Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mensch wie Du

Ein Mensch wie Du

Titel: Ein Mensch wie Du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
fast gegen die nächste Terrasse … Gloria klammerte sich an ihn fest, Angst schrie aus ihrem Blick, ihr Mund war vor Schreck weit geöffnet.
    Franz Krone faßte ihre Hand und jagte mit ihr die Gänge hinab zur Bühne. Es war, als schwanke der riesige Bau, als sei er auf einem Schiff erbaut, das schwer durch die Dünung schlingert. Der Himmel, glutend, plötzlich farblos vor Hitze, war in unheimlicher Bewegung.
    Aus dem Inneren der Erde quoll ein Donnern, ein Zittern, das in den Felsen widerbebte und die Bäume am Rande des Theaters schwanken ließ.
    »Ein Erdbeben!« keuchte Franz Krone und riß die hilflose Gloria mit sich fort. Auf der Bühne blieb er kurz stehen und sah sich um. Das Theater war leergefegt. Am Ausgang sah er noch einige rennende Menschen. Er hastete ihnen nach, Gloria hinter sich herziehend.
    Der Boden unter ihm bewegte sich. Entsetzen packte ihn, schnürte ihm die Kehle zu, legte sich wie ein Eisenband um sein Herz. Er sah, wie große Felsblöcke sich von den bizarren Felsen lösten und ins Tal hinunterdonnerten, eine Lawine von Staub und Steinen hinter sich herziehend. Das Meer war aufgewühlt … Es brüllte an der Küste empor und umspülte die Uferstraße.
    Franz Krone stürzte den Weg hinunter zur Küste. Sein Atem flog, keuchend hielt er einmal ein und stand schwer atmend zwischen schwankenden Felswänden. Gloria lag an seiner Brust, das Gesicht an sein schweißiges Hemd gedrückt, zitternd vor Angst und Grauen. Einer der Fremdenführer bog um die Ecke. »Hierher!« schrie er. »Kommen Sie hierher!« Er winkte mit beiden Armen, ehe er wieder um den Felsen verschwand.
    Franz Krone rannte weiter und sah den Eingang einer großen Höhle, aus dem ihm Stimmengewirr entgegenschwoll.
    Er stolperte in den von einigen Taschenlampen erhellten Gang und lehnte sich gegen die kühle, nasse Felswand, Gloria an sich pressend und beide Arme schützend um sie legend.
    Der Berg schwankte, aus dem Boden groll ein Donnern, es war, als stünde man auf einem Vulkan, der jeden Augenblick die Erde aufreißen würde und Himmel, Meer und Welt in einen Feuerball verwandelte, in ein Inferno von glühender Asche, zuckenden Blitzen und flüssiger Lava, die breiig den Berg hinabfließt und alles Leben auslöscht zu erstarrendem Urgestein.
    Im Hintergrund der großen Höhle drückte sich eine Gruppe Nonnen an den Felsen. Laut beteten sie in ihrer schönen, singenden griechischen Sprache. Ein Mönch mit einem langen, über die Brust wallenden Bart, gehüllt in eine schwarze Kutte mit großer Kapuze, sprach die Gebete vor. Nahe dem Eingang stand ein amerikanisches Ehepaar. Sie – bleich, groß, geschminkt, in einem dünnen Nylonkleid – lehnte an ihrem Mann, der den Panamahut in den Nacken geschoben hatte und noch an seinem Stieleis leckte. »Wie in San Francisco«, sagte er laut, damit es jeder höre. »Da riß die Erde auf und stürzte eine ganze Stadt ein! Und hinterher brannte sie noch! Dagegen ist das hier ein Kinderspiel!«
    Franz Krone drückte die weinende Gloria noch enger an sich, als müsse er sie auch schützen vor diesen Menschen, die zusammengepfercht einem unbekannten Schicksal gegenüberstanden.
    Die Nonnen begannen leise zu singen. Ein französisches Paar, auf der Hochzeitsreise sicherlich, stand auf der anderen Seite der Höhle und küßte sich, als nähme es Abschied.
    Der Berg aber schwankte und schrie von innen heraus.
    Durch den Eingang der Höhle quollen neue Menschen, verstört, mit angstvoll verzerrten Gesichtern. Einige bluteten. Sie stolperten in die Höhle und sanken an den Wänden einfach auf den nassen Boden. »Draußen ist die Hölle los!« sagte ein schwer atmender Mann in staubigem, zerrissenen Arbeitsanzug. »Ich arbeitete gerade im Steinbruch, da grollt der Berg … Ich starre empor und sehe, wie der ganze Bruch aufgerissen wird, wie der Berg auf mich fällt. Ich renne … Ich weiß nicht, wie ich gerannt bin … Der Berg kam mir nach … Ich fiel hin, bin auf allen vieren weitergekrochen, und dann habe ich Staub geschluckt – pfui Teufel –, und ein dicker Stein fiel mir in den Rücken. Aber der Bruch hat mich nicht bekommen … Als er herunterkam, war ich schon fort. Der ganze Berg – einfach umgefallen! Mein Gott, und es war nur der Anfang.«
    Neue Stöße durchzogen die Erde, schreiend hielten sich die Menschen an den Felswänden fest, der Amerikaner hatte sein Eis weggeworfen und umfaßte seine Frau, die Franzosen schlossen die Augen und schmiegten sich aneinander, gemeinsam zu

Weitere Kostenlose Bücher