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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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Schlafanzug mit dunkelblauen und weißen Tupfen. Ihre Füße waren nackt und die Fußnägel dunkelrot lackiert. Sie hatte ihr blondes Haar mit einer Haarspange in Schildpattoptik zusammengesteckt, ihre helle Haut erschien ohne Make-up fast durchsichtig. Mir wurde wieder bewusst, dass Elaine Dr. Evans war. Ich wurde rot, als mir einfiel, was sie als meine Ärztin alles über mich wusste: dass ich mit sechzehn zum ersten Mal die Pille genommen hatte, ohne Dad etwas davon zu erzählen, dass ich bei Stress jedes Mal eine Mandelentzündung bekam und dass ich mich damals, als Ethan mich verließ, geweigert hatte, Antidepressiva zu nehmen, und fast nur noch im Bett gelegen hatte.
    »Dein Vater hat mir alles über deinen Ex und deine Schwes ter erzählt«, begann sie und verzog das Gesicht. »Es tut mir leid. Das muss wirklich wehtun. Als ob es dich nicht schon genug kränken würde.«
    Sie setzte die Haarspange um und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Stimmt«, sagte ich. Ich lächelte sie tapfer an und zuckte niedergeschmettert mit den Schultern. »Was soll ich nur tun? Ich komme mir vor wie eine Idiotin.«
    »Was wirst du tun?«, fragte sie. »Hast du schon mit deiner Schwester gesprochen? Ich an deiner Stelle würde mit meiner Meinung nicht hinterm Berg halten und ihr klipp und klar sagen, was ich von ihr halte. Der Schwester den Freund auszuspannen, ist unterste Schublade.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe noch nicht mit ihr gesprochen«, erwiderte ich und spürte, wie wieder Wut in mir hochstieg. »Ich habe aber vor, zu ihr zu gehen. Ich muss mit ihr reden und wissen, ob alles, was Ethan, also mein Ex, gesagt hat, wahr ist. Allein der Gedanke daran macht mich krank. Abgesehen davon habe ich meine Beziehung mit Joe, meinem Freund, vermasselt. Er denkt, ich bin die unzuverlässigste Frau der Welt, was wahrscheinlich stimmt, weil ich mich nicht fest binden kann.«
    Ich gab einen Stoßseufzer von mir. Elaine lächelte mich warmherzig an und ging hinüber zum Spülbecken. Sie ließ das Wasser laufen und nahm sich ein Glas aus dem Schrank. Offensichtlich kannte sie sich im Haus aus, was hieß, dass sie schon häufig hier gewesen war. Ich fragte mich, wie lange Dad sie schon vor mir geheim hielt. Überall Geheimnisse. Wie eine Pest, die sich über unserer Familie ausbreitete.
    »Verfluchte Kerle«, sagte Elaine, füllte ihr Glas mit Wasser und begann zu trinken. »Ah, das ist genau das Richtige!«
    Sie blinzelte mir zu und fuhr dann fort: »Man kommt besser ohne sie klar. Was natürlich für deinen Vater nicht gilt. Er ist anders. Aber ich weiß genau, wie du dich fühlst. Mein Exmann – oh Gott, was war der für ein Mistkerl! Ich bin eigentlich überrascht, nicht wegen tätlichen Angriffs mit einer Bratpfanne im Gefängnis von Holloway gelandet zu sein.«
    »Wirklich?«, fragte ich und schaute überrascht, als sie eine Packung Zigaretten aus ihrer Schlafanzugtasche herauszog.
    »Verrat mich nicht!«, sagte sie und ließ eine Zigarette aus der Packung gleiten. »Ich erzähle meinen Patienten den lieben langen Tag, sie sollen damit aufhören, weil es ihre Lungen ruiniert. Dabei komme ich von diesen verdammten Glimmstängeln selbst nicht los und rauche, als gäb’s kein Morgen, den es vermutlich auch nicht geben wird, wenn ich so weitermache …«
    Sie verstummte, betrachtete die Zigarette in ihrer Hand und schüttelte bestürzt den Kopf. »Was bin ich doch für eine Heuchlerin! Jeden Morgen verspreche ich mir aufzuhören. Doch was immer ich auch tue, ich schaffe es nie länger als ein paar Monate. Na ja, egal. Entschuldigung, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, mein Exmann. Er war früher einmal ganz nett, spielte ziemlich gut Badminton – na ja, da haben wir uns kennengelernt, auf dem Badmintonplatz. Doch mit den Jahren wurde er unausstehlich. Er war besessen von seiner Arbeit. Als sein Geschäft dann Konkurs machte, geriet er in eine schwere Midlife-Crisis. Ich versuchte, verständnisvoll zu sein und ihm darüber hinwegzuhelfen, doch dann begann er, in der Gegend herumzuvögeln, als würde Sex demnächst aus der Mode kommen. So was ist nicht sehr gut für das eigene Selbstbewusstsein, nicht wahr?«
    Sie hob ihre Augenbrauen und verdrehte die Augen.
    »Ich war am Boden zerstört und ertappte mich dabei, ein Leben zu leben, das mir fremd war«, sagte sie und seufzte. »Ich musste da raus, um das, was von mir noch übrig war, zu erhalten, und so ließ ich mich von ihm scheiden. Das war vor sechs Jahren. Als

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