Ein Mann zum Abheben
mehrmals an die Wände und hinterlässt kleine Explosionen aus
Blut und Kot. Ich öffne jede Tür und jedes Fenster, und schließlich fliegt er hinaus in ein Schicksal, das nur Gott kennt. Als Phil nach Hause kommt, gehe ich gerade durchs Haus und versuche die Wände mit Schwamm und Putzmittel sauberzumachen.
»Sie sind total ausgeflippt«, sage ich.
»Das ist typisch bei Katzen«, sagt er, vernünftig wie nur ein Mensch sein kann, der den ganzen Tag weg war. »Sie bringen eben Vögel um. Halt sie im Haus, wenn es dir so viel ausmacht.«
»Der Teufel soll euch beide holen«, rufe ich Pascal und Garcia zu, die sich, unschuldig wie auf einem Kalenderbild, auf der Ottomane zusammengerollt haben und mich wie die süßen Kätzchen anschauen, die ich vor drei Jahren von der Tierschutzvereinigung übernommen habe. »Ich füttere euch doch ständig. Warum seid ihr immer hungrig?«
»Das hat nichts mit Hunger zu tun«, erklärt Phil. »Es ist ihre Natur.«
Kapitel 19
In Miami ist es sogar im Dezember heiß. Ich döse auf dem Balkon des Hotelzimmers in der Nachmittagssonne vor mich hin, eine ausgebreitete Zeitung über dem Schoß. Gerry kommt heraus und setzt sich neben mich auf den Liegestuhl. Er drückt seine Hüfte gegen meinen Oberschenkel, und ich rücke etwas näher.
»Es ist heiß«, sage ich.
Er fischt einen Eiswürfel aus einem Glas mit Highball und reibt ihn über meine Handgelenke, als wäre er ein mittelalterlicher Arzt, der versucht, mein Blut zu kühlen. Ich liebe das. Es gibt nichts Schöneres, als sich überall heiß zu fühlen, nur nicht an einer kleinen Stelle. Er benutzt den Eiswürfel als Pinsel, streicht Kühle über mein Handgelenk, übermalt die Hitze. Ich strecke meine Hände über den Kopf, um ihn zu erinnern, aber das ist nicht nötig. Zwischen den Latten meines Liegestuhls wurden bereits zwei Krawatten durchgefädelt. Es erschreckt mich ein wenig. Ich habe nicht gesehen, dass er es gemacht hat, muss also tatsächlich geschlafen haben. In Sekundenschnelle fesselt er sehr lose meine Handgelenke. Er kniet sich neben mich hin, wischt mit einer flachen Bewegung seines Arms die Zeitung zu Boden, eine Bewegung, bei der ich zusammenfahre, als hätte er mich geschlagen. Er nimmt einen zweiten Eiswürfel und legt ihn sich wie eine kleine durchsichtige Zunge zwischen die Lippen.
Diesen Augenblick finde ich schier unerträglich erotisch - die Intensität, mit der er mich ansieht, das Senken seines Kopfs. Er umkreist meinen Nabel, überquert meinen Bauch. Er weiß, wie wichtig für mich das Gefühl ist, uns würde der ganze Tag gehören. Er lässt den Eiswürfel tiefer gleiten, streicht am Bund meiner Shorts entlang, und ich murmle etwas.
Sein Mund ist kräftig. Mir ist schon beim ersten Kuss aufgefallen, dass seine Zunge muskulös ist, und so hat er keine Schwierigkeiten, sie unter eines der elastischen Bündchen meiner Shorts zu zwängen, keine Schwierigkeiten, die Reste des Eiswürfels, der jetzt dünner und verformbarer ist, zwischen die Falten meiner Haut zu schieben. Ich gebe einen Laut von mir, der ihm zeigen soll, dass ich das gut finde, dass er Recht hat und ich genau das will, diese langsame, schlängelnde Annäherung, dieses Fokussieren.
Je kleiner der Eiswürfel wird, desto größer wird seine Zunge. Sie ist genauso kalt, aber die Struktur ist eine andere, flacher und breiter, mit mehr Nuancen, ein paar Unebenheiten und der Fähigkeit, sich zu rollen und sich schnell auf und ab zu bewegen. Trotzdem konzentriert er seine Aufmerksamkeit noch nicht auf einen Punkt, trotzdem zögert er den Augenblick hinaus, als der steile, enge Aufstieg zu meinem Orgasmus beginnt, trotzdem macht er nicht das, was er, wie wir beide wissen, am Ende machen wird, trotzdem fangen meine Fingerspitzen zu kribbeln an und mein Gesicht wird heiß. Das Eis ist geschmolzen, und als ich plötzlich seine Hände auf meinen Brüsten spüre, überrascht es mich.
Ich setze mich auf, oder vielmehr, ich versuche mich aufzusetzen, kämpfe darum hochzukommen, meine Hände machen aber nicht mit. Mir fällt ein, dass sie hinter meinem Kopf gefesselt sind, zusammengebunden mit zwei Achtzig-Dollar-Krawatten von Gucci. Ich befinde mich in dieser
ungewöhnlichen Stellung, in der ich weder sitze noch liege, sondern geradezu aufgehängt bin und mein Rücken ungünstig überstreckt ist. Plötzlich überfällt mich Panik.
»Halt«, rufe ich. Er schiebt seine Zunge in mich hinein und fängt langsam und systematisch an, mich zu lecken, so
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