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Ein Mann wie Mr Darcy

Ein Mann wie Mr Darcy

Titel: Ein Mann wie Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Potter Alexandra
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furchteinflößende Frau, deren Kopf über dem Rand der Kopfstütze vor mir erscheint. Im Gegensatz zu den anderen hat sie pechschwarz gefärbtes Haar, das zu einer beeindruckend exakten Kleopatra-Frisur geschnitten ist, und auf ihren Lippen glänzt eine dicke Schicht dunkelroter Lippenstift. Obwohl sie bestimmt über 70 ist, steht es ihr.
    »Entschuldigung?«
    »Das hat man während des Krieges über die Yankees gesagt«, erklärt sie, während ihre dunklen, neugierigen Augen unter den falschen Wimpern und den nachgezogenen Augenbrauen funkeln. »Und ich muss das wissen, ich habe schließlich einen geheiratet.«
    Johlendes Gelächter breitet sich im Bus aus.
    Sie streckte eine dickliche Hand aus, die mit Diamanten in der Größe von Schlagringen bestückt ist. »Rose Bierman.«
    »Emily Albright.«
    Ihr Händedruck ist fest und unnachgiebig, und mich beschleicht das sichere Gefühl, dass sie mich abschätzt.Wie witzig, denn dabei hatte ich gedacht, ich sei diejenige, die sie abschätzig betrachtet.
     
    Zehn Minuten später sitzen wir immer noch im Bus. Es ist noch ein freier Platz übrig, und wir warten auf den letzten Reisenden. Anscheinend kommt er aus dem Zentrum Londons, weshalb er jede Minute hier sein müsste.
    Plaudern erfüllt das Innere des Busses, das von einer aufdringlichen Mischung aus Parfümen erfüllt ist. Ungeduldig sehe ich auf die Uhr. Wie lange dauert es denn noch? Ich schaue mich um, in der Annahme, überall unzufriedene Gesichter zu erblicken, aber alle scheinen sehr zufrieden damit zu sein, Schachteln mit Keksen herumzureichen (die seltsamerweise ›custard creams‹ genannt werden, was immer das auch sein soll), Fotos ihrer Enkelkinder auszutauschen und Kleider aus einem Laden namens M&S zu vergleichen. Einige sind sogar eingenickt, bemerke ich, und schnarchen leise mit in den Nacken gelegten Köpfen und offen stehenden Mündern.
    »Ah … darf ich Ihnen ein Midget Gem anbieten?«, fragt Maeve schüchtern und schüttelt eine Tüte vor mir.
    »Nein, danke.« Ich lächle, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, was ein Midget Gem ist, lehne aber trotzdem ab. Wo um alles in der Welt bleibt diese Reisende nur? Ich bin den ganzen Weg von New York hierhergekommen, und habe es auch geschafft, pünktlich zu sein.Weshalb braucht sie dann so lange?
    Ärgerlich presse ich meine Wange gegen die Fensterscheibe und suche mit den Augen verzweifelt den Parkplatz nach einem Hinweis auf eine Frau im Rentenalter ab. Aber der Parkplatz ist leer. Keine kurzgeschnittene, graugelockte Dauerwelle. Kein lila Pullover aus diesem seltsamen Laden namens M&S. Nichts. Nichts als Pfützen, weil es anfängt zu regnen.
    Ich lasse mich in meinen Sitz zurückfallen. Normalerweise würde mir so etwas nicht viel ausmachen, aber ich habe einen Flug über den Atlantik hinter mir und bin erschöpft. Ich will nur so schnell wie möglich ins Hotel und mich frisch machen. Aber da ich sowieso keine Wahl habe, ziehe ich mein Stolz und Vorurteil heraus. Gähnend glätte ich das Eselsohr an der Seite und lese weiter, wo ich aufgehört hatte. Es ist die Stelle über Mr. Darcy beim Ball …
     
    »(...) Während der ersten Hälfte des Abends wurde er sehr bewundert, aber dann rief sein Benehmen Empörung hervor, welche die Woge der Beliebtheit abflauen ließ; man fand nämlich heraus, dass er stolz war, erhaben über die anwesende Gesellschaft und über die ihm erwiesene Freundlichkeit. Und nicht einmal sein riesiger Besitz in Derbyshire konnte ihn nun davor retten, abstoßende, widerliche Züge zu haben und seinem Freund nicht das Wasser reichen zu können.«
     
    Eine laute Männerstimme vor dem Busfenster erregt meine Aufmerksamkeit. Ich werfe einen Blick nach draußen und sehe einen Mann mit einer Aktenmappe, einer Laptop-Tasche und einer großen Reisetasche aus einem kleinen roten Renault klettern. Ein hoch gewachsener Kerl, unrasiert und ungekämmt, dessen Hemdzipfel aus seinen ausgebeulten Freizeithosen hängen, sodass ein kleines Stück von seinem Bauch zu sehen ist, als er sich in den Wagen beugt.
    Am Steuer sitzt eine makellose Blondine in einem engen schwarzen Rollkragenpullover und mit rot geschminkten Lippen. Sie starrt geradeaus durch die Windschutzscheibe, ohne auf ihn zu achten, während er irgendetwas brüllt, was ich nicht richtig verstehe. Ich frage mich, worüber die beiden wohl so lautstark streiten. Fasziniert beobachte ich sie eine Weile, bevor mir bewusst wird, dass es unhöflich ist. Ich wende mich wieder

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