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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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tauchte. Ich hatte eine schlaflose Nacht in meinem Kinderzimmer verbracht, das sich, seit ich vor zehn Jahren ausgezogen war, um zu studieren, so gut wie nicht verändert hatte. Die Bettdecke war immer noch dieselbe, bonbonrosa und gestreift, dazu die passenden Kissen von Habitat. Und auch der sich langsam ablösende Aufkleber von Jason Priestley hing immer noch an der Schranktür.
    Ich zog mir müde meinen flauschigen blassrosa Morgenmantel an, den ich seit meinem fünfzehnten Lebensjahr besaß, und strich mir das Haar aus den Augen. Vorsichtig öffnete ich die Tür, um Dad – und Elaine – nicht zu wecken. Dann tapste ich hinunter zur Küche. Am Ende der Treppe blieb ich kurz stehen, um mir Elaines Pumps von Kurt Geiger anzusehen, die sie achtlos neben ihre teuer aussehende Lederhandtasche geschleudert hatte, die nicht ganz geschlossen war, sodass ich einen abgegriffenen Terminkalender und eine Tablettenpackung sehen konnte.
    Ich lächelte bei der Vorstellung, dass Dad nun eine Freundin hatte. Die ganze Sache war ihm so peinlich gewesen – seine Glatze war ganz rot geworden, als er mir gestern erzählt hatte, er würde sich mit Elaine treffen. Er hatte lange darauf gewartet und verdiente mehr als jeder andere etwas Glück, auch wenn sich unsere Rollen irgendwie vertauscht anfühlten. Ich konnte jetzt nachvollziehen, warum er aus diesem Haus ausziehen wollte. Meine Mutter hatte es damals in einem baufälligen Zustand von ihren Großeltern geerbt, es wieder zum Leben erweckt und in ein wunderbares Heim für unsere Familie verwandelt. Das Haus war ein Spiegelbild ihrer Persönlichkeit. Ich an Elaines Stelle würde auch nicht hier leben wollen; allein schon die Dekoration würde mir das Gefühl geben, dass noch eine andere Frau in diesem Haus gegenwärtig wäre.
    Ich stand vor dem großen gerahmten Foto von Mum, das an der Küchenwand hing. Sie hielt einen Krug Limonade in der Hand und strahlte in die Kamera, während Daisy ihr Bein umklammerte und das Gesicht in Mums Rock vergrub, der mit Wassermelonen bedruckt war. Ich stellte mir Daisys Reaktion vor, wenn Dad ihr von Elaine erzählen würde. Ich war mir sicher, sie würde ausflippen. Oh Gott! Ich runzelte die Stirn. Mir wurde übel, wenn ich nur an Daisy dachte. Ab jetzt würde alles anders sein.
    Ich ging hinüber zum Spülbecken, um eine Tasse abzuwaschen, und starrte mit leerem Blick aus dem Fenster in den Garten hinaus. Der Tau auf dem Gras glitzerte durch die Morgensonne, und der rote Mohn am Ende des Gartens entfaltete seine großen Blütenblätter. Ich schaute hoch in den strahlend blauen, wolkenlosen Himmel. Es würde wieder ein richtig heißer Tag werden. Was nicht hieß, dass ich mich darüber freuen konnte.
    Meine Hände zitterten, als ich den Kessel aufstellte, um mir einen starken schwarzen Kaffee zu machen. Als er fertig war, setzte ich mich an den Tisch und schlürfte ihn still, während mein Blick durch die Küche wanderte. Es war gespenstisch leise. Kaum vorstellbar, dass dies London war, dachte ich, und mir fiel ein, dass ich noch nie so früh in meinem Leben wach gewesen war. Ich versuchte, in dieser Stille nicht an Ethan und Daisy zu denken, wenngleich die beiden in Wahrheit das Einzige waren, woran ich denken konnte. Ich hatte die ganze Nacht an sie gedacht und mich immer mehr in die Frage hineingesteigert, ob das, was Ethan gesagt hatte, tatsächlich wahr war. Mir schwirrten die Bilder, die er aufgeworfen hatte, im Kopf herum. Wie hatte mir Daisy das nur antun können? Tat es Ethan wirklich leid? Warum sollte er es sagen, wenn er es nicht so meinte? War dieser eine Brief von ihm als Wiedergutmachungsversuch wirklich ausreichend?
    Ich war unbeschreiblich wütend auf beide, doch jetzt, nachdem der erste Zorn verraucht war, und falls Ethans Geschichte wirklich der Wahrheit entsprechen sollte, stieg das entsetzliche Gefühl der Enttäuschung in mir hoch. Alles, was ich über meine Beziehung zu Daisy je gedacht hatte, war auf den Kopf gestellt, und mein Verhältnis mit Joe war höchstwahrscheinlich Vergangenheit, weil ich nie den Grund für Ethans Verschwinden erfahren und meine Gefühle mich seit seiner Rückkehr verwirrt hatten. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht loszuweinen.
    »Hallo«, rief Elaine von der Küchentür. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Überrascht von ihrer Stimme und dem starken amerikanischen Akzent, drehte ich mich schnell um, nickte, lächelte und zog den Morgenmantel fester um meine Taille. Sie trug einen seidenen

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