Ein Mann zum Abheben
Ich mag nicht die Überhausfrau dieser Gruppe sein, aber ich habe immer den schönsten Baum, weiß, wie man die besten Weine kauft, und sitze am besten Tisch, selbst wenn ich mit meinem Eheberater anstoße. Ich lache, mehr aus Erleichterung als aus einem anderen Grund, aber in perfektem Timing zur Pointe von Jeffs Witz, und er lächelt mich an. Ein breites Lächeln, als wäre mich zum Lachen zu bringen das Beste gewesen, was ihm heute widerfahren ist.
»Die Sache ist die«, erklärt Jeff, der offensichtlich durch sein dankbares Publikum aufgeheizt wird, »dass Männer und Frauen aus unterschiedlichen Gründen betrügen. Männer, weil sie die Vielfalt möchten; Frauen dagegen betrügen nur, wenn etwas Grundsätzliches mit der Ehe schiefläuft.«
»Wer hat dir das erzählt?«, fragt Lynn.
»… und das erklärt, warum zwei Drittel aller betrügenden Männer bleiben und zwei Drittel aller betrügenden Frauen am Ende die Scheidung einreichen.« Typisch Jeff. Er liebt Statistiken. Er arbeitet immer welche in Predigten ein und ist von den Zahlen so begeistert, dass er anscheinend nie bemerkt, welche Auswirkungen sie auf andere Menschen haben.
»Du willst also sagen«, Michael jagt allen einen Schrecken ein, weil er das Wort ergreift, »dass eine Frau es nicht persönlich nehmen soll, wenn ihr Mann Quatsch macht. Es ist nicht so, dass er sie nicht liebt, er sucht nur nach ein bisschen Abwechslung.«
Mein Gott, alle sind betrunken.
»He, Leute, ihr da drinnen seid alle ziemlich ruhig geworden«, ruft Nancy herüber. »Über was unterhaltet ihr euch denn?«
»Ich frage mich nur, wie ich es geschafft habe, auf der falschen Seite der Gleichung zu landen«, sagt Lynn. »Wenn zwei Drittel der betrügenden Männer bleiben, wie ist es dann dazu gekommen, dass Andy mich verlassen hat?«
»So schnell wie möglich den Salat«, flüstere ich der Honduranerin zu, die die Suppenschüsseln abräumt.
»Das hängt davon ab, aus welchem Blickwinkel du es siehst«, meint Jeff, der darauf versessen zu sein scheint, eine schlimme Situation noch schlimmer zu machen. »Dieselbe Statistik könnte darauf hinweisen, dass ein Drittel der betrügenden Männer sich in die andere Frau verliebt.«
»Was für ein Glück für mich«, entgegnet Lynn ironisch. »Verheiratet mit einem der Betrüger, die sich tatsächlich verlieben.« Sie hat das Glas Sauvignon Blanc hinuntergestürzt, den ich zur Suppe und zum Salat gewählt hatte, und genießt eindeutig die Chance, in Jeff Unbehagen zu wecken. Sie wirft den Kopf nach hinten und nimmt eine kunstvolle Pose ein - beide Ellbogen auf dem Tisch, das Kinn in beide Hände gestützt, verzückt und mit großen Augen wie Audrey Hepburn auf einem Schwarz-Weiß-Foto. Sie genießt eindeutig die Situation, genießt es, diesem Mann, der ihren Gehaltsscheck unterschreibt und ihr so viel öffentliche Gunst hat zukommen lassen, gleichgestellt zu sein, indem sie seine Tischnachbarin ist. Jeff und Nancy werden Lynn heute Nacht heimfahren. Er hat während des Champagner-Aperitifs dafür gesorgt, dass alle mitbekommen haben, dass er keine Frau, die bei ihm angestellt ist, alleine auf diesen trügerischen Vorstadtstraßen fahren lässt.
»Mir gefallen diese Teller.« Michael rettet meinen Tag.
»Wie komme ich dazu, am VIP-Tisch mit diesen schönen Weihnachtstellern zu sitzen?«
Ich strahle ihn an.
Der Salat wird herumgereicht - mein spezieller Salat mit Birnen, Blauschimmelkäse und Walnüssen. »Er ist köstlich, Elyse«, ruft Kelly herein. »Hast du dieses Rezept beim Kochsender gefunden?« Sie weiß ganz genau, dass ich das nicht habe, aber ihre Frage löst rund um den Porzellantisch entfernt klingendes Gelächter aus. Offensichtlich haben sie einen Running Gag über den Kochsender am Laufen.
»Sie schaut ihn gottverdammte vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche«, sagt Mark. »Neulich bin ich heimgekommen, und sie sitzt auf der Toilette, ihr Unterhöschen um die Knöchel und starrt in den Badezimmerfernseher. Irgendeine Show darüber, wie man drei verschiedene Sorten von Clotted Cream macht. Muss man sich da nicht wundern, wenn dieses Land vor die Hunde geht?«
Lynns Lachsfilet in Pergament stellt den nächsten Gang dar, gefolgt von verschiedenen Käsesorten, die Nancy mitgebracht hat - da sie das Krippenspiel leitet, ist sie ebenfalls vom Kochen freigestellt. Den Abschluss bildet Belindas Mokka-Panna-cotta. In Erwartung des Lachsfilets kommt Phil mit dem Pinot Noir ins Wohnzimmer. Es handelt sich
Weitere Kostenlose Bücher