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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein.«
    »Durch Betrug?«
    »Was ist Betrug?« Bob sah Lutz Adams schnell an, ehe er wieder auf die unter ihm wegrasende Straße starrte. »Wie lange kennen wir uns, Lutz?«
    »Fünf Jahre.«
    »Fünf lange Jahre, sieh an. Fünf Jahre lang habe ich gedacht, du seist ein Freund. Ein Scheißkerl bist du!«
    »Bob!« Lutz Adams knipste die Taschenlampe aus. Nur der schwache Schimmer der Instrumentenbeleuchtung und der Widerschein der sechs Halogenlampen erhellten das Innere der heulenden Blechrakete. »Halt an und laß mich weiterfahren. Du bist nervlich überreizt. Eine Streß-Situation, wie der Mediziner sagt.«
    »Bleib mir vom Leib mit deiner Scheißmedizin!« Bob Barreis trat mit der vollen Sohle auf das Gaspedal. Die Finger trommelten auf dem Lenkrad mit den Stahlholmen. »Wenn ich abbiege und dann in Monte Carlo als Sieger ankomme … du würdest mich in die Pfanne hauen, was? Du würdest überall erzählen: Er hat den Weg abgekürzt! Er ist ein Betrüger! Bob Barreis ist ein Lump! So ein schäbiger Freund würdest du sein, was? Nun sag schon die Wahrheit!«
    »Es wird nicht soweit kommen. Wir bleiben auf der vorgeschriebenen Straße.« Lutz Adams drehte sich im Sitzen zu Bob. Er ist wie von Sinnen, dachte er. Wenn ihn ein Nervenarzt so sähe, er würde ihm sofort eine Megaphen-Injektion geben und ihn ruhigstellen. Was ist nur in der letzten Zeit mit Bob los? Sein Blick gefällt mir nicht mehr. Er flackert, sieht an den Menschen vorbei, verirrt sich irgendwo, wohin ihm keiner folgen kann. »Halt an«, sagte er eindringlich und legte die Hand auf Bobs Arm. »Bob, sei kein gestochenes Nashorn … laß mich weiterfahren.«
    »Keinen Meter mehr! Mich wundert, daß du an deiner Ehrlichkeit noch nicht erstickt bist! Wie kannst du noch atmen, wo alles um dich herum vor Lüge stinkt. Eine Kloake von Lüge! Hast du's noch nicht gerochen? Du solltest mal zum Nasendoktor gehen. Deine Schleimhäute stimmen nicht mehr!« Bob lachte laut. Es war ein Lachen, das plötzlich eine erschreckende Erkenntnis schuf. Lutz Adams spürte, wie sich auf seiner Haut die feinen Härchen sträubten.
    Mein Gott, er ist verrückt, dachte er. Keiner hat es gemerkt. Wir hielten ihn alle für schwierig, exaltiert, ein bißchen überdreht, statt Hirn einen Kasten Geldscheine im Kopf. Goldköpfchen, bei dem es im Kasten klingelt, wenn er nickt. Aber sonst normal. Und plötzlich bricht es aus, ist da wie eine Lawine, die alles mitreißt.
    »Halt an!« schrie Adams und griff mit beiden Händen zu.
    »Loslassen!« Bobs Stimme kreischte. »Laß los!«
    Der Maserati schleuderte wieder, Adams klammerte sich an den Haltegriffen fest und zog die Beine an und den Kopf zwischen die Schultern. Noch einmal gelang es Bob, den Wagen abzufangen und in die Fahrtrichtung zu drücken. Mit kurzen Gasstößen und einem Wirbel von Lenkradausschlägen brachte er die kreischenden 240 Pferde wieder unter Kontrolle.
    Adams preßte die flachen Hände gegen die Stirn. Kalter Schweiß tropfte über seine Finger, als habe er den Kopf in Wasser getaucht. Fahren kann er, dachte Adams. Und Mut, verdammten Mut hat er auch. Wenn er in seinem Wagen sitzt und das Gaspedal runterdrückt, vergißt er, daß er sterblich ist wie andere. Dann ist er ein Gigant von Selbstbewußtsein. Ein Zwerg, der sich in einem Vergrößerungsspiegel betrachtet. Ein Wurm, der auf dem Rücken eines Elefanten reitet.
    »Noch einmal, und wir kleben wie Rotz am Felsen«, sagte Bob, starr auf die Straße blickend. »In sieben Minuten haben wir die Abzweigung erreicht.«
    »Ich steige vorher aus.«
    »Bitte.« Bob blickte ihn grinsend an. »Bei 120 auf vereister Straße ist das noch keinem gelungen. Verflucht, bleib sitzen! Faß mich nicht wieder an! Bevor wir abbiegen, bleibt zu klären, wie du dich in Monte Carlo benehmen wirst, wenn wir als Sieger einfahren.«
    »Ich werde die Wahrheit sagen.«
    »Brav, mein Säulenheiliger. Die Wahrheit ist aber auch, daß der Konkurs der Molkerei deines Vaters durch gefälschte Bilanzen ein stiller Erfolg wurde.« Bob Barreis nickte mehrmals, um diesen Worten Nachdruck zu geben. »Leugne es nicht … ich kenne die fatalen Unterlagen.«
    »Mir ist nichts davon bekannt.« Lutz Adams schloß die Augen. Unmöglich, durchfuhr es ihn. Das hätte Vater nie getan. Gefälschte Bilanzen, betrügerischer Konkurs? Wenn das wahr ist, fällt alles Fleisch vom Gesicht der Adams.
    »Blindheit ist kein Alibi für Unwissenheit. Blinde können hören, riechen, fühlen. Lutz, ich schlage

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