Ein Mann wie Mr Darcy
dies das Ende der Geschichte war, doch es ging noch weiter.
Sechs Wochen später wurde Ernie verhaftet, als er versuchte, nach Großbritannien zurückzukehren. Es stellte sich heraus, dass Mum nicht die einzige Frau war, die er betrogen hat. Dutzende hatten sich bei der Polizei gemeldet. Sie alle erzählten die gleiche Geschichte – er sei Witwer, sie hätten heiraten wollen, zusammen ein Haus kaufen, aber er hatte seinen Anteil an der Anzahlung nicht bereit gehabt … du siehst, worauf das hinausläuft, oder?
Mum war nicht bei der Gerichtsverhandlung, aber ich. Doch wenn ich gedacht hatte, er würde Reue zeigen, hätte ich mich nicht mehr irren können. Er entschuldigte sich nicht bei seinen Opfern, bat nicht um Vergebung oder zeigte auch nur einen Hauch von Scham über das, was er getan hatte. Als er am ersten Tag den Gerichtssaal verließ, besaß er sogar die Frechheit, den Reportern zuzulächeln.
Das war der Augenblick, als ich zugeschlagen habe.
Ich konnte nicht anders. Irgendein Schalter in meinem Innern hat sich einfach umgelegt. Ihn nach allem, was meine Mutter wegen ihm durchgemacht hatte, grinsend dastehen zu sehen, war zu viel für mich. Ich bin vor die Reporter gesprungen und habe ihm sein Lächeln aus dem Gesicht geprügelt. Natürlich wurde ich sofort verhaftet, aber aufgrund der Umstände ließ es die Polizei bei einer Verwarnung bewenden. In meinem ganzen Leben bin ich noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, abgesehen von ein paar Strafzetteln wegen Falschparkens, aber ich bedaure es bis zum heutigen Tag nicht. Ich will mein Handeln nicht rechtfertigen, aber so wie ich das sehe, ist Ernie, nach allem, was er getan hat, noch gut davongekommen.
Am 24. März 2002 wurde er schuldig gesprochen und wegen Betrugs und Diebstahls zu sechs Jahren verurteilt. Außerdem wurde ihm auferlegt, meiner Mum das ganze Geld zurückzuzahlen, zuzüglich der Prozesskosten, zusammen mit dem Geld, das er den anderen Frauen gestohlen hatte. Darauf hat er Privatkonkurs angemeldet. 18 Monate später wurde er wegen guter Führung entlassen.
Es heißt, die Zeit heilt alle Wunden, aber ich glaube nicht, dass meine Mum jemals über das hinwegkommen wird, was Ernie ihr angetan hat. Und ich weiß, dass ich ihm ganz bestimmt nie vergeben werde. Als ich ihn nach all der Zeit auf dieser Tour wiedergesehen habe, wollte ich ihn umbringen, das gebe ich zu. Oder ihn zumindest windelweich prügeln. Aber wir wissen, wie das Rechtssystem funktioniert. Ich hatte schon eine Verwarnung. Hätte ich ihm auch nur ein Haar gekrümmt, wäre ich ins Gefängnis gewandert. Mir persönlich wäre das egal gewesen, das wäre es mir wert gewesen, um noch einmal das Lächeln aus seinem Gesicht zu prügeln, aber Mum hatte genug Kummer in ihrem Leben. Sie sollte mich nicht vor Gericht sehen, wo alles wieder ans Licht gezerrt werden würde.
Also beschloss ich, ihn einfach zu ignorieren. Ihm aus dem Weg zu gehen. So zu tun, als gäbe es ihn gar nicht.
Aber dann habe ich ihn an diesem einen Abend mit Maeve gesehen. An der Art, wie er sich gab, so witzig und lachend, wie er ihr Bilder von seinen Enkelkindern zeigte, konnte ich sehen, dass er seine Lektion nicht gelernt hatte. Er hat sich ganz genau so verhalten wie meiner Mutter gegenüber. (Übrigens, nur fürs Protokoll, das sind nicht seine Enkelkinder. Er hat gar keine. Noch hatte er jemals eine Frau, die durch einen tragischen Unfall ums Leben gekommen ist. Und dieser Verlobungsring, der angeblich seiner Mutter gehört hatte? Gestohlen von einer seiner ›Ex-Verlobten‹.) Ich konnte es nicht ertragen, zuzusehen, wie er es noch einmal tat. Jemanden wie Maeve zu übervorteilen.
Also habe ich an jenem Morgen im Bus auf dem Weg zur Winchester Cathedral beschlossen, ihr von meiner Mum zu erzählen. Sie war schockiert.Wer wäre das nicht gewesen? Wahrscheinlich war sie auch enttäuscht und traurig, und das tut mir leid. Aber so, wie ich es sehe, habe ich sie davor bewahrt, am Ende nur noch tiefer verletzt zu werden. Maeve wird nie das durchmachen müssen, was meine Mutter und all diese anderen Frauen durchgemacht haben.
Bis heute hat meine Mum keinen Penny von diesen 30 000 Pfund gesehen. Sie wird bald in Rente gehen, und es sollte ihr Notgroschen sein, aber mir ging es ehrlich gesagt nie um das Geld. Geld ist nur Geld, aber ein gebrochenes Herz kann man nicht mit Geld aufwiegen, oder?
Ich weiß, was du jetzt denkst. Mein Wort steht gegen seins, stimmt’s? Und er ist der nette alte Mann, und ich
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