Ein Mann zum Abheben
nächsten Tag an. Ich dachte, er würde eifersüchtig sein, weil ich seine Handschellen benutzt habe, um mit meinem Mann zu schlafen. Er unterbrach mich stattdessen mitten in der Geschichte. »Warte eine Sekunde!« Dann hörte ich, wie eine Tür geschlossen wurde, und er sagte: »Okay, erzähl nochmal. Von Anfang an.«
Es sieht so aus, als könnte ich einfach nicht in Schwierigkeiten geraten.
Wie sagt man? Die Ketten der Ehe sind so schwer zu tragen, dass zwei Personen dazu nötig sind, manchmal sogar drei. Immerhin gibt es Gerüchte und Literatur meistens über die Glücklosen, die ihre Spuren nicht gut genug verwischen können. »Du wirst nur erwischt, wenn du erwischt werden willst«, versichert Gerry mir. »Ich wette, da draußen gibt es Millionen von Menschen, die seit Jahren heimliche Beziehungen unterhalten.«
Jeff lächelt mich an. Ich lächle zurück. Könnte Lynn uns sehen, würde sie mich zur Seite nehmen und flüstern: »Es kann nicht ewig so weitergehen«, und ich würde ihr meinerseits zuflüstern: »Natürlich nicht.«
Aber Tatsache ist, dass ich nicht verstehe, wieso es das nicht kann.
Kapitel 26
Meine Töpfe lasse ich in einem Ofen brennen, der sich etwa zwanzig Meilen von unserem Haus entfernt befindet. Es handelt sich um eine jener Firmen, die Kaffeetassen mit Firmenlogos oder zur Erinnerung an Sportwettkämpfe herstellen. Ich fand sie eines Tages in den Gelben Seiten, und ein Mann nahm das Telefonat entgegen mit den Worten »Jesus rettet, kann ich Ihnen helfen?«. Er hieß Lewis und erzählte mir, dass er ein Künstler »im Medium Betonkunst« gewesen war, aber jetzt seine Zeit mehr oder weniger mit dem Betreiben des Brennofens und als Hilfsprediger für die Southern Baptist Church verbringt. Er bot mir an, an Samstagen spottbillig Zeug für mich zu brennen - sicher würde ich verstehen, warum er nicht an Sonntagen arbeitet -, und ich hatte den Eindruck, dass Lewis mit »spottbillig« praktisch »umsonst« meinte. Als ich das erste Mal dorthin fuhr, blieb ich dreimal stehen, weil ich glaubte, mich verfahren zu haben. Man verlässt den Highway, danach die, wie Lewis sie nennt, Hauptstraße, anschließend die Schotterpiste und folgt dann die letzte Dreiviertelmeile den Reifenspuren durch ein offenes Feld. So ist Charlotte. Bieg ein paarmal ab, und du bist nicht nur auf dem Land, du befindest dich im Jahr 1957.
Am Montag nach Neujahr ruft Lewis an und sagt, wir hätten vielleicht ein kleines Problem. Das hat er noch nie zuvor gesagt.
»Was für ein kleines Problem?«
»Sie sind gesprungen.«
Bei meiner Ankunft grüßt er mich mit einer rechteckigen Pappschachtel, deren Ähnlichkeit mit einem Sarg unmöglich zu übersehen ist. Die Schachtel ist voller zerbrochener Keramikstücke. Man kann kaum glauben, dass zwanzig Töpfe zu einem so kleinen Trümmerhaufen werden können.
»Für wie viel wolltest du sie verkaufen?«
»Das ist die schlechte Nachricht. Ich habe sie bereits verkauft. Hundert pro Topf.«
»Sie sind größer als die, die du normalerweise machst, oder?«, fragt Lewis, der sich ganz offensichtlich bemüht, nicht zu weinen.
»Es ist nicht die Größe, es ist die Zusammensetzung«, erkläre ich ihm. »Ich habe nicht so viel Schamotte benutzt. Das ist nicht dein Fehler, Lewis, sondern meiner. Ich wollte etwas Kunstvolles haben.«
»Man sieht, dass sie gut ausgesehen hätten«, sagt er, während er die Schachtel auf den Rücksitz meines Autos gleiten lässt.
Ja. Ich fahre auf dem langen, holprigen Kiesweg zurück, ein Weg, den ich normalerweise zum Schutz meiner Lieblinge krieche. Doch heute fahre ich schnell, die Schachtel mit grünen und kupferfarbenen Scherben rumpelt und klirrt neben mir. Ich befinde mich in großen Schwierigkeiten.
Als ich bei Kelly ankomme, steht Marks Auto in der Einfahrt. Ein ungewöhnliches Vorkommnis, weshalb ich auf die Uhr schaue. Verdammt. Es ist noch nicht einmal neun. Aber ich bin hier und weiß nicht, wohin ich sonst soll. Außerdem stehen vor dem Haus Fahrzeuge - der Aufschrift an der Seite des Lastwagens nach zu urteilen handelt es sich um Landschaftsgärtner und auch so etwas wie Steinmetze. Ich gehe
die Hintertreppe hinauf, die zur Küche führt, und klopfe an die Glastür.
Eines der Hausmädchen poliert die Theke, es ist die größere, die Rosa heißt, wie ich glaube. Sie winkt mir zu, es sieht nach einer Einladung zum Hereinkommen aus. Ich stoße die Tür auf und werde von Musik eingehüllt, Easy-Listening-Musik, wie Kelly sie
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