Ein Mann wie Mr Darcy
gemacht?«, keuche ich und reiße es ihm aus der Hand.
»Ich habe nichts getan«, verteidigt er sich.
Ich blättere in dem Buch, als würde ich erwarten, dass der Rest der Geschichte wieder erscheint, doch die Seiten bleiben unerbittlich leer. Es müssen mehrere Hundert sein.Weiße, leere Seiten. Ungläubig starre ich sie an, zermartere mir das Hirn nach einer rationalen Erklärung. Doch es gibt keine. Wie können Wörter einfach so von einer Buchseite verschwinden? Sich in Luft auflösen?
»Ist das irgendein Trick?«, rufe ich verwirrt. Ich habe meinen Dad schon Spielkarten im Ärmel verschwinden lassen sehen, aber Buchseiten? »Sind Sie Magier oder Zauberkünstler wie David Blaine oder so was?«
Er macht ein beunruhigtes Gesicht. »Ich fürchte, ich kenne diesen Mr. Blaine nicht, aber ich versichere Ihnen: Ich bin Mr. Fitzwilliam Darcy.Warum wollen Sie mir das denn nicht glauben?«
»Aber, wenn das stimmt, wie …?« Ich verstumme. Mir schwirrt der Kopf. Ich komme mir vor wie ein Hamster in seinem Rädchen, gefangen in meiner eigenen Verwirrung. Runde um Runde laufe ich auf der Suche nach Antworten, komme aber kein Stück voran. Ich massiere mir die Nasenwurzel. »Es ergibt einfach keinen Sinn«, murmele ich kopfschüttelnd.
»Miss Albright?«
Plötzlich nehme ich den Schatten wahr, der auf mich fällt, fahre auf der Bank herum und erblicke Miss Staene, die neben uns steht.
»Haben Sie mitbekommen, was ich zu Ihnen gesagt habe?«
Wie lange steht sie schon da? Ich war so auf Mr. Darcy fixiert, dass ich sie nicht habe kommen hören. Ich wende mich wieder Mr. Darcy zu, um ihm zu erklären -
Doch die Bank neben mir ist leer …
»Ich habe gesagt, dass wir jeden Augenblick abfahren.Wenn Sie sich nicht beeilen, verpassen Sie die Gelegenheit, einen unserer wichtigsten Literaturschauplätze zu besuchen …«
Wo ist er hin?, frage ich mich zutiefst enttäuscht. Mit klopfendem Herzen streiche ich mit der Hand über den Platz neben mir. Die Stelle, an der er gesessen hat, ist immer noch warm. Ich kann ihn mir nicht nur eingebildet haben. Und doch – ich lege mir die Hände um den Hals – ist sein Schal auch nicht mehr da.
»Miss Albright?«
»Ähm … ja, ich komme.«
»Dann, auf geht’s, los, los«, ruft sie munter und klatscht nachdrücklich in ihre zarten, lederbehandschuhten Hände. »Ich bin sicher, Sie werden begeistert von den Glasmalereien sein.« Sie mustert mich argwöhnisch.
»Alles in Ordnung?«
»Äh … ja, mir war nur ein wenig schwindlig, aber jetzt ist alles wieder in Ordnung …«, antworte ich und versuche, so ruhig wie möglich zu klingen. Ich massiere meine schmerzenden Schläfen.Wir haben es nicht einmal geschafft, uns für ein nächstes Mal zu verabreden. Mit zittrigen Beinen stehe ich auf. Sofern er überhaupt real war.
»Verzeihen Sie, wenn ich indiskret bin, aber ich habe mitbekommen, dass Sie gestern Abend den Pub im Ort aufgesucht haben?«
Meine Güte, was ist denn nur mit allen los? Ich bin so was wie das Gesprächsthema Nummer eins der Reisegruppe.
»Stimmt, ich bin mit Maeve losgezogen. Wir beiden Single-Mädels«, erkläre ich scherzhaft.
Wenn ich erwartet hatte, dass sie das missbilligt, habe ich mich geirrt. »Wie schön. Freundschaft ist gewiss der beste Balsam gegen Herzeleid«, sagt sie weise, ehe sie sich vertraulich zu mir herüberbeugt. »Ich würde dennoch dazu raten, sich in Zukunft vom Cider fernzuhalten.«
Oh mein Gott, wer hat ihr das erzählt? »Also, auf, auf. Sind Sie fertig?«, bellt sie. Therapiestunde beendet.
»Ja, natürlich.« Ich sauge die frische Luft tief in meine Lungen, schiebe die Hände in die Taschen und wende mich zum Gehen. »Oh sehen Sie nur«, ruft Miss Staene und zeigt auf etwas, das halb verdeckt im Gras unter der Bank liegt.
»Was ist das?«
»Er muss seinen Schal fallen gelassen haben«, bemerkt sie beiläufig, bevor sie mit energischen Schritten auf die Kathedrale zustrebt.
Ich lausche dem Rhythmus ihrer Schritte auf dem Kies und bücke mich, um ihn aufzuheben. Also habe ich mir all das doch nicht nur eingebildet. Schmetterlinge flattern in meinem Bauch, als ich meine Nase hineindrücke. Er riecht genau wie er. Dieselbe unverwechselbare Mischung aus Eau de Cologne und Rasiercreme. Schnell stopfe ich den Schal in meine Manteltasche und haste hinter meiner Reiseleiterin her. Erst da fällt mir etwas auf. Moment mal.
»Miss Staene -«
Miss Staene, die gerade durch das Portal treten will, dreht sich um. »Ja?«
»Sie sagten
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