Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
ohne die Möglichkeit eines Rückzugs. Ich stand an der Ampel und wartete, während ich gedankenverloren auf die vorbeirauschenden Busse und Autos starrte. Es war Hauptverkehrszeit, und die Menschen um mich herum hasteten mit ihren iPhones und iPods im Ohr zur Arbeit. Ich ging entschlossen weiter und versuchte, mit ihnen Schritt zu halten, trotz der Angst, die in mir nagte.
Das Einzige, was ich wollte, war, mit Daisy zu sprechen. Ich hatte sie seit unserem Streit im Park nicht mehr gesehen, vermutlich dachte sie, ich würde sie deswegen treffen wollen. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass sie sagen würde, Ethan hätte die ganze Sache nur erfunden, und außer sich vor Wut wäre, dass ich so etwas von ihr überhaupt denken könnte. Die Sonne schien hell, und so fischte ich meine Sonnenbrille aus der Handtasche. Hinter dem riesigen Jackie- O-Gestell fühlte ich mich sicherer.
»Bitte, geh nicht!«, hatte mich mein Vater, kurz bevor ich das Haus verließ, gebeten. Er hatte panisch ausgesehen und sich mir beinahe in den Weg gestellt, als ich die Tür öffnete. »Evie, du wirst unsere Familie zerstören, denk daran!«
Er versuchte, mir ein schlechtes Gewissen einzureden. Meiner Meinung nach war sie bereits zerstört. Es fiel mir nicht leicht, mich über Dads Bitte hinwegzusetzen, aber ich musste es. Elaine verstand mich. Sie hatte im Hintergrund zustimmend genickt, als ich ihm mit aufgewühlten Worten erklärte, warum ich gehen musste.
»Vertraue deinem Instinkt«, hatte sie zu mir gesagt, als ich mich von Dads bittendem Blick abgewandt hatte und auf den Weg machte. Ich mochte sie wirklich. »Ich werde mit deinem Vater sprechen.«
»Danke«, hatte ich erwidert. »Danke fürs Zuhören.«
Während ich den Gehweg entlangstapfte, ging ich in Gedanken durch, was ich Daisy sagen wollte. Obwohl ich auf der einen Seite wusste, dass ich keine andere Wahl hatte, als sie zur Rede zu stellen, um die in mir überschäumende Wut und Verletztheit herauszulassen, stieg auf der anderen Seite das fürchterliche Gefühl des Verlusts in mir hoch, als sterbe ein Teil von mir, sobald ich ihr erzählt haben würde, was ich wusste. Danach gäbe es keinen Weg mehr zurück. Unsere Beziehung würde sich für immer verändern. Wie sollte ich ihr je wieder vertrauen können, wenn sie alles zugeben würde, was Ethan behauptet hatte?
Ich schaute hoch und blickte auf die grüne Front des Magnolia Cafés, wo wir verabredet waren. Das Herz in meiner Brust pochte laut. Meine Hände schwitzten, und wieder stieg Übelkeit in mir hoch, während ich auf das Café zuging. Ich stellte mich in der Schlange an, schwindelig vor Nervosität.
»Eiskaffee, bitte«, bestellte ich bei der Bedienung hinter der Theke. Mein Blick schweifte über die Tische, Daisy war noch nicht da. Ich bezahlte mit zitternden Händen und ging mit dem Kaffee zu einem Tisch in der Ecke, unter einem Leinwanddruck mit blauen, rosa und grünen Kreisen, von dem aus ich die Tür sehen konnte. Aus den Lautsprechern drang World Music, die ich auszublenden versuchte. Ich spielte mit einem Yoga-Flyer herum, der auf dem Tisch liegen geblieben war, nahm einen Schluck von meinem Kaffee und wartete mit angespannter Miene auf Daisy.
Sie war die achte Person, die durch die Tür kam. Sie stürmte herein, schob die Sonnenbrille auf den Kopf und winkte mir kurz zu, bevor sie an der Theke ihre Bestellung aufgab. Ich schaute sie an, als sie auf meinen Tisch zukam, ihr rot-gelbes Sommerkleid umspielte ihre Figur, ihr langes braunes Haar fiel ihr über die Schultern. Ich spürte, wie mir das Blut aus dem Kopf wich, und musste nach der Tischkante greifen, um das Gleichgewicht zu halten.
»Was soll das, bitte?«, fragte sie, zog den Stuhl gegenüber von mir heraus und ließ sich auf den Sitz fallen. Dabei baumelte ihr Arbeitsausweis gegen den Tisch. »Ich darf heute nicht zu spät zur Arbeit kommen. Ich habe so viel zu tun. Wenn es darum geht, was ich im Park gesagt habe, da hatte ich einfach nur schlechte Laune.«
Sie trank ihren Kaffee und sah mich ungeduldig an. Als sie meinen ernsten Gesichtsausdruck bemerkte, flackerte so etwas wie Angst in ihren Augen auf. Sie beugte sich nach vorne, strich das Haar hinter ihr Ohr und senkte ihren Blick.
»Eve?«, sagt sie und schaute mich kurz an. »Was ist los? Geht’s um Dad? Du weißt, ich habe genug davon, immer diejenige zu sein, die sich Gedanken um ihn macht. Warum muss ich das immer sein? Du stehst ihm doch viel näher. Du solltest ihn fragen,
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