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Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Bratley
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Wange immer noch glühte und kribbelte, holte ich tief Luft, drehte den Schlüssel mit einem klackenden Geräusch um und zwang mich zu lächeln. Dann öffnete ich die Tür.

3. Kapitel
    » H ier kommen die Getränke!«, platzte ich ein paar Minuten später mit viel zu lauter Stimme ins Wohnzimmer. Unsicher trug ich ein klirrendes Tablett mit Gläsern und einer Flasche eiskaltem Prosecco hinein. An sich hatte ich gar nicht so schreien wollen, doch war ich inzwischen fast hysterisch vor Nervosität, sodass die Gäste verschreckt aufsprangen. Ich eilte zu dem wackligen Beistelltisch, stellte das Tablett krachend und mit zittrigen Händen ab und bemerkte ihre argwöhnischen Blicke. Ich nahm das erste Glas und begann einzugießen, wobei ich meine Augen nicht von Ethan abwenden konnte.
    »Wie ich sehe, hast du immer noch diesen Tick«, stellte er mit einem schiefen Lächeln fest. Ich überging seine Bemerkung und dachte, wie entspannt und gefasst er aussah, bevor ich mich den anderen Gästen zuwandte. Er strahlte in Gesellschaft immer diese hundertprozentige Sicherheit aus. Wahrscheinlich fühlte er sich unter Menschen wohler als allein – stets der perfekte Schauspieler. In dieser Hinsicht hatte er sich überhaupt nicht verändert. Ich hingegen starb gerade tausend Tode. Ich führte das Glas an meine Lippen, warf den Kopf nach hinten und schüttete die Hälfte des Inhalts in mich hinein. Ethan räusperte sich.
    »Trinkt doch auch einen Prosecco!«, sagte ich, stellte mein Glas ab, drückte den anderen eins in die Hand und hielt ihnen viel zu hastig und nervös eine Schale mit Oliven unter die Nase. »Und hier sind Oliven. Millionen von Oliven. Bedient euch! Oh, ich sollte vielleicht etwas Musik machen. Hier ist es ja so still wie in einer Bibliothek.«
    Nachdem ich die Tür geöffnet und die Gäste ins Wohnzimmer geführt hatte, hatte Joes Kollegin Dominique, die Redakteurin der London Daily , eine vorwitzige Wahnsinnsblondine mit hochhackigen Schuhen und Wespentaille, uns miteinander bekannt gemacht, während ich eine komplizierte Erklärung zu meinem »alten Freund« Ethan bemühte, der, plötzlich und rein zufällig, als Kandidat des Saturday Supper Club vor meiner Haustür gestanden hatte.
    »Wirklich reiner Zufall«, unterstrich ich noch einmal und schaute mit hochrotem Kopf in ihre verwirrten Gesichter. »Wisst ihr, ich habe ihn seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Das sind eintausendfünfundneunzig Tage. Nicht, dass ich sie gezählt hätte, aber das ist schon eine ganz schön lange Zeit, um nichts voneinander …«
    Ich hielt inne, biss mir auf die Lippe und lächelte meine erstaunt dreinblickenden Gäste entschuldigend an. Ethan, der irgendwo hinter mir stand, hustete demonstrativ. Ich nahm ihre Sachen – ein Jackett, eine Strickjacke und eine Tasche – und warf sie schnell über den Kleiderständer in der Diele, auf dem einige Mäntel hingen, die ich nie trug.
    »Es ist schrecklich, ein bisschen eng, aber so ist London nun mal. Leider ist unsere Wohnung anscheinend auch noch mit dem kleinsten Wohnzimmer ganz Europas ausgestattet, was völlig unsinnig ist, wo wir doch hier in England die dicksten Menschen ganz Europas sind …« Ich schwafelte vor mich hin und rieb mir die Stirn. »Ich denke, daran sind diese habgierigen Immobilienhaie schuld. Ich hole uns schnell was zu trinken. Setzt euch, wenn ihr einen Platz findet.«
    Ich zeigte auf mein Zweiersofa und die dazu passenden zwei Art-déco-Sessel, die ich in einem Secondhandmöbelladen in Camden erstanden hatte. Ich nahm die Kissen herunter – eine nicht zueinanderpassende, abgewetzte Sammlung – und warf sie auf einen Haufen in der Ecke des Wohnzimmers.
    »Es ist gemütlich hier«, stellte Ethan fest und setzte sich neben Dominique aufs Sofa, während sich die beiden anderen Kandidaten mit zusammengepressten Knien auf den Sesseln niederließen. Paul, der Fotograf der London Daily , stand verlegen neben dem Bücherregal, zog eins meiner Lieblingskochbücher von Julia Child heraus und blätterte darin herum.
    »Es ist doch immer wieder interessant zu sehen, wie viele Menschen in einen Schuhkarton passen«, sagte Ethan und schaute mich dabei zwinkernd an.
    »Ich schaue kurz nach dem Essen«, erklärte ich, ging in die Küche, warf die Tür zu, lehnte mich dagegen und legte eine Hand auf mein pochendes Herz. Durch die Tür hörte ich das Gemurmel von nebenan und konnte an nichts anderes denken als an Ethan. Ethan, Ethan, Ethan. Er war hier, in meinem

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