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Ein Mann wie Mr Darcy

Ein Mann wie Mr Darcy

Titel: Ein Mann wie Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Potter Alexandra
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letzte.
    Ich denke immer, durch diese Tür zu treten ist, als gehe man durch einen Wandschrank und komme nach Narnia. Draußen tobt die Hektik des New Yorker Alltags, aber sobald die Türklingel ertönt, lässt man die Realität hinter sich und betritt die Welt der Fantasie.
    McKenzie’s hat nur einen einzigen, kleinen Verkaufsraum, der jedoch vor Lesestoff in allen Variationen schier überquillt. Die Wände säumen vom Boden bis zur Decke reichende Bücherregale voller Taschenbuch-Bestseller, Rücken an Rücken mit Erstausgaben, Fachbüchern und seltenen Publikationen. In der Mitte des Raumes steht ein ausladender Zeichentisch, auf dem sich aufwändig fotografierte Bildbände türmen.
    Mein Lieblingsplatz ist am Fenster. Dort, direkt neben den Zeitschriftenregalen mit Magazinen aus aller Welt, steht ein altes, lederbezogenes Chesterfield-Sofa. Abgenutzt und in der Mitte durchgesessen, ist dies der Platz, wo über die Jahre Tausende von Kunden für jene Augenblicke ihrem gewohnten Leben entflohen sind, die man braucht, um im ersten Kapitel des neuesten Thrillers zu schmökern oder sich von einer einzigen Zeile eines wunderschönen Gedichts anrühren zu lassen.
    Seit dem Collegeabschluss arbeite ich hier, und für jemanden, der nichts mehr liebt, als sich mit einem guten Buch auf einem Sofa zusammenzurollen, ist es ein Traumjob. Meine Eltern scherzen immer, es sei mir von Geburt an vorherbestimmt gewesen, hier zu landen, da mir Bücher im Blut lägen. Meine Eltern sind Akademiker – meine Mutter lehrt Englisch, mein Vater Kunstgeschichte – und beide leidenschaftliche Bücherwürmer.
    Bei uns zu Hause gab es keinen Fernseher. Stattdessen sagten sie meinem Bruder und mir, wir sollten ›unsere Fantasie benutzen‹, und gaben uns Bücher. Meine Eltern behaupten, ich hätte bereits mit zweieinhalb Jahren lesen gelernt. Während alle anderen Kleinkinder in den Park gingen, um zu schaukeln, haben meine Eltern mich in die Bibliothek mitgenommen.
    Es heißt, mein erster Satz sei ›Ruhe bitte‹ gewesen. Jedenfalls wird Mr. McKenzie allmählich alt, und da sein einziger Sohn Arzt ist und kein Interesse daran hat, das Geschäft zu übernehmen, war es im Gespräch gewesen, den Laden zu verkaufen.Vor einem halben Jahr hatte er ein Angebot von einer der großen Café-Ketten bekommen, die das gravierte Glas durch ihr Logo ersetzen, einen Betonboden legen und Buchattrappen in die Mahagoni-Regale stellen wollten. Er hat abgelehnt. Nur über seine Leiche, sagte er. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass meine Tage hier gezählt sind. Nicht dass ich mir um mich selbst Sorgen machen würde – ich finde gewiss jederzeit einen anderen Job -, aber es gibt nun mal keine Buchhandlung wie McKenzie’s mehr.Wenn sie einmal verschwunden ist, wird es für immer sein.
     
    Nachdem ich einem Kunden sein Wechselgeld ausgehändigt habe, will ich mich dem nächsten in der Schlange zuwenden und stelle fest, dass da niemand mehr steht. Ich seufze erleichtert. Gott sei Dank. Stella ist noch in der Mittagspause, und vor Weihnachten herrscht grundsätzlich großer Trubel. Alle sind auf der Jagd nach dem perfekten Geschenk. In dieser Jahreszeit steuern die meisten Kunden direkt auf den Tisch zu, weil sie sich einbilden, größer sei auch automatisch besser und nur ein großer, teurer Bildband könne gut genug sein. Zugegeben, diese Bücher machen Eindruck, aber normalerweise werden die dicken Hochglanzfotobände nur ein einziges Mal durchgeblättert und enden dann als Staubfänger, während ein heißgeliebtes Taschenbuch in der U-Bahn, in der Badewanne und unter der Bettdecke genossen und an Freunde und Familienmitglieder verliehen wird, um ein ums andere Mal wieder gelesen zu werden.
    Niemand wird jemals Sturmhöhe vergessen, aber wer wird sich an Die Geschichte der rumänischen Trapezartisten erinnern?, sinniere ich, als mein Blick auf einen Mann am Zeichentisch fällt, der in einem ausladenden Band blättert. Er ist klein, stämmig und hat fast weißlich-graues Haar. Ich gehe zu ihm. Er ist tief in Gedanken versunken.
    »Ist das für Stella?«, frage ich ihn und spähe ihm über die Schulter.
    Er fährt zusammen. »Hi, Em, wie geht’s?«, japst er, während sich ein Grinsen auf seinem jungenhaften Gesicht ausbreitet.
    »Oh, du weißt ja.« Ich lächle, als er mir einen Kuss auf jede Wange drückt und mich dabei mit dem Mehl bestäubt, das sein tiefschwarzes Haar bedeckt und es fast weiß aussehen lässt. »Wie geht’s dir, Freddy?«
    Freddy ist

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