Ein Mann wie Mr Darcy
entfernen. Dann kommen die Trauben an die Reihe. Jede einzelne wird begutachtet, bevor er jeweils genau drei Beeren abpflückt und sie künstlerisch vollendet auf dem Teller dekoriert.
Fasziniert beobachte ich ihn. Meine Güte, denke ich, als er mir meinen Teller reicht, alles so sauber und ordentlich.
»Vielen Dank.« Lächelnd schiebe ich mir eine Traube in den Mund. Mmhm, lecker. Ich breche ein Stück Käse und Brot ab, ehe ich einen Blick zu Mr. Darcy hinüberwerfe, der mit Messer und Gabel eine Beere in exakt zwei Hälften teilt und ein kleines Stückchen Käse abschneidet, ehe er beides mit der Gabel aufspießt und es sich vorsichtig in den Mund schiebt.
Seine Manieren sind tadellos. Peinlich berührt stopfe ich mir schnell den Rest des Käses und des Brotes in den Mund, bevor er es merkt, wobei die Krümel auf meinen Mantel rieseln. Oh Gott, ich bin ein solches Schwein! Als ich die Krümel abklopfe, bemerke ich, dass er mich fragend mustert.
»Chaotischer Esser!«, erkläre ich mit einem dümmlichen Lachen.
Ich warte darauf, dass er einstimmt, doch stattdessen sagt er nur: »Das sehe ich«, und isst weiter.
Leichtes Unbehagen beschleicht mich, aber ich schiebe es beiseite und greife nach Messer und Gabel. Ich will es ihm nachtun und spieße eine Traube mit meiner Gabel auf, doch als die Zinken die Haut durchstechen, spritzen prompt Saft und Kerne nach allen Seiten. Und landen auf Mr. Darcys weißem Hemd. Na ja, das musste ja so kommen, oder?
»Oh, Scheiße«, stöhne ich entsetzt.
Er runzelt die Stirn, legt sein Messer beiseite und beginnt, den gestärkten weißen Baumwollstoff mit seiner Serviette abzutupfen.
»Meine Güte, das tut mir ja so leid«, entschuldige ich mich weiter.
»Alles in bester Ordnung, kein Grund zur Besorgnis«, sagt er, immer noch tupfend.
»Ich bin sicher, die Flecken lassen sich auswaschen«, versuche ich ihn zu beruhigen.
»In der Tat«, nickt er, gießt etwas Wasser auf die Serviette und wendet sich wieder dem Fleck zu.
Den man sowieso kaum noch sehen kann, denke ich, als ich ihn weiter herumfummeln sehe. Mittlerweile regt sich wieder ein Anflug vonVerärgerung in mir. Jetzt übertreibt er aber ein wenig, oder nicht? Ich meine, es ist doch bloß ein Spritzer Traubensaft.
»Wenn Sie nach Hause kommen, geben Sie einfach ein bisschen Salz darauf und weichen es im Waschbecken ein …«
»Vielen Dank, ich werde es einem der Bediensteten vorschlagen.«
»Bedienstete?«, quieke ich. Meine Güte, ich hatte ja völlig vergessen, wie piekfein der Mann ist.Wer um alles in der Welt hat außer der Queen noch Bedienstete?
»Natürlich«, antwortet er. »Gewiss haben doch auch Sie Bedienstete zu Hause in Amerika?«
Die Vorstellung ist so komisch, dass ich ein Lachen unterdrücken muss. Ich versuche, mir ein Leben mit einem Butler und einem knicksenden Hausmädchen in meinem kleinen New Yorker Apartment vorzustellen. Es gelingt mir nicht. Es wäre nie im Leben genug Platz.
»Eigentlich nicht. Man bekommt heutzutage einfach kein Personal mehr für so etwas«, witzele ich grinsend.
Nicht einmal der Anflug eines Lächelns. Allerdings ist er auch beschäftigt damit, mir ein Glas Wein einzuschenken, und hat mich wahrscheinlich nicht gehört, denke ich, während ich beobachte, wie gewandt er die Flasche dreht, damit kein Tropfen daneben geht. Genau so, wie ich es aus dem Restaurant kenne.
Die nächsten Minuten bringe ich damit zu, eine weitere Traube um meinen Teller zu jagen, ehe ich aufgebe und genervt mein Besteck beiseitelege. Ich meine, wir sind hier schließlich bei einem Picknick und nicht in einem superschicken Gourmettempel, oder? Ich breche ein Stück vom Brot ab und benutze es, um die Pastete aus dem Glas zu schaufeln. »Oh, das ist ja köstlich«, erkläre ich begeistert. »Haben Sie das selbst gemacht?«
»Nein, mein Koch.«
Ach ja, klar. Wieder die Bediensteten. Die hatte ich schon wieder vergessen.
»Ich muss mir das Rezept besorgen«, sage ich, als Versuch, die Stimmung etwas aufzulockern. »Und es mit nach Amerika nehmen.«
»Wann reisen Sie ab?«
»In ein paar Tagen. Morgen fahren wir nach Norden, um Lyme Park kennen zu lernen, und am Mittwochabend geht es nach New York zurück.«
»Können Sie Ihren Aufenthalt denn nicht verlängern?«
»Das würde ich gern -«, sage ich, als mir Mrs. McKenzies Mail wieder einfällt. »Aber, nein, ich kann nicht.« Mit einem Mal beschleicht mich die vertraute Besorgnis wieder. Ich nehme einen großen Schluck Wein und starre
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