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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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sein.«
    »Das weißt du nicht. Wäre dieser Krieg nicht gekommen, wohnten wir schon irgendwo im Westen, und sie würde sich dort sehr wohl fühlen!«
    Hitziger antwortete Kalli Flau: »Wieviel Jahre kennst du Rieke nun schon, Karl? Zehn Jahre, nicht wahr? Und was hat sie von dir gelernt? Spricht sie richtig deutsch? Rührt sie je ein Buch von den Büchern an, die du ihr empfiehlst? Frühstückt sie nicht immer noch heimlich an einer Ecke vom Schneidertisch? Und du willst sie an eine Grunewaldvilla gewöhnen?«
    »Du hältst sehr wenig von Rieke«, sagte Karl Siebrecht betroffen.
    Kalli Flau rief: »Ich halte wenig von ihr? Ich halte hundertmal mehr von ihr als du! Ich finde Rieke richtig, genauso wie sie ist, du möchtest sie immer anders haben! Hast du dir je überlegt, Karl, was du ihr antust, wenn du sie heiratest?« Nun hatte er es doch noch gesagt, und im Augenblick bereute er es nicht, daß er es gesagt hatte. Vielmehr sah er den Freund fast zornig an.
    Der sagte verwundert: »Aber ich liebe doch Rieke, Kalli, ich habe es dir doch schon gesagt!«
    »Ja, das hast du, und du hast mir auch gesagt, weil sie wie die Heimat ist. Darum heiratest du, weil sie dir guttut! Aber hast du je daran gedacht, ob es ihr guttun wird?«
    »Aber Rieke ist doch glücklich, das mußt du doch sehen, Kalli!«
    »Ja, jetzt ist sie glücklich – aber wie wird es weitergehen? Denkst du nie darüber nach, Karl? Du hast große Pläne, duwillst viel werden, stelle dir doch einmal vor, was soll dann mit Rieke werden? Willst du sie zu deinen feinen Freunden mitnehmen? Und dich dann ihrer schämen, weil sie mir und mich verwechselt? Oder willst du sie zu Hause sitzen lassen und dein eigenes Leben für dich führen? Dazu heiratet man nicht, Karl!«
    »Ich habe keine feinen Freunde!« sagte Karl Siebrecht zornig. »Ich habe nur Rieke und dich, und jetzt fällst du über mich her –«
    »Rede bloß keinen Unsinn!« rief Kalli Flau wütend. »Das ist genau wie damals in der Hofjägerallee, als du mit den Fuhren anfingst und wolltest durchaus mit deinem Kopf durch die Wand, und Riekes Gefühle waren dir ganz egal! Da habe ich dir auch Bescheid gesagt! Aber du hast nichts gelernt, Karl, rein gar nichts! Du weißt nur, daß du jetzt Rieke heiraten möchtest, weil es dir guttut. Aber was daraus wird, das ist dir piepe. Ich aber sage dir, das ist eine Gemeinheit! Du darfst Rieke nicht heiraten! Du machst sie bestimmt unglücklich, und dich wahrscheinlich auch …«
    »Höre einmal zu, Kalli …« fing Karl Siebrecht hitzig an. Aber ehe er noch weiterreden konnte, ging die Tür auf, und Rieke Busch kam in die Stube. Bei der Aufzählung jener schlechten Eigenschaften, die Karl Siebrecht ihr nicht hatte abgewöhnen können, hatte Kalli Flau eine vergessen: Rieke Busch lauschte auch dann und wann an den Türen, und sie schämte sich dessen gar nicht. So hatte sie auch jetzt gelauscht, und sie hatte dabei nicht einmal das Ohr an die Tür legen müssen, die Freunde hatten laut genug miteinander gestritten.
    Jetzt kam sie also herein. Sie war gefährlich blaß, und auf ihrer sonst glatten Stirn stand senkrecht eine tiefe Zornesfalte. »Biste stille, Karle!« sagte sie zu ihrem Verlobten. »Wat dem Kalli zu saren is, det sare ick!« Und nun wandte sie sich an Kalli, der sie schweigend, aber ganz unverlegen ansah, und das Gewitter brach los: »So also biste, Kalli, so een falscher Freund biste! Er soll mir also nich heiraten – und warumnich? Weil du um mir besorgt bist? So siehste aus! Weil du mir selba heiraten willst, darum soll er mir nich heiraten! Det is die reine Wahrheit, Karle, denn det möcht er! Mein Jlück, det is dir schnurzejal – nur haben möchtste mir! Det hättste dem Karle zuerst saren müssen, mein lieba Spitz, det wir ausjemacht hatten, wir heiraten uff Weihnachten, wenn der Karle nich wiedakommt! Und weeß Jott, bloß uff dein Dremmeln hin ha ick dir mein Vasprechen jejeben, bloß, det endlich Ruhe im Hause war!«
    »Halt, stopp, Rieke«, sagte Kalli, »vergiß nicht, was du mir noch alles versetzen willst! Aber gib erst zu, daß du mir in der Nacht, als Karl kam, das feste Versprechen abgenommen hast, ihm kein Wort von unseren Heiratsplänen zu sagen. Sonst hätte ich ihm das längst erzählt. Es hat mich lange genug gedrückt.«
    »Na ja, det soll wahr sind – ha ick denn wat anderes jesagt? Ick habe jesagt, du wolltest mir heiraten, und weil det nischt jeworden is, redste bei Karlen jejen die Heirat! Du bist einfach

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