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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Der brachte, ein wenig stockend, sein Anliegen vor. »Nee!« sagte der Bäcker und drehte sich mit einem Ruck zur Wand. »Ick kenn dir ja jar nich! Und überhaupt –!«
    »Und was überhaupt?« fragte Karl Siebrecht die Bremersche Rückseite, nun doch etwas verblüfft über die schroffe Abweisung. Gestern abend hatten sie doch noch ganz vergnügt und kollegial mit den Körben geschleppt. Aber er bekam keine Antwort. »Na, denn nicht!« sagte Karl Siebrecht und wußte jetzt, warum er sein Anliegen vorhin nur so stockend vorgebracht hatte: er konnte diesen Bäcker Ernst Bremer einfach nicht ausstehen, gleich von Anfang an nicht.
    Und Karl Siebrecht mußte sich mit einer gründlichen Waschung in der Küche begnügen.

11. Herr von Senden, Schwager des Kalubrigkeit

    Im Hause Kurfürstenstraße 72 hatte ihn natürlich als erstes der Portier von der marmornen und samtenen Vordertreppe gröblich heruntergeholt und ihn die Dienstbotentreppe hinaufgeschickt. All dies waren neue Erfahrungen für Karl Siebrecht, im ersten Augenblick ärgerlich, bei einigem Nachdenken sofort erträglich. Er war nun eben nicht mehr der Sohn des Bauunternehmers Siebrecht – obwohl er das natürlich noch immer war –, er war der Arbeiter Karl Siebrecht, der arbeitsuchende Karl Siebrecht.
    Auch die dickliche Köchin, die ihm die Hintertür geöffnet hatte, schaute ihn recht mißtrauisch an. »Stimmt das auch?« fragte sie. – Karl Siebrecht versicherte, er sei vom Herrn zu vier bestellt. – »Dann warte man!« sagt sie und ballerte ihm die Tür wieder vor der Nase zu.
    Es hatte höchst sympathisch nach Gänsebraten und Rotkohl gerochen – der Herr Senden, der Herr von Senden, wie das porzellanene Namensschild an der Hintertür auswies,mußte ein wohlhabender Mann sein. Gänsebraten an einem Alltag – das hatten Siebrechts sich in ihren besten Zeiten nicht erlaubt. Es konnte übrigens auch Ente sein – und dem Jugen fiel ein, daß er heute, vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben, kein warmes Mittagessen bekommen hatte. Bei diesem Gedanken fing sein Magen, trotz der Stullen, auf das unverschämteste zu knurren an.
    Karl Siebrecht machte den Mund weit auf und schluckte mehrmals hintereinander beträchtliche Mengen Luft, bekanntlich ein unfehlbares Mittel gegen solche Rebellion des Magens. Aber der noch immer spürbare Enten-Gänsebraten-Geruch erwies sich als stärker: der Magen knurrte fort. Er knurrte auch weiter, als die Tür aufging und ein grünlivrierter Knabe den Besucher von oben bis unten musterte, dann ziemlich unverschämt sagte: »Mitkommen!« und den Karl Siebrecht erst durch die duftende Küche führte – das Knurren nahm bedrohliche Formen an –, dann durch einen langen Gang, in dem Schritte und Knurren hohl widerhallten, dann durch ein strahlend erhelltes Riesenzimmer – das Eßzimmer, das Berliner Zimmer –, in dem eine Dame mit einem Riesenhut mit zwei Riesenpleureusen einsam am endlosen, weißgedeckten Tisch saß und etwas Braungebratenes vom Teller aß – oh, dieses Knurren! –, und ihn schließlich in ein wiederum großes, aber dämmriges Zimmer brachte, in dem der Herr von Senden in einen Sessel gegossen lag, angestrahlt vom rötlichen Gasfeuer im falschen Kamin, die Füße in braunen knöpfbaren Halbschuhen auf dem Kamingitter.
    »Hier ist der junge Mann, Herr Rittmeister!« sagte der grünlivrierte Knirps.
    »Raus!« antwortete der Herr von Senden, der nun also auch noch Rittmeister war. Der Knirps verschwand. Der Rittmeister winkte, ohne hochzusehen, mit einer langen weißen Hand, an der viele Ringe saßen.
    »Setz dich, mein Sohn. Du bist doch der vom Bau?«
    »Jawohl!« sagte Karl Siebrecht möglichst laut, denn der Magen knurrte wieder sehr. »Ich heißte übrigens Karl Siebrecht.«
    »Sehr angenehm«, sagte der Rittmeister. »Sitzt du?«
    »Ich stehe ebenso gern«, meinte der Junge, eine Spur trotzig. Der Empfang verdroß ihn. Trotzdem knurrte sein Magen unentwegt weiter; was die Dame im Eßzimmer auf ihrem Teller gehabt hatte, war bestimmt eine Gänsekeule gewesen.
    »Aber warum denn?!« rief der Herr von Senden erstaunt. »Zieh dir einen Sessel heran und setz dich. Wozu stehen, wenn man sitzen kann? Wozu sitzen, wenn man liegen kann? – Na also, das ist vernünftig! Ich dachte schon, nach deinen Taten heute vormittag, du seiest der geborene Rebell!«
    »Ich bin überhaupt kein Rebell! Nie gewesen!« erklärte der Junge mürrisch. Er war immer noch nicht mit seinem Gastgeber zufrieden.
    »Und was bist du

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