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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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ich noch mit«, meinte der andere und half schieben.
    »Na denn!« sagte Karl Siebrecht wieder, als sie vor dem Haus angelangt waren.
    »Bringst du parterre oder höher?« fragte der Matrose, aber er war wohl nur ein Schiffsjunge.
    »Zweiter Stock!«
    »Dann also los!« sagte der und belud sich mit einem Stoß Pakete.
    »Ich kann dir aber nichts geben –« mußte Karl Siebrecht nun doch sagen.
    »Halt doch den Rand! Hab ich dich schon um was gebeten? Ich habe gerade eine Viertelstunde Zeit.«
    Und sie buckelten gemeinsam die Pakete in den zweiten Stock.
    »Na denn! Danke auch schön!« sagte Karl Siebrecht zum dritten Mal, als sie wieder unten auf der Straße waren.
    »Welche Gegend fährst du denn?« wurde er nun gefragt.
    »Jerusalemer Straße.«
    »Genau, wo ich hin muß! Laß mich vorn auf deinem Rad sitzen! Aber kipp mich nicht in den Rinnstein!«
    Der andere lachte. Ein vergnügtes, sehr lautes Lachen. Aber diesmal lachte Karl Siebrecht nicht mit, er war mißtrauisch geworden. Bedenken stiegen in ihm auf über diesen anhänglichen Begleiter. »Gemeine Kälte heute!« sagte der, während Karl Siebrecht fleißig trat.
    »Ja«, wurde ihm nur kurz geantwortet.
    »Na, in der Jerusalemer werde ich erst mal einen steifen Grog genehmigen«, meinte der Seefahrer. »Da gibt’s doch was, wo man einen Grog kriegen kann?«
    »Weiß ich nicht. Ich trinke nie Grog«, antwortete Karl Siebrecht abweisend, aber doch ein wenig erleichtert. Denn wenn der sich noch Grog spendieren konnte …
    »Ich bin nämlich ein großer Grogtrinker!« fuhr der ganz unbekümmert fort. »Was meinst du, was ich Grog vertragen kann?«
    »Keine Ahnung!«
    »Taxier mal!«
    »Ich sage dir doch …«
    »Bloß taxieren! Unser Käpten auf der ›Emma‹ – das ist so ’n Trawler – wurde schon von vierzehn Grog duhn, ich aber habe es auf einundzwanzig gebracht!«
    »Du sohlst ja! Einundzwanzig Grog –«
    »Es können auch dreiundzwanzig gewesen sein, nachher kam ich mit dem Zählen durcheinander.«
    »Und überhaupt finde ich Saufen einfach ekelhaft! Ich habe genug davon gesehen. – Jetzt sind wir hier – wenn du absteigen willst? Ich muß noch auf den Hof!«
    »Also denn!« sagte der Seemann überraschend schnell, nickte noch einmal und schaukelte schon die Straße hinab.
    »Auf Wiedersehen und danke schön!« rief ihm Karl Siebrechtin einer Mischung von Reue und Befriedigung nach. Dann schob er das Rad auf den Hof und belud es für die zweite Fahrt. Es gab einen harten Abend, vier Fahrten waren zu machen. Der Wind wurde immer schneidender und kälter; wenn er die Finger nur drei Minuten um die Lenkstange gebogen hatte, war es, als könnte er sie nicht wieder geradestrecken. Und das Rad wurde immer schwerer.
    Als er seine vierte Fahrt antrat, sagte Herr Felten: »Ich mache dann Schluß, es ist schon wieder nach zehn. Ich kann deinetwegen nicht immer die halbe Nacht hier sitzen. Wenn du das Rad zurückbringst, schließe gut ab und wirf die Schlüssel in den Briefkasten. Ich habe die Doppelschlüssel eingesteckt.«
    »Ist gut, Herr Felten.«
    Aber Herr Felten ging noch nicht. »Hast du dir das nun überlegt, Karl?«
    »Was –?« fragte Karl Siebrecht, obwohl er es sehr gut wußte.
    »Das mit den fünfzehn Mark Wochenlohn.« Herr Felten war ganz milde.
    Der Junge aber hatte das Gefühl, für sein Frieren und Schleppen eine Zulage und nicht einen Abzug verdient zu haben. Er sagte abweisend. »Tut mir leid, Herr Felten, für weniger als zwanzig Mark in der Woche tu ich die Arbeit nicht!«
    »Dann trennen wir uns also am Sonnabend, Karl«, sagte Herr Felten. »Tut mir auch leid, du bist ein tüchtiger Junge, aber Geld verlieren will ich nicht an dir. Gute Nacht, Karl!«
    »Gute Nacht, Herr Felten.«
    Einen Augenblick stand Karl Siebrecht wie angedonnert. Arbeitslos – Angst wollte ihn überkommen, die gleiche Angst, die dem Herrn von Senden und dem Oberingenieur vor Kalubrigkeit den Mund verschlossen hatte. Aber dann warf er den Kopf trotzig in den Nacken und lachte. Er hatte das Restgehalt von der Zeichenstube in der Tasche. Hier bekam er noch einen Wochenlohn, und Minnas Geld lag unangerührt auf der Sparkasse. Er stand besser da als im November bei seinem Berliner Anfang. Er hatte mehr Geld, und erkannte jetzt Berlin, zwar erst ein bißchen, aber so unerfahren wie im November war er doch nicht mehr.
    Als er von dieser letzten Fahrt heimkehrte, froh, jetzt in die Wärme zu Rieke zu kommen, löste sich eine dunkle Gestalt aus dem Torweg. »Du, hör

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