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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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nächsten Nummer!« meinte Herr Lange beistimmend. »Ich lese es schon: Mörderischer Überfall des Eichenknorrens oder Unser Kampf für die Wahrheit.«
    »Und dann erst die Gerichtsverhandlung!« rief Messerschmidt, und ein mildes Licht ergoß sich über seine mürrischen Züge. Er rieb sich sogar die Hände. »Die ganze Presse von Berlin aufmarschiert. Ein Dutzend Verteidiger. Jede Karte für den Zuschauerraum zehnmal vorbestellt. Der Direktor des Berliner Bahnhof-Eildienstes wegen Körperverletzung angeklagt. Unter den Zeugen sieht man Herrn Eich, Fräulein Hertha Eich, deren Name in einem pikanten Zusammenhang –«
    »Hören Sie auf!« rief Karl Siebrecht flehend. »Hören Sie bitte auf! Sagen Sie mir lieber, was ich tun soll!«
    »Warten wir auf Herrn Eich –« sagte Herr Messerschmidt hoffnungsvoll.
    »Und denken Sie unterdes nach, woher dieser Angriff kommt. Denn es ist ein Feind von Ihnen, Herr Siebrecht, der speziell Ihnen diese Suppe eingebrockt hat. Mit Herrn Eich wird erstaunlich gelinde verfahren –«
    »Ich glaube, ich kenne ihn«, sagte Karl Siebrecht zögernd. »Ich finde da eine Andeutung in diesem Artikel …«
    »Wenn wir den eigentlichen Feind kennen, ist schon viel gewonnen«, meinte der Anwalt Messerschmidt erfreut. »Wer ist es?«
    »Herr Eich und Fräulein Tochter«, meldete der Bürodiener, und die beiden Eiche hielten ihren Einzug.
    Herr Eich sah völlig unverändert aus, vielleicht war er noch eine Spur gelber und faltiger, aber das konnte die frühe Morgenstunde machen. Er gab jedem seine kühle, leidenschaftslose Hand. Hertha Eich begrüßte die anderen nur mit einem Kopfnicken, sie reichte Karl Siebrecht nicht die Hand. Sie glitt in einen Sessel in der Ecke. Sie war vielleicht noch blasser als sonst, ihr Mund war fest geschlossen, auf ihrer Stirn stand eine senkrechte Falte. Karl Siebrecht sah sie mit Besorgnis an, sie war entschieden in schlechtester Stimmung.
    »Herr Siebrecht hat gelesen?« fragte Herr Eich die Anwälte, und beide nickten. Herr Eich trug heute nicht sein braunes Flauschjackett, er war auch nicht in seinem Heim, trotzdem nahm er sofort seine gewohnte Wanderung auf, diagonal durch den Raum, da der Platz im Büro beschränkt war. Die Anwälte schienen diese Gewohnheit zu kennen, sie hielten ihm seine Gehbahn frei, standen der eine rechts, der andere links von ihr. Überhaupt saß niemand außer Hertha Eich.
    »Ja, ich habe gelesen«, sagte Karl Siebrecht. »Ich muß sagen, es tut mir schrecklich leid. Ich bin an allem schuld, ich werde natürlich tun, was ich kann …«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn Herr Eich und sah ihn kühl an. »Es handelt sich aber jetzt nicht um unsere Gefühle, sondern um das, was zu geschehen hat. Was geschehen ist, bleibt unabänderlich. Was geschehen wird, liegt in unserer Hand – in gewissem Umfang.« – Die Anwälte neigten beistimmend die Köpfe. – »Was meine Person und meinen Amtsbereich angeht, so bin ich unantastbar«, fuhr Herr Eich kühl fort. Er wanderte dabei unablässig auf und ab, die linke Rockklappe seines Jacketts hielt er mit Daumen und Zeigefinger fest. »Jede meiner Maßnahmen hält der genauesten Nachprüfung stand, auch der fragliche Vertrag, der sogar ungewöhnlich günstig für meine Behörde ist.« Ein schwaches Lächeln lief über sein faltiges Gesicht, etwas stärker lächelte Herr Lange. Herr Messerschmidt warf einen eiligen Blick auf das gerötete Gesicht des jungen Direktors und verkniff sich sein Lächeln.
    Er hat mich also reingelegt, dachte Karl Siebrecht mit bitterer Enttäuschung.
    »Danach schalte ich aus«, fuhr Herr Eich fort. »Von mir aus können diese Herren weiterschreiben, solange sie mögen, es interessiert mich nicht. Bleiben die beiden jungen Leute. Was meine Tochter angeht, so reden wir von ihr – zuletzt. Was aber Herrn Siebrecht angeht«, Herr Eich verlangsamte seine Schritte, und im gleichen Maß wurden auch seine Worte langsamer, »so bin ich an seiner Person uninteressiert.« Er sah das gerötete Gesicht des jungen Mannes kühl an. »Er kannangegriffen werden, es interessiert mich nicht.« – Es war nicht zu verkennen, daß die Herren Anwälte betretene Gesichter machten. Diese Entwicklung schien auch ihnen überraschend zu kommen – »Aber –« fing Herr Eich wieder an, und seine Rede wie seine Schritte wurden wieder schneller, »Herr Siebrecht ist der Leiter eines Betriebes, der mit meinem Amtsbereich vertraglich eng verbunden ist. Nun ist der Leiter eines solchen Betriebes

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