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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
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um unseren Protzwein, und Jeff pfeift anerkennend, als Phil ihm das Etikett zeigt.
    »Wow!«, stößt Jeff hervor. »Ihr beide wisst, was gut ist.«
    »Ich dachte, ich fange mit den Ausländischen an.« Phil schenkt die dickbauchigen Gläser ein, Jeff macht eine Riesenshow um das Schwenken des Weins und das Riechen.
    »Wisst ihr«, sagt Lynn, »wenn ich mir euch beide anschaue, frage ich mich immer, warum ihr Freunde seid.« Auch ich habe mich das schon oft gefragt, es aber nie laut ausgesprochen.

    »Phil und ich, wir beide sind wie zwei Suppen in einer Schüssel«, sagt Jeff. »Der Kontrast macht jeden besser. Du solltest uns auf dem Basketballfeld sehen …« Er wechselt die Metapher und gerät in Begeisterung. »Wir haben total telepathische Fähigkeiten. In dem Moment, in dem er sich den Rebound holt, drehe ich mich um und laufe das Feld hinunter, weil ich genau weiß, wohin er unterwegs ist …«
    »Nur ein paar Tropfen«, sage ich leise zu Phil, als er zu meinem Glas kommt, und er nickt. Er weiß, dass das der teure ist und eine einzige Flasche für beide Tische reichen muss. Abgesehen davon kommen noch zwei weitere Weine.
    »Du kannst mir vollschenken«, sagt Lynn.
    »Das ist in Ordnung«, erklärt Jeff, »sie fährt nicht.«
    »Der Grund dafür, warum Jeff und ich so enge Freunde sind, ist«, Phil ignoriert sie und schenkt Lynn die gleiche kleine Kostprobe ein, die er jedem einschenkt, »dass wir die gleichen Tugenden, aber nicht die gleichen Fehler haben.«
    »Gut gesagt«, bestätigt ihn Jeff. »Wir sind beide loyal …«
    »Ausgesprochen loyal«, stimmt ihm Phil zu. »Wir sind die Männer, die niemals …«
    »Lynn, dieser Lachs ist fantastisch«, ruft Nancy aus dem Porzellanzimmer. »Du hast dich selber übertroffen.«
    »Alles ist vollkommen, Elyse«, fügt Kelly sogar noch lauter hinzu.
    »Applaus für unsere Gastgeberin«, sagt jemand, und ich könnte schwören, es war Mark. Messer klirren an Gläser, kurzes Beifallklatschen. Phil ist anrührend glücklich, weil der Abend ein Erfolg ist. Er lächelt, als er das weiße Tuch nimmt, um den Hals der Pinot-Flasche abzuwischen. Sorgfältig, sorgfältig, sorgfältig. Nicht der kleinste Tropfen ist zu sehen.

Kapitel 22
    »Ich habe hart gearbeitet, um alles schön zu machen.«
    »Warum? Du gehörst nicht zu der Sorte Frau, die sich wegen einer Dinnerparty stressen lässt.«
    Warum ist er sich dessen so sicher?
    »Es ist vielleicht das letzte Mal, dass ich eine große Abendeinladung ausgerichtet habe. Es könnte mein letztes Weihnachtsfest in diesem Haus gewesen sein.«
    »Warum?«
    Es ist der Morgen nach dem Fest, und ich sitze im Auto, um Tory bei meiner Mutter abzuholen. Eine Minute lang denke ich, unsere Verbindung ist schlecht.
    »Ich habe dir erzählt, dass ich gehe. Ich habe es dir tausendmal erzählt.« Nimmt mich überhaupt jemand ernst? Vielleicht bin ich wie dieser Baum im Wald. Keiner hört mich umfallen, also gebe ich offenbar keine Geräusche von mir. Eben heute Morgen, ich war noch beim Aufräumen, kam Phil mit den staubigen Säcken herein, in denen der Lichterschmuck gesteckt hatte. Er sagte, dass der vergangene Abend nett gewesen sei. Ja, bestätigte ich ihm, nett, dann fügte er hinzu: »Das ist alles, was ich mir wünsche, Elyse, dass es nett ist. Das ist alles, was sich ein Mann wünscht.«
    An Gerrys Ende der Leitung knackt es. Er sitzt wahrscheinlich auch im Auto. »Ja, du sagst zwar, dass du gehst,
aber du scheinst nie einen konkreten Plan zu haben. Wohin willst du?«
    »Nicht zu dir, mach dir keine Sorgen.«
    »Elyse …«
    »Entspann dich, du bist fein raus.«
    »Was ist mit Tory?«
    »Sie kommt natürlich mit mir mit.«
    »Bist du dir da sicher?«
    Natürlich bin ich das. Die Gerichte bevorzugen die Mütter. »Tory würde ich nur verlieren, wenn ich etwas völlig Dummes mache, wenn ich irgendetwas äußerst Wichtiges restlos verbocke.«
    »Und ich nehme an, du hast nicht vor, etwas völlig Dummes zu machen.«
    »Nein. Du bist das Dümmste, was ich je gemacht habe.«
    Wir lachen. Wir wollen lachen. Diese Unterhaltung hat uns beide aufgeschreckt. Es ist kein Streit, aber es ist der erste Schatten, der bisher über uns gefallen ist. Ich biege in den Häuserkomplex ein, in dem meine Mutter wohnt, eine Gemeinschaftssiedlung für aktive Senioren, und winke dem Wachmann, einem der Einwohner, der sich ein bisschen was dazuverdient. Er ist um die achtzig, trägt eine Golfhose und drückt auf den Knopf, um das elektrische Tor zu

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