Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
Minute!«
Das Haar fiel ihm in die Augen, als er auf uns zurannte. Er sagte etwas, doch ich konnte ihn wegen der Lautsprecheransagen nicht verstehen. Es waren zu viele Menschen da, und ich wünschte mir, wir wären an einem ruhigeren Ort.
»Ich werde in der Schlange dort warten«, meinte Isabel zu mir und zeigte auf den Schalter der British Airways, während sie Ethan kurz zunickte. »Komm danach dorthin!«
Ethan und ich schauten uns an und lächelten – trotz allem. Ich erinnerte mich an die Worte in seinem Brief und an das Flugticket. Wir schauten uns in die Augen.
»Was machst du denn hier?«, fragte ich leise.
Ethans Augen leuchteten für eine Sekunde auf, dann runzelte er die Stirn und seufzte. »Ich fliege zurück nach Italien und bin nur hier, um nachzufragen, ob es irgendwelche Stornierungen gegeben hat. Alle scheinen dermaßen auf mich sauer zu sein, dass ich das Gefühl habe, schleunigst wegzumüssen. Ich habe alles vermurkst.«
»Du läufst also mal wieder weg«, sagte ich und spürte, wie plötzlich Wut in mir hochstieg.
»Ich laufe nicht weg«, entgegnete Ethan. »Ich bin …«
Er sah sich um und rang nach Worten. Die Buchstaben und Zahlen auf den Abflugtafeln leuchteten gelb auf.
»Na ja, so was tun Feiglinge nun mal. Dann lauf, Ethan. Los, lauf weg!«
Ethan sah mich für einen langen Augenblick ernst an, als wollte er noch etwas sagen. Dann beugte er sich zu mir vor und küsste mich einmal auf die Wange. Er roch nach Zigaretten und Dior.
»Vielleicht«, erwiderte er achselzuckend.
»Auf Wiedersehen, Eve.«
Ich sagte nichts. Ich konnte nichts sagen. Mir stiegen Tränen in die Augen, und der Magen tat mir vor Wut, Trauer, Bedauern und Liebe weh. Ich sah ihm nach, wie er fortging.
Nachdem ich Isabel tränenreich am Flugsteig verabschiedet hatte, fuhr ich zu Dad nach Hause. Als ich das Auto vor seinem Haus parkte, bemerkte ich, dass Daisys Raleigh-Fahrrad am Gartenzaun angekettet war. Ich überlegte kurz, ob ich drehen und zu meiner Wohnung fahren sollte, zwang mich dann aber doch, hineinzugehen. Jetzt, da Joe nicht mehr mit mir sprach und Ethan das Land verließ, konnte ich es nicht ertragen, noch jemanden aus meinem Leben zu verbannen, den ich liebte. Auch wenn es schmerzhaft werden würde, musste ich Daisy rückhaltlos verzeihen und mein Leben weiterleben.
Ein neues Zeitalter würde beginnen. Das alte Haus stand zum Verkauf, Dad und Elaine würden zusammenziehen, und das Café würde in wenigen Tagen eröffnet werden. Ich musste positiv denken. Das Einzige, was ich Joe gegenüber tun konnte, war, mich zu entschuldigen. Und was Ethan betraf – der hatte sich als Feigling herausgestellt, und einen Feigling wollte ich nicht.
»Hallo, mein Schatz«, begrüßte mich Dad, als er mir die Tür öffnete. »Wir sitzen alle am Küchentisch. Komm herein! Wie geht’s deinem Schädel? Meiner brummt fürchterlich.«
»Meiner auch«, erwiderte ich. »Ich hoffe, du hattest Spaß auf deiner Feier.«
»Ja, hatte ich«, sagte er. »Du ja wohl eher nicht, wie ich mitbekommen habe. Junge Männer können sich schon mal wie Idioten benehmen. Ich muss mich für meine Spezies entschuldigen.«
Ich zuckte mit den Achseln und ging durch zur Küche, wo Elaine, Daisy und Benji am Tisch saßen und Schokoladenbrownies aßen, die von Dads Party übrig geblieben waren. Elaine bot mir einen Kaffee an, den ich dankbar annahm. Daisy und ich lächelten uns müde an. Sie klopfte mit der Hand auf den Stuhl neben ihr.
»Komm und setz dich«, sagte sie.
Ich lächelte, küsste und knuddelte Benji. Dann zog ich den Stuhl hervor und setzte mich hin, die Ellenbogen auf dem Tisch. Vor mir stand eine Vase mit Rosen aus Dads Garten.
»Du weißt schon, dass er weg ist, oder?«, fragte ich Daisy.
Daisy nickte und stellte ihren Kaffeebecher hin.
»Ich denke, es ist das Beste«, antwortete sie. »Es hätte mit uns beiden nicht funktioniert.«
Ich öffnete den Mund, um ihr zu sagen, dass sie ihm wohl kaum eine Chance gegeben hatte, und wie sie wüsste, wie ich mich fühlte, doch stattdessen antwortete ich: »Ja, da hast du wohl recht.«
»Er kam mit Benji überhaupt nicht klar«, fuhr sie fort und ließ ihn von ihrem Schoß herunter. »Möchtest du im Garten spielen, Benji?«
Ich spürte, wie sich eine gewisse Anspannung in mir ausbreitete und das Gefühl hochkam, Ethan verteidigen zu müssen. War es überhaupt möglich, ein guter Vater oder eine gute Mutter zu sein, wenn man unter Schock stand?
»Du musst ihm eine Chance
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