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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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erfuhren die zunächst Beteiligten zuletzt von der Sache. Hertha würde nie etwas gemerkt haben, aber Karl Siebrecht war in diesen Dingen reizbarer: plötzlich fand er den Ton in seinem Büro verändert. Seine Leute sahen ihn so seltsam an, sie hatten eine verlegene Art, ihm guten Tag zu sagen …
    »Warum sehen Sie mich denn so an?« sagte er ärgerlich zu Fräulein Taesler mitten in einem Diktat. »Was ist los mit mir?« Und er griff an seinen Schlips. Das Mädchen wurde glühend rot und stammelte, sie habe den Herrn Direktor nicht mit Bewußtsein angesehen, eine Erklärung, die nicht überzeugen konnte.
    »Hören Sie mal, Herr Körnig«, sagte er am Abend zu seinem Bürovorsteher, »was ist eigentlich los im Büro? Ich finde, heute herrschte hier ein verdammt eigenartiger Ton!«
    »Ich fand das auch«, gab Herr Körnig bekümmert zu, »es herrschte auch kein Arbeitseifer. Immerzu hatten sie miteinander zu tuscheln, sie steckten sich Zeitungen zu. Mir sagen sie ja nie etwas, aber …«
    »Zeitungen?« fragte Karl Siebrecht. »Rufen Sie doch mal Fräulein Palude herein!« – Aber die Palude war schon gegangen. – »Schade!« sagte Karl Siebrecht. »Hat denn in den Zeitungen etwas über die Firma gestanden?«
    »Ich habe nichts gelesen«, antwortete Herr Körnig. »Es kann auch gar nichts von uns dringestanden haben, es gibt nichts über uns zu berichten!«
    »Rufen Sie bitte Herrn Bremer!«
    Herr Bremer erschien, rothaarig und sommersprossig,gänzlich unbekümmert. »Hallo, Herr Direktor!« sagte er. »Es ist gut, daß Sie mich noch rufen lassen. Wagen siebzehn hat eine kleine Karambolage gehabt, und in der Werkstatt sagen sie, die Reparatur wird mindestens vierzehn Tage dauern. Es fragt sich nun –«
    »Darüber können wir später reden!« sagte Siebrecht. »Ich möchte gerne wissen, ob Sie irgend etwas über die Firma in der Zeitung gelesen haben.«
    »Über die Firma? Aber nein, Herr Direktor!« Herr Bremer war äußerst überrascht, er war vielleicht eine Spur zu sehr überrascht.
    Siebrecht sah ihn scharf an. »Wann sind Sie heute abend ins Büro gekommen, Herr Bremer?«
    Bremer war ganz Unbekümmertheit. »Wann wird es gewesen sein? Ich denke, so gegen sechs Uhr.«
    »Haben Sie nichts von ungewöhnlichem Tuscheln untereinander gemerkt? Von einem Zustecken von Zeitungen?«
    »Nicht das geringste! Ist denn hier getuschelt worden? Mir hat man nichts gesagt!«
    »Mir auch nicht!« klagte Herr Körnig, gerade im falschen Moment.
    »Herr Bremer«, sagte Karl Siebrecht unwillig, »ich hoffe, Sie verheimlichen mir nicht etwas aus falscher Diskretion! Wenn irgend etwas über die Firma – oder über mich geschrieben worden ist, habe ich ein Recht, das zu erfahren.«
    »Ich weiß nicht das geringste«, sagte Herr Bremer ruhig. »Und was den Wagen siebzehn angeht –«
    »Mieten Sie einen Ersatzwagen, wie üblich. Ich danke Ihnen, Herr Bremer.«
    Karl Siebrecht kaufte sich noch sämtliche deutschen Abendblätter, von der Roten Fahne bis zur Deutschen Zeitung. Er setzte sich in ein Café und sah alle Zeitungen von vorn bis hinten durch: er fand auch nicht eine Hindeutung auf seine Firma oder gar auf sich selbst. Er war nun fast überzeugt, daß seine Empfindlichkeit ihm einen Streich gespielt hatte.
    Er kam nach Haus und fand dort Hertha Eich vor. An Überraschungen dieser Art war er gewöhnt. Aber diesmal war er doch erstaunt, denn sie hatte ihn erst am Nachmittag angerufen und gesagt, daß sie nicht kommen könne. »Du doch hier?« fragte er erstaunt.
    »Ja. Und denke dir: Vater schickt mich.«
    Er starrte sie an.
    »Wie? Dein Vater schickt dich? Hierher? In meine Wohnung?«
    »Ja!« nickte sie.
    »Bitte«, sagte er. »Das mußt du mir näher erklären.«
    »Das kann ich dir leider nicht näher erklären«, antwortete sie kühl. »Vater hat mich nur gefragt, ob ich dich heute noch erreichen könnte.«
    »Aber warum denn, um Gottes willen?«
    »Ich soll dir sagen, daß du morgen Punkt neun bei Lange & Messerschmidt sein sollst!«
    »Aber das konnte er mir doch telefonieren! Darum schickt er dich in meine Wohnung? Ich verstehe kein Wort von der Geschichte! Konntest du ihn denn nicht fragen?«
    »Vater fragt mich nichts, und so frage ich ihn auch nichts. – Hast du irgendwelchen geschäftlichen Ärger mit ihm gehabt?«
    »Aber nein! Außerdem sind Lange & Messerschmidt nur eure Familienanwälte. Für geschäftliche Dinge hat er andere.« Sie starrten sich beide ratlos an.
    »Ich frage mich immer«, sagte sie dann

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