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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Teppich zerschellte.
    Er träumte von nackten, glitzernden, goldstaubgepuderten Frauenkörpern, die in seinen Armen zerschmolzen und zu goldenen Rosen wurden.
    Der Alkohol war gütig … er half mit, Bob Barreis zu belügen.
    Fritz Tschocky und seine Freunde merkten schnell, welchen Kriegszug Bob Barreis angetreten hatte. Immer, wo sie waren, tauchte auch Bob auf, stets brav im Hintergrund bleibend, beobachtend, abseits stehend, ein gewolltes Mauerblümchen. Er lungerte auf dem Golfplatz herum, im Hafen, auf den Caféterrassen, im feudalen Meerwasserschwimmbad des ›Club des Pirates‹, im Ballsaal des Hotels ›Imperial‹ und an der von Lampions umrandeten Tanzfläche der ›Grottes des fleurs‹.
    Bob Barreis tat nichts, und eben weil er nichts tat, fiel er überall auf. Die Frauen sahen ihn an, forschend, geradezu betroffen, rätselnd und vom Interesse an diesem schönen lockigen Jüngling mit den samtweichen Augen und den fein geschwungenen Lippen zerfressen. Mehr wollte Bob nicht … mit einem Lächeln, so traurig, daß jedem weiblichen Wesen, das ihn ansah, die Innenseiten der Schenkel zitterten, wandte er sich dann ab, ging langsam zu einem Tisch oder auch nur ein paar Schritte abseits, steckte sich eine süße, orientalische Zigarette an und schien mit den Sternen oder der Sonne eins zu sein. Ein Tropfen, der aus dem Himmel gefallen war unter diese rauhen Menschen.
    Wenn es sich zufällig ergab – und diese Zufälle waren immer zur Hand, denn nichts verkuppelt mehr als Neugier –, sprach er die Freundin Tschockys oder des Chemiekonzern-Erben Lundthaim an, sagte mit einer geradezu raffinierten Schlichtheit: »Ihre Augen sind unvergeßlich. Ich werde von ihnen unentwegt träumen« und traf eine Verabredung für den nächsten Tag.
    Es vergingen dann kaum drei Stunden – die Höchstzeit waren drei Stunden und 28 Minuten –, bis die Geliebten seiner ehemaligen Freunde auch seine Geliebten geworden waren. Sie benahmen sich in seinen Armen wie Tolle, überhäuften ihn mit zärtlichen Worten und stöhnten ihren Liebesschmerz herzzerreißend in ein verstecktes Mikrofon hinter der Uhr auf dem Nachttisch.
    Bob Barreis führte genau Buch über seine Eroberungen. Am Ende einer seligen Stunde, wenn die ›herrlichsten Wesen, die je aus einer Eizelle entstanden sind‹ (wie Bob die Frauen nannte, und was die Frauen faszinierte, denn sie hielten es für einen ungewöhnlichen Geist), aus seinem Apartment gegangen waren, sprach Bob mit ruhiger, fast geschäftlicher Stimme den Gipfelpunkt seiner Gemeinheit und seines erneuten Sieges:
    »Das war Rita Nordhold, die blonde Schwedin, die bis heute Fritz Tschocky gehörte.« Oder: »Sie hörten Lucia Sarelto, die Freundin von Alexander Willkes. Ich mache darauf aufmerksam, daß jedes ›Mamamama‹, das Sie auf dem Band hören, ein Orgasmus von ihr war!«
    Er hielt das grausame Spiel eine Woche lang durch. Zum erstenmal dachte er ökonomisch, teilte sich die Zeit ein … liebte am Tag und schlief in der Nacht, oder liebte in der Nacht und ruhte sich am Tag aus; er absolvierte seine ›Stehstunden‹ an Hafen, Bars, Tanzflächen, Schwimmbädern und Stränden genau nach einem Terminplan, der übermäßige Anstrengungen für ihn ausschloß, aber ein Maximum von Erfolg versprach. Am meisten wunderte er sich, wie anspruchslos diese Mädchen im Bett waren, wie schnell sie ihren Himmel herunterholten, so, als wenn Tschocky und seine Freunde auch nicht gerade zu den besten Bodenturnern zählten.
    Nach einer Woche packte Bob Barreis die Tonbänder in eine ebenfalls mit rotem Samt ausgeschlagene Kiste, die er sich extra von einem Modellschreiner anfertigen ließ, und schickte seinen Triumph über neun Unterleibe an Fritz Tschocky, z.Zt. Hotel Eden, Zimmer 101-103.
    Auch Bob legte einen Zettel bei.
    »Ich habe mich nicht mit einer Kugel begnügt … wer rechnen will, kann anfangen zu zählen.«
    Tschocky empfing das Päckchen, nachdem er mit Lundthaim, Willkes und Schuhmann – man nannte die Vier in Cannes bereits das ›Strich-Quartett‹ – vom Bad aus dem Meer zurückkam. Man hatte sich nach einer langen Nacht erfrischt, wollte sich nun umziehen und auf der Terrasse ein kräftigendes Frühstück einnehmen.
    »Von Bob!« sagte Tschocky sofort, als er die Tonbänder ansah. Er hatte den Zettel noch nicht gelesen, aber als er die wenigen Worte laut vortrug, wurde er sehr ernst und kniff die Augen zusammen.
    »Alex, hast du ein Tonbandgerät bei dir?« fragte er.
    Willkes nickte, rannte
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