Ein Mann von Welt

Sonne gehen. Jen hatte wegen der vielen Papierschnitte Pflaster an ihren Fingern, Mark hatte komische, perückenartige Haare, ich meine, es waren sehr viele und sie waren lockig, aber außerdem hatte er so einen Streifen Stoppeln am Haaransatz, es sah aus, als hätte er sich den Kopf rasiert und dann eine Perücke aufgesetzt, und die
Perücke wäre genau einen halben Zentimeter nach hinten gerutscht. Ich wartete darauf, dass er etwas sagte, normalerweise übernahm Mark das Sprechen, wenn er und Jen zusammen waren, ich weiß nicht warum. Jens Stimme war imposanter, Marks Worte klangen immer, als würden sie in seinen Mund reingehen statt raus, ich wartete, Mark sagte nichts. Er und Jen taten so, als würde Maria überhaupt nicht existieren, was mich überraschte. Ich ging rüber, ich ließ die Aufkleber und Umschläge liegen, ich stellte mich vor und fragte, ob ich irgendetwas für sie tun könnte. Sie sagte mir, ihr Auto würde nicht anspringen, sie fragte, ob wir ein Starthilfekabel hätten. Ich drehte mich zu Jen und Mark um, ich ging davon aus, dass sie die Frage gehört hatten, sie hatte nicht geflüstert, aber sie schauten beide nicht hoch, ich fragte sie, ob sie ein Starthilfekabel hätten, und Mark murmelte, dass sie keins hatten. Ich konnte nicht verstehen, warum er so unfreundlich war. Den Coffeeshop gab es genau für solche Situationen, um Fremde anzulocken, um mit vertrauten Dingen wie einem Kaffee Leute anzulocken, die dann vielleicht auch ein Wort oder zwei über Jesus und die Kirche hören wollten. Ich ging nach hinten in Scott Valdez' Büro und fragte ihn, ob er ein Starthilfekabel hatte. Hatte er. Er vergewisserte sich, dass ich wusste, wie man es benutzt, ich wusste das, ich bin kein Autofahrer, ich fahre nicht Auto, aber ich war immer gut mit Autos, es gab in Madera immer was für mich zu reparieren. Scott warf mir seine Schlüssel zu und wandte sich wieder dem zu, was er halt gerade machte, wahrscheinlich die Bibel lesen. Als ich aus Scotts Büro zurück in den Coffeeshop kam, hatte sich Maria bis in die Tür des
Coffeeshops zurückgezogen, sie war kaum zu sehen. Jen und Mark hielten den Blick gesenkt, sie erinnerten mich an die Leute an der Bushaltestelle, als ich Pommes und Cola für den Skateboarder gekauft hatte, der dann nicht auftauchte. Sie schenkten nichts Besonderem ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, das konnte man zehn Meter gegen den Wind erkennen.

    Sobald ich draußen war, sobald ich vor dieser kleinen Latina mit dunklem Haar stand, sobald ich sie im Tageslicht sah, merkte ich, dass sie mir Herzklopfen verursachte, was mich überraschte, aber weshalb ich ihr umso mehr helfen wollte und weswegen mich Jen und Mark noch mehr verwirrten. Ich nehme an, du wirst inzwischen den Begriff innere Schönheit gehört haben, die Leute reden gern von innerer Schönheit, um sicherzustellen, dass nicht alle nur der äußeren Schönheit verfallen, die oft eigentlich kein guter Hinweis darauf ist, wie jemand wirklich ist. Aber weißt du, es gibt gewisse Frauen, wenn man die sieht, wenn sie den Raum betreten, ist es ganz unwichtig, was für eine Persönlichkeit sie haben, es ist egal, ob sie kultivierte Denkerinnen mit Tiefgang sind, es ist egal, ob sie einfach nur gemein sind, man muss, man ist geradezu gezwungen, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Ob es einem gefällt oder nicht, man weiß immer, wo im Raum sie gerade sind. Maria war eine dieser Frauen, und sobald ich aufhörte, mir um Jen und Mark Gedanken zu machen, fiel es mir schwer, an irgendetwas oder irgendjemand anderen zu denken. Viele sagen Liebe auf den ersten Blick dazu, Paul Renfro nannte es später romantische
Liebe, wegen der, so sagte er, viele Gedichte und Lieder geschrieben wurden und die in Wirklichkeit eine Taktik zukünftiger Generationen war, rückwärts durch die Zeit Einfluss zu nehmen, um ihr Existenzrecht zu behaupten, seine Worte.

    Du kannst damit rechnen, dass du mindestens einmal im Leben darunter leiden wirst. Deine Mutter und ich, wie ich schon erwähnt habe, wir haben unsere Beziehung nicht gerade mit Liebe auf den ersten Blick begonnen, um ehrlich zu sein, haben wir das überhaupt nicht erlebt, was nicht bedeutet, dass wir nicht verliebt sind, was nicht bedeutet, dass wir keine echte Liebe gefunden haben, dauerhafte Liebe, Liebe, die bis ins hohe Alter angedauert hätte, wenn ich nicht in diesem Krankenhausbett gelandet wäre. Aber als Maria mich anschaute, und die Schlüssel in meiner Hand anschaute, und lächelte, nun,