Ein Mann wie Mr Darcy
damit. Du machst dich lächerlich. Das ist verrückt. Dieser Typ ist offensichtlich durchgeknallt, und das färbt auf dich ab! Komm schon, reiß dich zusammen.
Plötzlich kommt mir eine Idee. Ich beuge mich nach unten und beginne, in meiner Tasche zu wühlen, bis ich finde, wonach ich suche – mein Exemplar von Stolz und Vorurteil. »Mr. Darcy ist eine Figur aus einem Buch. Diesem Buch«, verkünde ich laut, als wollte ich meine verrückten Gedanken auf diese Weise zum Schweigen bringen.
Er sieht aufrichtig überrascht aus. »Ich? Komme in einem Buch vor?«
»Ja, von Jane Austen. Es handelt von Ihnen – ich meine, von Mr. Darcy«, korrigiere ich mich schnell. Mein Gott, jetzt fange ich auch schon an. »Sehen Sie selbst.«
Ich drücke ihm das Buch in die Hand. Nun wird sich gewiss irgendeine vernünftige Erklärung ergeben. Diesen Beweis kann er nicht abstreiten, oder?
Eine Weile sitzt er reglos da, kerzengerade, das schmale Bändchen in Händen, einen misstrauischen Ausdruck auf dem Gesicht.
»Das soll ein Buch sein?«
Ich nicke fieberhaft.
»Wie seltsam. Es hat keinen Einband«, stellt er völlig verblüfft fest.
»Haben Sie noch nie ein Taschenbuch gesehen?«, frage ich ungeduldig, als mich die Erkenntnis wie ein Schlag trifft.
Zu Darcys Zeit waren Bücher in Leder gebunden und Taschenbücher noch gar nicht erfunden, was erklären würde -
Hastig schiebe ich den Gedanken beiseite.Wie gesagt – es ist unmöglich.
Langsam dreht er das Buch herum. Er fährt mit dem Daumen über den Umschlag, runzelt die Stirn, dann klappt er es vorsichtig auf und schlägt die erste Seite um. Ich sehe, wie seine Augen den Text überfliegen.Versunken blättert er einige weitere Seiten durch. Noch immer wirkt er zutiefst bestürzt.
»In der Tat, Sie haben Recht«, sagt er nach einer Weile langsam.
»Ich weiß«, antworte ich voller Genugtuung. Doch da ist noch etwas anderes: eine Spur von Enttäuschung. Er hatte mich fast so weit, dass ich ihn für real gehalten hatte. Doch nun wird mir klar, dass sich ein Teil von mir – ein sehr großer sogar – gewünscht hätte, es wäre so. Okay, es ist vollkommen verrückt und unmöglich und absolute Fantasterei, aber welches Mädchen würde nicht gern den echten Mr. Darcy kennen lernen?
Er hebt den Kopf. »Ich komme in einem Buch vor. Und nicht nur das, auch meine lieben Freunde, Mr. Bingley und seine Schwester …« Das aufgeschlagene Buch auf den Knien, blickt er wieder auf die Seiten hinunter, als ein kaum wahrnehmbares Lächeln um seine Mundwinkel zu spielen beginnt. »Ich muss zugeben, es ist höchst schmeichelhaft, dass jemand ein Buch über mich geschrieben haben soll.«
Äh, Moment mal, mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet.
»Vielen Dank, dass Sie es mir gezeigt haben. Ich fühle mich geehrt. Das ist doch ein Kompliment, nicht wahr?«, fährt er fort und sieht mich an. Sein Stolz ist unüberhörbar, und ich muss zugeben, dass er ein klein wenig selbstgefällig klingt. »Auch wenn es Ihre Theorie, dass ich nicht existiere, eher widerlegt«, fügt er augenzwinkernd hinzu. »Ich existiere nicht nur hier in Fleisch und Blut, sondern auch noch schwarz auf weiß in diesem Buch.«
Vollkommen überrumpelt öffne ich den Mund, um etwas zu sagen, auch wenn ich nicht recht weiß, was. Hat dieser Kerl völlig den Verstand verloren? Zugegebenermaßen scheint er, abgesehen von seiner Kleidung, völlig normal zu sein, und ist wirklich attraktiv. Meine Güte, das wäre wieder einmal typisch für mich, oder? Endlich begegne ich jemandem, bei dem es ernsthaft funkt, und prompt entpuppt er sich als völlig durchgeknallt.
»Doch da ist noch etwas, das ich nicht verstehe …«
Ich kehre zurück in die Gegenwart, um meinen dunkeläugigen, gutaussehenden Fremden das Buch durchblättern zu sehen. Sein Lächeln ist verflogen. »Warum sind die restlichen Seiten leer?«
»Leer?«
Oh mein Gott, ich hatte Recht. Er ist verrückt.
»Sehen Sie.«
Mit wachsender Verzweiflung beobachte ich, wie er mir das Buch hinhält und durch die zweite Hälfte blättert.
Typisch, absolut typisch …
Moment mal.
Anstatt mit Text bedruckt zu sein, sind alle Seiten völlig leer, stelle ich entsetzt fest.
Aber wie ist das möglich? Das ist völlig ausgeschlossen.
Mit einem Mal gerate ich ins Wanken. Erste Zweifel keimen in mir auf. Irgendetwas Unheimliches geht hier vor. Ich habe das Buch gerade noch im Bus gelesen. Es war alles in Ordnung mit diesem Buch, doch jetzt -
»Wie haben Sie das
Weitere Kostenlose Bücher