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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben
Autoren: Heinz G. Konsalik
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es tun!«
    »Ich schlage ihm den Schädel ein!« sagte Willkes, der Hüne, dumpf. Er ballte die Faust – sie war wie ein Hammer aus altnordischer Sage.
    »Nicht so, Alex.« Tschocky schüttelte den Kopf. »Selbst da wird er uns überlegen sein … Du schlägst ihn nieder, kommst ins Zuchthaus, bist für dein Leben gesellschaftlich tot. Ein Totschläger auf dem Parkett? Ein Mörder Schwiegersohn des alten Hornunger?«
    »Wie willst du ihn umbringen, ohne ein Mörder zu sein?« fragte Schuhmann. Er besaß keine Stimme mehr. Zwei seiner Freundinnen hatte das Tonband entlarvt, und mehr noch … er hatte zweimal gehört, daß er ein Schwächling sei, ein schwitzender Schwätzer. Es klang fast wagnerisch.
    »Durch Erwin …«, sagte Tschocky und atmete tief durch. Der innere Druck, die Lähmung, diese schreckliche Taubheit ließ langsam nach. Lundthaims Kopf zuckte herum.
    »Ich?« rief er. »Wieso ich? Gut, ich schlage ihn vor die Fresse, aber töten? Ich übernehme mal die Chemischen Werke …«
    »Eben!« Tschocky lächelte versonnen. »Wir sollten uns mehr auf den Verstand verlassen. Was jetzt ins Spiel kommt, ist ein Intelligenz-Quiz. Bob ist ein Idiot. Sein Kapital sind seine Augen, seine Haare, seine Lippen, seine Stimme, seine Hände, sein Unterleib …«
    »Das wiegt Millionen auf!« sagte Schuhmann fast apathisch. »Damit kann ein Mann nie untergehen.«
    »Aber im Hirn ist er ein Schrumpfkopf! Hier ist er verwundbar.« Tschocky nahm das letzte Tonband vom Abspielteller und warf es weg in die Zimmerecke. Es war, als befreite er sich damit von einer Vergangenheit, an die er nie mehr erinnert werden möchte. »Erwin –«
    »Laß mich aus dem Spiel, Tschock!« rief Lundthaim.
    »Du fliegst morgen nach Hause und siehst dich in euren Labors um.«
    Lundthaim starrte Tschocky entgeistert an. »Bist du verrückt geworden?«
    »Wir werden Bob Barreis auf die eleganteste Art töten, die es gibt: durch sich selbst. Das Schicksal wird es uns nicht übelnehmen, wenn wir dazu die Grundlagen schaffen. Nur diese, Freunde … das andere wird Bob allein tun. Ich kenne ihn.«
    »Das hast du schon mal gesagt. Langsam wird's langweilig!« sagte Willkes. »Was heißt hier Grundlagen? Ein Schwein muß man schlachten.«
    »Man kann es auch ins offene Messer rennen lassen und weinend dabeistehen, wenn es verblutet. Wir werden ihm helfen – aber es wird nichts nutzen, es ist zu spät. Begreift ihr das?«
    »Nein!« schrie Schuhmann für die anderen zwei. »Nein! Nein!« Er verlor sichtlich die Nerven. Er sprang auf, trat auf den Tonbändern herum und benahm sich ausgesprochen hysterisch. »Alles nur Worte, Worte! Und jeder von uns weiß, daß er weitermacht, daß er uns die Mädchen immer wieder wegnimmt, daß wir gar nichts dagegen tun können, daß wir zu Marionetten werden, zu strampelnden Hampelmännern! Wir sollten ihn umbringen, wir alle vier zusammen …«
    »Genau das werden wir, aber nicht mit unseren eigenen Händen.« Tschocky lehnte sich lächelnd zurück. »Wir werden warten …«
    »Worauf?« knurrte Willkes.
    »Auf Claudette.«
    »Wer ist Claudette?«
    »Eine kleine, arme, dumme, süße, niedliche Hure.«
    »O je, o je … Sie hat die Syphilis und soll Bob anstecken. Wenn's so ist, lache ich mich tot! Tschock, du bist ein Idiot, nicht Bob!«
    »Sie ist ein sauberes Flittchen, aber sie frißt Heroin, Hasch, Opium, Meskalin, LSD und Morphium pfundweise, wenn sie's bekommt. Ich habe Claudette voriges Jahr kennengelernt … sie wollte keine hundert Francs, sondern einen ›Schuß‹. Ich habe ihr sechs Ampullen besorgt … seitdem bin ich ein kleiner Jesus für sie.«
    »Und so etwas kennt Bob nicht?«
    »Erstaunlicherweise nicht. Wir werden ihm Claudette ins Höschen schieben.«
    »Und dann?« Schuhmann schüttelte voll Unverständnis den Kopf. Er war noch immer wie gelähmt, nachdem er die Tonbänder zertreten hatte. Er stand mitten in den Kunststoffschlangen, die braun seine Schuhe umringelten, und machte den Eindruck, als würde er von ihnen langsam ausgesaugt. Von allen hier war er am sensibelsten, weil er bisher auf seine Männlichkeit soviel gegeben hatte. Seine Entthronung durch Bob Barreis kam einer Vernichtung gleich.
    »Dann?« Tschocky sprang auf, so plötzlich, daß alle zusammenzuckten. »Wir werden Bob in einem Strudel untergehen sehen … und seinen Schrei um Hilfe wird niemand hören.«
    Noch am Nachmittag flog Erwin Lundthaim nach Deutschland.
    Bob Barreis blieb in seiner Wohnung im Fiori-Hochhaus. Auch er
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