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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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feststellen, daß ich mehrfach die schwersten Bedenken gegen den Jungen bei Herrn Hartleben erhoben habe. Freilich ohne Gehör zu finden. Meiner Ansicht nach ist dieser Bengel faul, unfähig, vor allem aber zu Widersetzlichkeiten geneigt.«
    »Und das lassen Sie sich gefallen, Herr Oberingenieur?!« rief Karl Siebrecht dem bedrückt Dastehenden zu. »Von diesem fetten Kerl, der raucht und säuft und sich immer, wenn Sie mal fort sind, von der Arbeit drückt?! Da meutern Sie nicht –?! Und Sie sagen kein Wort, wenn der feine Herr von Senden nicht verraten will, daß Sie mich auf seine Empfehlung eingestellt haben, jawohl, nur auf Ihre Empfehlung, Herr Rittmeister!«
    »O heilige Einfalt …« murmelte der Herr von Senden.
    »Hübsche Dinge hört man da, hübsche Dinge«, meinte Kalubrigkeit. »Nun, darüber werden wir später reden, wir müssen jetzt hinauf zum Oberbaurat, Schwager. – Herr Hartleben, geben Sie diesem – Jungen seine Papiere und soviel Geld, wie er eben zu kriegen hat. In fünf Minuten ist er aus der Zeichenstube – verstanden?!«
    »Jawohl, Herr Kalubrigkeit«, sprach der Oberingenieur.
    Ein paar Minuten später stand Karl Siebrecht vor dem Oberingenieur. »Ich habe«, sagte er eilig, »dir auch ein Zeugnis ausgeschrieben, das ist alles, was ich noch für dich tun konnte.«
    »Es tut mir leid, daß Sie soviel Unannehmlichkeiten meinetwegen haben.«
    »Ach! Es geht schon in einem hin. Ich werde eben alt, mein Junge, du weißt noch nicht, was das heißt, und Herr Feistlein ist mehr nach dem Sinne unseres Chefs.«
    »Der Rittmeister hätte Ihnen beispringen müssen«, sagte der Junge. »Ich hätte nie gedacht, daß er so feige ist!«
    »Er will sich wohl bei seinem Schwager keine Läuse in den Pelz setzen. Der Kalubrigkeit ist eben der, der das Geld verdient. Und darum hängen wir von ihm ab und haben keinen Mut vor ihm. Das sind eben die Menschen, Karl.«
    »Nein, das sind sie eben nicht!« antwortete der Junge. »Siesind älter und viel klüger als ich, Herr Hartleben, aber das weiß ich nun doch besser. So sind die Menschen nicht, und so können sie auch gar nicht sein. Sonst kämen nur die Lumpen hoch und trampelten die anständigen Leute unter die Füße. Ich, ich werde anders hochkommen, und wenn ich hochgekommen bin, werde ich zu meinen Leuten anders sein.«
    »Ich will es dir wünschen«, sagte der Oberingenieur trübe. »Also, mach es gut, Karl, du weißt, ich werde dich vermissen. Ich habe immer gerne an deinem Zeichentisch gestanden. Viel Glück, Karl!«
    »Ich danke Ihnen auch schön, Herr Oberingenieur. Und ich wünsche Ihnen auch viel Glück!« Der Oberingenieur seufzte bloß. Die Tür des Zeichensaales schlug hinter Karl Siebrecht zu. Die hundert Jahre seines Sichersitzens waren vorüber.

19. Kalli Flau tritt auf

    Schon auf dem Wege zu Felten hatte Karl Siebrecht den Entschluß gefaßt, Rieke vorläufig nichts von seiner Entlassung zu erzählen. Er würde am Morgen wie sonst losgehen und sich den Tag über nach einer neuen Arbeit umsehen. Vorläufig hatte er den Felten und mit ihm zwanzig Mark in der Woche. Dazu hatte er den ganzen Tag frei, er würde noch einen zweiten Laufburschenposten annehmen, zwanzig und zwanzig macht vierzig, dann stand er schon beinahe wie vor seiner Entlassung aus der Zeichenstube! Er kam fast zwei Stunden früher als sonst zu Felten, und das war nur gut, denn die Pakete und Ballen türmten sich dort schon. »Nun mal ein bißchen fix, Karl!« sagte Herr Felten verdrießlich. »Auf die Dauer geht das wirklich nicht so mit den paar Abendstunden. Die Kundschaft klagt auch, daß du immer erst so spät kommst.«
    »Vielleicht«, sagte Karl Siebrecht vorsichtig, »vielleicht kann ich jetzt ein paar Tage lang auch vormittags kommen, Herr Felten, wir haben im Augenblick nicht soviel zu tun.«
    »Ach nein?« sagte der Felten sehr aufmerksam, und derJunge wußte sofort, daß er einen Fehler gemacht hatte. »Da haben Sie dich wohl rausgesetzt?«
    »Keine Spur!« rief Karl Siebrecht. »Was Sie bloß denken, Herr Felten. Ich müßte auch erst den Oberingenieur fragen. Sicher ist noch gar nichts.«
    »Soso. Na ja, denn mach mal schnell, Karl. Du mußt heute mindestens viermal fahren.«
    »Es würde auch eine Kleinigkeit extra kosten, wenn ich dann vormittags käme«, bohrte Karl Siebrecht weiter.
    »Was, noch mehr?!« rief Herr Felten. »Kommt gar nicht in Frage, Karl! Zwanzig Mark sind mir schon lange viel zuviel!«
    »Meine Arbeit ist bestimmt zwanzig Mark

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