Ein Mann wie Mr Darcy
verstehen, dass er sich angesichts meines öffentlichen Gefühlsausbruchs höchst unwohl fühlt.
Andererseits kann er ja nichts dafür, oder? Er tut mir fast ein bisschen leid.Vermutlich liefen die Ladys in seiner Zeit nicht durch die Gegend und warfen sich Männern in die Arme, in der Erwartung, fest gedrückt zu werden. Stattdessen bestickten sie artig ihre Tüchlein oder so.
Er schluckt, sieht auf und blickt mir in die Augen. »Ich habe mir große Sorgen um Sie gemacht, Emily. Gestern Nacht bin ich zu den Ställen zurückgeritten, in der Hoffnung, dass Sie wohlbehalten zurückgekommen sind. Als ich Lightning fand, aber keine Spur von Ihnen, bin ich zu Ihrem Hotel geritten. Doch da auch kein Licht mehr in Ihrem Fenster brannte und es inzwischen auch schon recht spät war -«, er holt tief Luft und sammelt sich. »Es erleichtert mich ungeheuer, Sie bei guter Gesundheit zu finden.«
Oh Gott. Bei allem, was seitdem passiert ist, habe ich vollkommen vergessen, dass er das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, von seinem Pferd abgeworfen worden war. Und ich habe nicht einmal gefragt, wie es ihm geht. Ja, schlimmer noch, bis zu diesem Augenblick habe ich nicht einmal darüber nachgedacht.
»Danke sehr.« Ich lächle dankbar. »Aber was ist mit Ihnen? Ich habe gesehen, wie Sie vom Pferd gefallen sind -«
»Abgeworfen«, fährt er mich aufgebracht an.
»Oh ja, richtig, abgeworfen«, wiederhole ich leicht pikiert über seine brüske Zurechtweisung.
»Glücklicherweise bin ich ein recht geübter Reiter und konnte daher eine Verletzung vermeiden.«
»Was für ein Glück!«
»Oh, das hatte nichts mit Glück zu tun«, erklärt er überheblich.
Merk dir das, Emily.
Eine Zeile aus Stolz und Vorurteil über Mr. Darcy kommt mir plötzlich in den Sinn: »Dass ein so vornehmer junger Mann von Familie und Vermögen und mit vielen anderen Vorzügen eine gute Meinung von sich selbst hat, wundert mich gar nicht. Ich finde, es ist sein gutes Recht, stolz zu sein.«
Das finde ich aber nicht, denke ich verärgert.
»Und haben Sie bereits zu Mittag gegessen?«, erkundigt er sich.
Sein Ton ist wieder höflicher, trotzdem bin ich in Versuchung, bockig zu sein und die Frage zu bejahen, weil ich über seine Überheblichkeit noch immer ein wenig ärgerlich bin. Arroganz ist eine der Eigenschaften, die mich am meisten auf die Palme bringen. Andererseits habe ich heute außer der Tasse Kaffee beim Frühstück noch nichts in den Magen bekommen.Wie auf ein Stichwort gibt er ein leises, vorwurfsvolles Grummeln von sich.
»Nein, noch nicht«, murmle ich.
»Exzellent. Ich habe uns eine Kleinigkeit mitgebracht.« Er nickt und geht mit weit ausholenden Schritten zu seinem Pferd hinüber.
Bestürzung erfasst mich. Oh nein, nicht schon wieder. Ich glaube nicht, dass mein Hintern einen weiteren Ausritt durchsteht. Diesmal werde ich es gleich sagen und mich weigern.
»Kein Grund, so besorgt dreinzuschauen«, fügt er beim Anblick meiner Miene hinzu, »es ist nicht wie die letzte Überraschung.«
Er hebt einen kleinen Weidenpicknickkorb herunter und zieht eine dicke Wolldecke aus einer seiner Satteltaschen. Er faltet sie auseinander und legt sie auf den Boden, sorgsam darauf bedacht, dass kein Fältchen darauf zu sehen ist. Dann löst er die Lederriemen um den Picknickkorb und beginnt, verschiedene Dinge auszupacken. »Wir haben etwas Brot,Weintrauben, Käse, Gänseleberpastete und eine Flasche Bordeaux, um das alles herunterzuspülen …«
»Oh, wow.« Ich bin ziemlich beeindruckt.
»… hier sind auch Besteck und Teller...«, fährt er fort.
Vergessen Sie Plastikgeschirr. Er hat echte Silbermesser und -gabeln und weißes Porzellan mitgebracht.
»… und noch eine Kleinigkeit für Sie, damit Sie nicht frieren«, ergänzt er und rollt einen großen Pelz aus.
»Wie nett von Ihnen«, erkläre ich lächelnd, während mich eine Woge der Zuneigung erfasst. Er kann manchmal ein bisschen arrogant sein? Na und? Er ist ebenso aufmerksam und rücksichtsvoll, sage ich mir, während er sich neben mich ins Gras setzt und den Pelz über meine Beine breitet.
Sorgfältig beginnt er, die Teller zu arrangieren, zieht ein schmales Silbermesser mit Perlmuttgriff hervor und schneidet mit chirurgischer Präzision kleine Käsestückchen und dünne Brotscheiben ab. Dann öffnet er das Glas mit der Pastete, schüttelt eine gestärkte weiße Serviette auseinander und wischt sorgfältig den Rand ab, um auch noch den letzten unsichtbaren Klecks Pastete zu
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