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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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Opfer dar, nicht mich. Ich atmete schwer, und mein Herz hämmerte wild, während Dads Hand ruhig von der Türkante glitt. Plötzlich flog seine Faust durch die Luft und verpasste Ethan einen Kinnhaken. Ich rang nach Luft und lief in die Diele.
    »Dad!«, rief ich. »Was machst du denn da?«
    Ethan stöhnte und hielt sich das Kinn, doch er stand immer noch aufrecht. Dad packte ihn beim T-Shirt und drückte ihn gegen die Wand der überdachten Eingangstür.
    »Wag es ja nicht noch einmal, in diesem Ton mit mir zu reden«, fauchte Dad ihn an.
    »Entschuldigung«, erwiderte Ethan schnell und bemerkte mich hinter meinem Vater. »Es tut mir leid, aber ich bin hier nicht der Böse. Die Dinge sind komplizierter. Menschen sind kompliziert. Eve, können wir miteinander reden?«
    Ethans Gesicht tauchte kurz hinter Dads Schulter auf, er suchte meinen Blick. Ich schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme.
    »Nein, nicht jetzt!«, erwiderte ich. »Du gehst besser. Bitte, geh einfach!«
    Ethan hielt die Hände hoch.
    »Ich gehe«, sagte er und wankte. »Aber hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Nein, das ist es noch nicht.«
    Als Ethan sich umdrehte, ging ich vor zur Tür. Dad legte den Arm um meine Schulter, und ich sah, wie ein Muskel unter seinem Auge zuckte.
    »Vollidiot«, stieß er hervor und verzog das Gesicht. »Ich meine ihn.«
    Ich wollte gerade die Tür zumachen, als ich eine Frau auf der Eingangsstufe bemerkte.
    »Hallo«, sagte er. »Hallo, Elaine.«
    Die Frau kam ins Haus, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen, als würde sie verfolgt werden.
    »Gütiger Gott, wer war denn der Kerl?«, fragte sie, und ich hörte ihren amerikanischem Akzent. »Was um alles auf der Welt geht hier vor? Frank, mein Schatz, soll ich die Polizei rufen?«
    Frank, mein Schatz? Ich schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. Ich wusste, ich kannte sie von irgendwoher, aber nicht, woher. Dann fiel es mir wieder ein. Sie war Ärztin, ich kannte sie aus meiner Schulzeit.
    »Dr. Evans«, sagte ich verwirrt. »Was machen Sie denn hier?«
    Die Gedanken in meinem Kopf fingen an zu rasen. War Dad etwa krank? Kam sie etwa vorbei, um ihm Medikamente zu bringen? Nein, sagte ich mir, das ist lächerlich.
    »Eve, du kennst doch Dr. Evans«, sagte Dad zu mir. »Das ist Elaine.«
    Elaine streckte mir die Hand zur Begrüßung entgegen, während Dad, der fast zu atmen aufgehört hatte, mit einem angespannten Grinsen auf dem Gesicht stocksteif dastand.
    »Schön, dich zu sehen«, sagte Elaine und blickte Dad neugierig an.
    Die Spannung war greifbar.
    »Dad«, sagte ich, und mein Blick wanderte von ihm zu Elaine. »Was ist hier los?«
    Dad rieb sich die Stirn, führte mich zurück in die Küche und sagte, ich sollte mich wieder setzen. Dr. Evans folgte uns, eingehüllt in eine Wolke von Chanel N°5.
    »Oje«, sagte er. »Das ist ein ganz schlechtes Timing. Ich wollte es euch anders beibringen, aber um ehrlich zu sein, hatte ich Angst vor Daisys Reaktion. Nun ja, mein Schatz, das ist Elaine. Meine Freundin Elaine.«
    »Deine Freundin?«, entfuhr es mir, und ich schaute ungläubig von ihm zu Dr. Evans.
    »Nun«, ergriff Elaine das Wort, »es ist wohl ein bisschen mehr als das, oder, Frankie?«
    Dad schüttelte den Kopf, um sie zum Schweigen zu ermahnen. Er stand ganz still da, sah mich unter seinen von der Sonne gebleichten Wimpern an und wartete auf meine Reaktion.
    »Warum all diese Geheimnisse, Dad?«, stieß ich hervor. »Warum bist du nicht ehrlich? Wovor hast du Angst?«
    Er zuckte mit den Achseln, seufzte und ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
    »Wenn ich etwas sagen darf«, meinte Elaine, stellte ihre Handtasche auf den Tisch und setzte sich hin. »Ich glaube, dein Dad macht sich vor Angst ins Hemd oder in die Hose, wohin auch immer. Würde er den Leuten erzählen, dass wir zusammen sind, wäre es für ihn realer, und genau davor hat er Angst. Ich meine, sieh mich an, dann verstehst du, warum. Kleiner Scherz. Aber im Ernst, er hat Probleme, die Vergangenheit loszulassen, selbst wenn sie nur noch aus Erinnerungen besteht.«
    Dad und ich schauten uns an, er lächelte traurig. Ich merkte ihm an, dass ihm plötzlich Bilder von Mum durch den Kopf schossen, so wie mir. Wir beide vermissten sie. Ich umarmte ihn.
    »Wir sind uns gar nicht so unähnlich, was, mein Kind?«, sagte er und drückte mich. »Ganz und gar nicht unähnlich.«

2 1. Kapitel
    I ch war froh, als die Sonne aufging und das Schlafzimmer in blassgelbes Licht

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