Ein Mann wie Mr Darcy
Stellas Ehemann, aber es ist lediglich eine Greencard-Ehe. Sie haben sich vor zwei Jahren kennen gelernt, als sie in die Bäckerei nebenan ging, um sich Sandwiches fürs Mittagessen zu kaufen, und seitdem sind sie dicke Freunde. Freddy ist Italiener, und als sein Visum auslief, hat Stella sich angeboten, ihn zu heiraten. Im Gegenzug darf sie billig in seiner kleinen Wohnung über der Bäckerei wohnen. Es hört sich nach einem perfekten Arrangement an, und das ist es auch. Abgesehen von einer Kleinigkeit: Freddy ist bis über beide Ohren in Stella verliebt – und der einzige Mensch auf der Welt, der das nicht merkt, ist Stella.
»Also, was meinst du?« Er deutet auf das Buch. »Zu Weihnachten.«
Ich rümpfe die Nase. »Mag ja sein, dass Stella in einer Buchhandlung arbeitet, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich sie jemals wirklich eines habe lesen sehen.«
»Hmm, wahrscheinlich hast du Recht.« Er nickt betrübt.
»Aber sie könnte sich die Fotos ansehen«, schlägt er eine Spur fröhlicher vor.
»Hast du sie jemals ein Bild anschauen sehen, dass keine Modefotografie war?«, frage ich und ziehe die Augenbrauen hoch.
Freddy lässt die Schultern hängen und seufzt. »Ich geb’s auf. Ich bin einfach zu nichts nütze. Ich kann ihr nicht mal ein Geschenk kaufen.«
Er sieht so verloren aus, dass ich Mitleid mit ihm bekomme. »Darf ich einen Vorschlag machen?«
»Klar«, sagt er mit einem traurigen Nicken.
»Lass mich ein bisschen Detektiv für dich spielen und herausfinden, was ihr wirklich gefällt.« Ich drücke seinen Arm. »Und ich garantiere dir, es werden keine rumänischen Trapezartisten sein.« Lächelnd nehme ich ihm das Buch aus den Händen. »Nicht dass das kein tolles Buch wäre«, füge ich aus Loyalität zu meinem Arbeitgeber hinzu. »Aber es passt einfach nicht zu Stella.«
Freddy sieht mich dankbar an, und nachdem wir uns voneinander verabschiedet haben, verlässt er den Laden. Auf dem Weg nach draußen stößt er beinahe mit Stella zusammen, die aus der Mittagspause zurückkehrt. Ihr Gesicht glüht förmlich vor Begeisterung.
»Hi, Freddy«, begrüßt sie ihn zerstreut, rauscht an ihm vorbei und direkt auf mich zu. »Ich habe eine Überraschung für dich!«, verkündet sie.
Über ihre Schulter hinweg kann ich Freddys Gesicht sehen. Er bleibt einen Moment im Türrahmen stehen und schaut Stella an. Seine Miene sagt alles.
»Hiervon wirst du hin und weg sein.«
Als er auf die Straße hinaustritt, wende ich mich Stella zu.
»Was denn?« Ich lasse mich auf den Hocker hinter dem Ladentisch fallen und rolle zum Computer hinüber. Mittlerweile kenne ich Stella gut genug, um eines zu wissen: Wann immer sie glaubt, ich sei hin und weg von etwas, ist es ausnahmslos nie der Fall.
Ohne von meiner Tastatur aufzuschauen, mache ich mich an die Durchsicht der geschäftlichen Mails. Der Laden hat sich, bis auf die Frau, die noch immer bei den Biografien steht, endlich geleert – die beste Gelegenheit, mit den vielen Eilbestellungen für Weihnachten anzufangen.
»Ich weiß, was du machen wirst«, fährt sie enthusiastisch fort, ohne zu bemerken, dass ich beschäftigt bin. Sie nimmt ihren gestreiften Schal ab, tritt neben mich, hechelnd wie der Labrador meiner Eltern, wenn irgendwo Futter in der Nähe ist.
»Also, weswegen?« Ich tippe weiter.
»Wegen all dieser entsetzlichen Dates, die du dauernd hast«, sprudelt sie heraus.
»Danke, dass du mich daran erinnerst, aber ich verabrede mich nicht mehr mit Männern.«
Stella winkt abfällig mit ihrer in fingerlosen Handschuhen steckenden Hand ab. »Du wirst mit mir und ein paar Mädels wegfahren, um auf andere Gedanken zu kommen«, verkündet sie.
Es folgt eine bedeutungsschwangere Pause, während sie wartet, dass ich frage, wohin genau es mit ihr und ihren Mädels gehen soll – die zweifellos ebenso begeistert sein werden wie sie -, aber ich bekomme nur ein halbherziges »Hmhm« heraus.
Was Stella natürlich nicht reicht. »Em, du fährst nach Mexiko!«, trompetet sie mit einer Stimme, wie Quizmaster sie im Umgang mit ihren armen arglosen Kandidaten anschlagen.
Ich sehe vom Bildschirm auf. »Stella, wovon um alles in der Welt redest du da?«
»Zu Silvester!« Mit einem Satz schwingt sie sich auf den Ladentisch. Ich werfe ihr einen strengen Blick zu, den sie wie üblich jedoch ignoriert. Stattdessen schlägt sie die Beine übereinander, zieht ihre Netzstrumpfhose hoch und fährt fort. »Meine Freundin Beatrice aus London hat gerade angerufen.
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