Ein Mann von Welt
dass er und Maria keine Ahnung hatten, dass ich sie gesehen hatte. Weil ich schon immer Leute beobachte, seit der Grundschule beobachte ich Leute, war ich mir in dem Moment auch sicher, dass das nicht das erste Mal für Scott und Maria gewesen war, dass das schon eine ganze Weile lief und dass das, was ich da im Büro gesehen hatte, keine Ausnahme war, sondern die Regel. Was bedeutete, dass die Geschichte mit dem Starthilfekabel nichts mit der Schlacht zwischen Gut und Böse zu tun hatte. Es war einfach nur der Streit eines Pärchens gewesen.
TEIL FÜNF
Kassette 8, Seite a & b
Kassette 9, Seite a
FOLGEN
Genau so, wie diese Sachen normalerweise ablaufen, Paul Renfros Worte, schau dir den Trojanischen Krieg an. Mich interessierte der Trojanische Krieg nicht, ich wollte wissen, wann und wie Scott und Maria zusammengekommen waren. Auf diese Frage hatte Paul keine Antwort, außer dass Liebe blind macht, wirklich blind, sie verpasst einem nicht nur eine rosarote Brille, wenn es um Liebe geht, hat man keine Wahl, selbst wenn man denkt, man hätte eine, man kann die Brille nicht abnehmen und dann normal sehen, man muss es einfach akzeptieren. Scott und Maria konnten so wütend sein, wie sie wollten, sie konnten über Gut und Böse reden, bis sie heiser wurden, aber sie waren fest im Griff zukünftiger Generationen, die ihr Existenzrecht behaupteten, Pauls Worte. Wir saßen unterm Dach, ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, immer hochzuklettern, nachdem Tante Liz ihre Schlaftabletten genommen und professionell eingeschlafen war, um den Trost zu erleben, den nur wahre Freundschaft bietet. Nacht für Nacht besprachen Paul und ich alle möglichen Themen. Wenn ich gescheiter gewesen wäre, hätte ich unsere Gespräche aufgenommen, das wäre wertvoller für dich gewesen als dieses kleine Stück meiner Erfahrungen. Jedes zweite Ding aus Pauls Mund war etwas, was ich nicht verstand, mein Kopf füllte sich durchgehend mit seinen Worten. Die einzige Sache, über die wir nicht sprachen, waren seine Zettel, die vollgekritzelt von den Wänden und Dachträgern herunterhingen, er sagte nur, dass er end
lich die Zeit und den Raum gefunden hatte, um erfolgreich alle Gedanken und Ideen, die er auf diesen Zetteln und Blättern aufgeschrieben hatte, wiederaufzunehmen, zum ersten Mal seit Jahren war es ihm gelungen, sich in ein Duplikat seines früheren Ichs zu verwandeln, so dass er jetzt durch die Entwicklung von mehreren grundlegenden Fragen vorankommen und wirklich mit seinem Denken weitermachen konnte. Er beschrieb sein Denken als einen großen Felsen, so groß wie ein kleiner Berg, der immer am Rollen gehalten werden musste, der, wenn er mal anhalten sollte, möglicherweise nie wieder ins Rollen käme, wegen der Unterschiede zwischen den Koeffizienten statischer Reibung und kinetischer Reibung, Pauls Worte, an die ich mich erinnere, die ich aber immer noch nicht ganz verstehe. Im Gegensatz dazu glich das Denken der meisten anderen Menschen, mal angenommen, sie dachten überhaupt nach, mal angenommen, sie hatten ihre Verantwortung zu denken nicht ganz an den sogenannten gesunden Menschenverstand delegiert, ihr Denken, also das anderer Menschen, glich eher einem Steppenläufer. Es war nicht so dicht wie sein Denken und daher nicht so schwierig, nach vorne zu bewegen, aber auch sehr viel empfindlicher gegenüber den Launen wechselnder Winde.
Er sagte mir, das war ein paar Tage nachdem er unters Dach gezogen war, er sagte, das Einzige, was er brauchte und was der Raum unterm Dach ihm nicht zur Verfügung stellte, ein letztes Hindernis für sein Denken, war Bewegungsfreiheit, alles andere war ideal, aber sein Blut zirkulierte nicht frei, das war wahrscheinlich durch das Essen aus dem Fastfood-
Restaurant, das sein Blut verdickte, noch intensiviert worden, Pauls Worte. Oder es war die warme trockene Luft von Panorama City, aber Bewegungsfreiheit oder eher der Mangel daran war zu einem echten Hindernis geworden, dem letzten in einer langen Reihe von Hindernissen. Ich fragte ihn, ob er mal runterkommen wollte, ob er mal um den Block gehen wollte, ich hatte schon oft Spaziergänge um Tante Liz' Block gemacht, das war immer höchst ersprießlich gewesen, ich benutzte wahrscheinlich nicht dieses Wort, Paul brachte mir wahrscheinlich dieses Wort gerade bei, als ich ihm von den Spaziergängen erzählte, aber ich bot Paul auf jeden Fall an, ihm vom Dach zu helfen, damit er nachts durch die Straßen von Panorama City streifen konnte. Ich
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