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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
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auf ihn?«
    »Machst du Witze? Du sprichst mit der neuen, verbesserten Ehefrau. Dem Gleichgewichtsmädchen. Ich habe einfach tief durchgeatmet und mir gesagt: ›Was habe ich für ein Glück, einen Mann zu haben, der kocht.‹«

    »Dieses Gleichgewichtszeug.« Lynn zieht ihre Gummihandschuhe mit einem schmatzenden Geräusch aus. »Es kann nur vorübergehend funktionieren.«
    Ich nicke und gestehe ihr nicht, dass es auch nur vorübergehend funktionieren muss.
    Sie begleitet mich den Flur hinunter. Schon den ganzen Morgen regnet es heftig. Meinen Schirm habe ich in der Diele vergessen. Wir bleiben an der Tür stehen und schauen in die Düsternis des Dezembers. Jeffs Auto - ein kleiner schwarzer Solstice, den er fährt, um zu zeigen, dass in ihm mehr steckt, als man mit bloßem Auge sehen kann - biegt dicht am Gebäude in den Parkplatz des Pfarrers ein. Er springt in Shorts und Nikes heraus. Offenbar kommt er gerade von einem mittäglichen Work-out, und er sieht wirklich süß aus, Jeff, mit seinen stämmigen Beinen und dem hüpfenden Gang. Lynn und ich grinsen fast unfreiwillig, während wir ihm zusehen, wie er durch die Pfützen auf die Tür zuwatet.
    »Der Mann, mit dem du ins Bett gehst«, sagt sie, »der ist nicht von hier, oder?«
    Ich schüttle den Kopf. »So dumm bin ich nicht.«

Kapitel 21
    Ich habe hart gearbeitet, um alles schön zu machen. Gestern Abend habe ich Tory zu meiner Mutter gebracht, heute Morgen ist Kelly gekommen, im Schlepptau die beiden schweigsamen, von Honduras stammenden Frauen, die ihr Haus putzen. Wir haben den Baum aufgestellt, den Kranz an die Tür gehängt, den Kaminsims dekoriert und die Tische fast vollständig gedeckt. Als Gastgeberin der diesjährigen Weihnachtsfeier unseres Kreises wird von mir nicht erwartet, dass ich einen der Hauptgänge zubereite, sondern nur den Salat. Alle Zutaten dafür liegen gewaschen und aufgestapelt im Kühlschrank, bereit, um in letzter Minute zusammengefügt zu werden.
    »Warum nehmen wir nicht die guten Teller?«, will Phil wissen. Es ist kurz nach sechs, und ich bin gerade aus der Dusche gekommen. Er hat einen meiner handgemachten Teller vom Tisch genommen und ins Schlafzimmer gebracht, wo er ihn auf ein Kissen gelegt hat und nun argwöhnisch betrachtet.
    »Das sind die guten Teller. Ich habe sie vor ein paar Jahren eigens für Weihnachten gemacht, weißt du nicht mehr?« Die Teller sind hellbeige und durchsetzt mit karmesinroten und waldgrünen gebündelten Strichen. Diese Technik würde ich jetzt nicht mehr anwenden, denn sie wirkt etwas zu gewollt weihnachtlich. Aber für eine Feier an Weihnachten sind sie allemal noch gut.

    »Das ist ein formelles Dinner«, entgegnet Phil. »Ich würde mich wohler fühlen, wenn wir das Hochzeitsporzellan benutzen.«
    »Das Hochzeitsporzellan nehmen wir im Esszimmer.« Ich bemühe mich, meine Stimme neutral klingen zu lassen, und frage mich, warum diese Unterhaltung meine Gefühle so schlimm verletzt. Das Gleichgewichtsmädchen scheint heute freizuhaben, doch ich will jetzt, knapp eine Stunde vor dem Eintreffen unserer Gäste, keinen Streit. »Das Hochzeitsgeschirr im Esszimmer, wo ich für fünf Leute gedeckt habe, meine Teller im Wohnzimmer, wo ich für vier gedeckt habe.«
    »Wir sitzen nicht alle zusammen?«
    »Das haben wir diese Woche alles besprochen, ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich nicht mehr erinnerst. Ich habe von keinem Geschirr genug, um alle zusammen an einen Tisch zu setzen, abgesehen davon sind neun Leute am Esszimmertisch sowieso zu viel. Du bist im formellen Raum, mach dir also keine Sorgen. Ich bin im Wohnzimmer.«
    »Das ist ein bisschen abartig. Wen setzen wir ins Wohnzimmer mit den Keramiktellern? Das sieht ja so aus, als würden wir zwei Paaren zeigen wollen, dass sie nicht so wichtig sind.«
    »Ich setze die Paare getrennt«, sage ich mit übertriebener Langsamkeit. »Diese ganze Diskussion haben wir schon vergangene Woche geführt.« Phil zieht sich seinen grünen Kaschmirpulli über den Kopf. Die Farbe steht ihm gut, sie betont seine Augen, doch aus irgendeinem Grund trägt er diesen Pulli nur an Weihnachten. »Außerdem«, füge ich hinzu, bevor er weiterkritisiert, »wenn wir die Gruppe nicht auflösen, sieht es nach vier Paaren und Lynn aus, und das ist nicht gut. Ich bin überzeugt, dass sie sich ohnehin schon nicht wohl dabei fühlt.« Eigentlich glaube ich nicht, dass sie
sich nicht wohlfühlt, aber dieses Argument nimmt Phil am ehesten den Wind aus den Segeln. Er ist

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