Tag neue Freunde finden, und als Teil meiner klinischen Studie und Tante Liz' Plan tat ich mein Bestes, mit dem Nachdenken aufzuhören, im Namen der Wissenschaft tat ich mein Bestes, den Herrn Jesus Christus als meinen persönlichen Erlöser anzunehmen. Ich
nahm keinen Teil von mir aus, als ich Tante Liz' Plan verfolgte, ich tat das nicht nur mechanisch, während mein Herz woanders war, ich war ganz ernsthaft in meinen Absichten. Aber was ich in meinem Herzen fand, war weniger Glauben als viel mehr Anstrengung. Wenn du nur Anstrengung im Herzen fühlst, Juan-George, weißt du, dass du auf dem Holzweg bist, meine Philosophie. Ich begegnete der Anstrengung mit noch mehr Anstrengung, ich wollte so viele Eindrücke wie möglich aufnehmen, Scott und Jay-Bee hatten mir meine eigene Bibel geschenkt, sie war schwarz und die Seiten hatten goldene Ränder, man konnte das Gold deutlich sehen, wenn man ein paar Seiten zusammendrückte, das war symbolisch für die Herde, hatte Jay-Bee gesagt, ich wusste nicht genau wie. Sie hatte auch ein eingebautes Lesezeichen aus Stoff, ohne symbolische Funktion, und im Neuen Testament waren einige Stellen in Rot gedruckt, was bedeutete, dass Jesus sie gesagt hatte. Ich ging also nach der Arbeit zum Leuchtturm, ich ging zum Leuchtturm und saß an einem dieser Tische mit einem großen Glas Eiswasser und schlug meine Bibel auf und hörte zu, was die Leute so redeten. Das waren nicht immer Unterhaltungen über die Bibel, in gewisser Weise war das eine Entlastung, ich hatte nicht das Gefühl, irgendjemand würde mich jetzt vor allen anderen über die Bibel ausfragen, aber andererseits hatte ich es gern, den anderen bei ihren Gesprächen über die Bibel zuzuhören, und sei es nur deshalb, weil ich jeden Tag neugieriger wurde, was auf den Seiten in diesem Buch stand. Manchmal saß ich allein und starrte die Worte an, pickte hier und da mal eins raus und versuchte mir beizubringen, wie man
ein besserer Leser wird, und irgendjemand sah, dass ich mich angestrengt auf meine Bibel konzentrierte, und das schien sie zu freuen. Ich kam nicht besonders weit, und ich wollte nicht immer da sitzen und nur die erste Seite anstarren, also blätterte ich ein bisschen weiter und starrte dann da die Worte an. Dein Großvater sagte immer, meine Gabe wäre das Quatschen, bis ich mal zwei Worte hintereinander kapierte, hatte ich schon wieder vergessen, was ich gerade gelesen hatte, ich konnte die Worte irgendwie nicht entschlüsseln und gleichzeitig einen Satz im Kopf zusammenhalten, das kann ich immer noch nicht, es ist, als würde da ein Instrument fehlen, ich hoffe, du wirst nicht dasselbe Problem haben, die Leute beurteilen dich danach. Paul natürlich nicht, Paul half mir, den Wert dessen zu sehen, was ich als Hindernis betrachtet hatte. Lesen und Schreiben sind die größten Werkzeuge der Menschheit, Pauls Worte, aber wir haben Missbrauch mit ihnen geübt, es ist uns tatsächlich gelungen, unsere eigenen Werkzeuge gegen uns zu richten, es ist uns gelungen, uns mit unseren eigenen Schaufeln zu begraben, uns unter einem Berg von Unsinn zu begraben, der von Leuten aus der Vergangenheit zurückgelassen worden war, Unsinn, der unseren Blick verwirrt, der es uns unmöglich macht, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind. Nicht zu lesen und zu schreiben bedeutet, sich nicht verwirren zu lassen, und ein klarer Blick ist von unschätzbarem Wert, also sehr wertvoll.
Ich starrte die Worte an, als Scott Valdez zu mir kam, ich hatte nicht mehr mit ihm gesprochen, seit wir uns kennen
gelernt hatten, ich war häufiger mit Jay-Bee und ein paar anderen zusammen gewesen. Scott stand mit seinem Ananaskopf vor mir und sagte, dass er meinen Fleiß bemerkt hatte, meine Ernsthaftigkeit, seine Worte, und mein Interesse am Alten Testament. Und dann sagte er den Namen des Kapitels, das ich gerade las, und er fragte mich, was ich davon hielt. Ich sagte ihm, ich tat mein Bestes, es zu verstehen. Er sagte, Gott prüft jeden von uns auf eine andere Weise. Dem stimmte ich zu, jeder ist anders. Erst später konnte ich die Worte von Hiob richtig aufnehmen, in dem Moment hatte ich keine Vorstellung, worüber Scott
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