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Ein Mensch wie Du

Ein Mensch wie Du

Titel: Ein Mensch wie Du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Meer schäumte an die Klippen, die Felsen staubten, und das weite, erregende, wundervolle Rund des Theaters von Epidauros schob sich in den Himmel den Berg hinauf.
    »Als wenn nichts gewesen wäre«, sagte Franz Krone leise. »Und doch wird ab heute alles anders sein …«
    Gloria verstand ihn nicht, und er vermied es, ihr die Worte zu erklären.
    »Caricacci wird morgen kommen«, dachte er. »Was keiner vermag – er wird es können: Er wird mich der Oper zurückgeben, und ich werde meine Ehre wiederhaben vor Dr. Fischer, vor Professor Glatt und vor Greta.«
    Greta …
    Er atmete tief auf und umfaßte Gloria. »Laß uns schnell fahren«, sagte er hastig. »Ich möchte weg von hier.«
    »Caricacci«, dachte er. »Keiner wird es wagen, mich zurückzuweisen, wenn ich von Caricacci komme. Ich werde wieder singen dürfen, wirklich singen …«
    Er schrak zusammen, als neben ihm der Motor aufbrummte, und stieg neben Gloria in den kleinen blauen Wagen.
    In Nauplion hatte man die Erdstöße deutlich vernommen – auch hier waren einige Häuser eingestürzt, und Rettungstrupps bargen die Toten und Verletzten. Jackie John saß zerknirscht in seiner Bar auf einem Hocker und sah Gloria und Franz wie hilflos entgegen.
    »Dieses Griechenland!« stöhnte er, als er Gloria und Krone so verschmutzt und zerrissen hereinkommen sah. »Hätte ich dieses Land doch nie gesehen! Schluß ist es mit der Tournee! Staatstrauer! Eine Woche! Keine Konzerte, kein Tanz! Ist es nicht genug, daß die Erde wackelt? Jetzt müssen sie auch noch die Musiker arbeitslos machen!« Er kippte einen doppelten Kognak hinunter und schnalzte mit der Zunge. »Wir bauen ab, Kinder. Wir fahren zurück nach Jugoslawien. In Dubrovnik kann ich jederzeit spielen! Dort ist noch Badesaison! Da rollen die Zechinen! Aber hier … Trümmer von zweitausend Jahren, und dann noch neue dazu?! Mir reicht's … Da könnte ich auch in Deutschland bleiben. Da haben die Trümmer wenigstens noch einen politischen Sinn!«
    Er lachte über seine eigenen Worte und reichte das Glas dem Mixer zurück. »Noch einen, Jim!« rief er. »Ich muß mich heute besaufen! Einen klassischen Suff à la Bacchus! Und dann kann mich das ganze Land …« Er winkte ab, als Gloria etwas sagen wollte, und nickte. »Ich bin ein höflicher Mensch, Schwesterchen, ich sage es nicht! Ich denke es bloß, ganz leise denke ich es … Prost! Und noch einen, Jim …«
    »Er ist schon betrunken. Gehen wir, Franz.« Gloria wandte sich ab und ging die breite Treppe hinauf auf ihr Zimmer. Franz Krone folgte ihr, nachdem er schnell noch einen Kognak im Vorbeigehen getrunken hatte. »Ich brauche Mut«, dachte er. »Ich muß Gloria sagen, wer Caricacci ist und was er morgen von mir will. Es wird schwer für sie sein – aber ich werde sie nachholen, wenn ich erst wieder auf einer Opernbühne stehe und mich emporsinge in die Welt, die ich einmal als Feigling verraten habe.«
    Er schloß hinter sich die Zimmertür und betrachtete Gloria, wie sie sich das Kleid über den Kopf zog und tief Luft holend die Arme weit von sich streckte.
    »Es ist, als habe ich das alles geträumt«, sagte sie leise, als sie Franz an der Tür stehen sah. »Jetzt weiß ich auch endlich, wer du bist.«
    »Ja?«
    »Ja. Du bist ein ganz großer Sänger. Einer der berühmten. Nur warum du bei uns bist und Blues singst, das weiß ich nicht. Aber du wirst es mir sagen …«
    »Gloria …« Franz Krone schluckte. Es fiel ihm schwer, ihr jetzt zu sagen, was er sagen mußte. »Gloria –« Er stockte wieder und sah zu Boden.
    »Was hast du, Franz?« Sie kam auf ihn zu und legte die Hand um den Hals. Zärtlich küßte sie seine Stirn. Er nahm ihren Arm und schob ihn zurück – sie fühlte, wie seine Hand dabei zitterte.
    »Mach es mir nicht so schwer, Gloria …«, sagte er leise.
    »Was hast du?« fragte sie ängstlich.
    »Es wird ab morgen alles anders werden, Gloria. Du wirst mit Jackie und der Band nach Dubrovnik fahren, und ich … Ich …«
    Er schwieg wieder. Gloria sah ihn mit großen, ungläubigen Augen an, in denen bereits die Angst vor dem Verstehen seiner Worte lag.
    »Und du …?« flüsterte sie.
    »Ich werde nach Rom gehen …«, würgte er hervor.
    »Nach … Rom …?«
    »Ja, Professor Caricacci wird mir die Chance geben, wieder in einer Oper zu singen. Ich werde dorthin zurückkehren, woher ich gekommen bin …«
    »Auf die Bank bei Linz?« sagte Gloria bitter. »Verhungert und verkommen?«
    »Das war nur der Tiefststand meines Lebens. Du

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