Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
Hintergrund stand und uns besorgt zuschaute.
»Joe«, sagte ich ruhig. »Du kannst nicht fahren. Du hast getrunken. Bitte, komm herein! Ich will dir alles erklären.«
Joe stieß ein verbittertes Lachen hervor. Er setzte sich die Sonnenbrille auf und stellte das Radio an.
»Es ist mir scheißegal, was du zu sagen hast«, sagte er und kurbelte das Fenster wieder hoch.
Ich versuchte, den Türgriff zu fassen, doch er drückte auf das Gaspedal, raste die Straße hinunter und ließ mich taumelnd auf dem Bürgersteig zurück.
»Was geht hier vor?«, fragte einer von Dads Freunden und legte die Hand um meine Taille, um mich zu stützen. Ich fluchte leise, legte die Hand auf die Stirn und sah, wie die Bremslichter von Joes Auto an der Ampel aufleuchteten.
»Was geht hier nicht vor, lautet wohl eher die Frage«, sagte Elaine. »Komm, mein Schatz, lass uns was trinken.«
3 1. Kapitel
A m nächsten Morgen, nachdem Joe mir um Mitternacht endlich eine SMS als Antwort auf mein Dutzend flehentlicher Anrufe geschickt hatte, in der er mich bat, ihn eine Zeit lang in Ruhe zu lassen, saß ich im Auto neben Isabel. Der Tag ihrer Abreise war gekommen, und nach einer schlaflosen Nacht, in der mich mein schlechtes Gewissen wegen Joe gequält hatte und in der mir Ethans Brief pausenlos im Kopf herumgegeistert war, hatte ich zugestimmt, dass wir in ihrem Auto nach Heathrow fahren würden und ich dann wieder damit zurück, um mich darum zu kümmern. Ich saß neben ihr auf dem Beifahrersitz, mir war übel, dennoch hantierte ich wie besessen mit meinem Handy herum und checkte immer wieder meine Nachrichten.
»Wie geht’s dir?«, fragte Isabel und schaute mich schräg vom Fahrersitz aus an. »Du siehst fürchterlich aus.«
Nachdem Joe die Party fluchtartig verlassen hatte, hatte Elaine mir einen starken Whiskey mit Ginger Ale gemacht, der mich dermaßen aus den Schuhen gehauen hatte, dass ich mir ein Taxi zu meiner Wohnung nehmen musste, wo ich mich, nachdem ich mich aus den Klamotten geschält und die unbequemen hochhackigen Schuhe weggeschleudert hatte, aufs Bett geschmissen hatte. Ich hatte den ganzen Tag so gut wie nichts gegessen und seit dem Mittag nur getrunken, sodass mein entsetzlicher Kater nichts Ungewöhnliches war. Maggie und Elaine hatten nach der Party noch aufgeräumt und das Café abgeschlossen. Selbst Daisy hatte mitgeholfen, doch das war nichts Neues für mich. Es schien, als würde Daisy mich am liebsten mögen – und auch besser mit mir umgehen können –, wenn ich am Boden lag.
»Ich komme mir wie ein richtiges Miststück vor«, sagte ich und zog kurz an dem Sicherheitsgurt. »Stell dir nur vor, was ich gesagt habe. Da muss sich Joe doch fürchterlich fühlen. Ich wünschte mir, ich hätte nie den Mund aufgemacht. Er will noch nicht einmal mit mir reden.«
Isabel wechselte den Gang und beschleunigte auf die zweispurige Straße, die aus London hinausführte. Die Wohnblöcke, die ich aus dem Fenster sah, zogen an mir vorbei wie ein verschwommener, mit roten Graffitistreifen verschmierter grauer Strom.
»Du hast einfach nur gesagt, was du fühlst«, entgegnete Isabel. »Ich beginne langsam zu begreifen, dass deine Gefühle für Ethan immer noch sehr stark sind. Was ich auch über Joe gesagt habe, du kommst von Ethan nicht los, was?«
Ich strich mir den Pony aus der Stirn und blies laut die Luft aus.
»Weißt du was, ich will mit absolut niemandem mehr etwas zu tun haben«, antwortete ich. »Ich bin viel zu verwirrt, um zu wissen, was ich will.«
»Ich denke, das weißt du sehr genau«, meinte Isabel. »Aber sich einzugestehen, wie es in seinem Herzen aussieht, dafür braucht es Mut. Eine Zukunft mit Ethan wird nicht leicht sein, und du wirst Joe als Freund verlieren. Daisy wird darüber bestimmt auch nicht glücklich sein.«
Ich schüttelte energisch den Kopf. Der Gedanke einer gemeinsamen Zukunft mit Ethan war wie ein Albtraum. Davon wollte ich nichts wissen.
»Ernsthaft«, sagte ich. »Ich will mit niemanden zusammen sein, sondern mich einfach nur auf das Café konzentrieren und mit dir in Kontakt bleiben. Ich hoffe, dir ist klar, dass ich jeden Abend mit dir skypen werde und unsere Telefonrechnungen in astronomische Höhen schnellen werden.«
»Kein Problem«, erwiderte Isabel. »Solange du in meinem Leben bist, werde ich glücklich sein, auch wenn ab jetzt nur ein verschwommenes Bild auf dem Laptop aufleuchten wird. Vielleicht kannst du ja immer auf Skype sein, damit ich jederzeit nachsehen kann, was
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