Ein Menü zum Verlieben: Roman (German Edition)
berichten könnt. Nächsten Samstag ist Maggie an der Reihe, den Samstag darauf Andrew und am Schluss Ethan.«
»Mach dich auf was gefasst!«, erklärte Ethan mit einem Grinsen im Gesicht.
»So, so«, erwiderte Dominique und klimperte ihn mit den Augen an. »Kurz bevor die Zeitung in Druck geht, werde ich euch informieren, wer aufgrund der Gesamtpunktzahl gewonnen hat. Das Menü des jeweiligen Abends wird zusammen mit euren Berichten in der Sonntagsausgabe der Zeitung erscheinen. Der erste Artikel wird morgen in drei Wochen, nach Ethans Abendessen, veröffentlicht.«
Während Dominique sprach, spürte ich, wie Angst in mir hochstieg. Ich wollte den Abend ruhig und souverän meistern, doch es ging einfach nicht. Ich hatte fürchterliche Panik, da ich nicht wusste, wie ich mich Ethan gegenüber verhalten sollte. Wenngleich diese Stimme in meinem Kopf mir auch befahl, ihn nicht anzusehen, wanderte mein Blick immer wieder zu ihm hin. Ich war zwiegespalten – einerseits wollte ich ihn unbedingt fragen, warum er mich verlassen hatte, andererseits wollte ich es gar nicht wissen und wünschte mir, er würde genau so schnell verschwinden, wie er gekommen war. So schwankten meine Gefühle in der einen Sekunde von der Wut auf ihn in der nächsten Sekunde zur Freude, ihn wiederzusehen. Und jedes Mal, wenn mein Blick auf ihn fiel, schaute er mich mit diesem bohrenden, unergründlichen Blick an, der mein Herz fast zum Zerspringen brachte.
Ich fragte mich, ob in ihm das gleiche Gefühlschaos wütete, und schüttete das zweite Glas Prosecco in mich hinein, als wäre es Wasser. Bald hatte ich einen Schwips. Ich zwang mich, an Joe zu denken, der meinem Vater wahrscheinlich gerade Interesse am Mandolinenspiel vorgaukelte und höflich zu den Klängen von »Greensleeves« mit den Füßen auf den Boden stampfte.
»Gut«, sagte ich, rieb mir die Hände und bemerkte, dass nicht nur Ethan, sondern auch der Rest meiner Gäste mich erwartungsfroh anblickte. Klar, sie warteten aufs Essen. Plötzlich verspürte ich das irrwitzige Verlangen, laut loszulachen, zwang mich aber, ruhig zu bleiben.
»Also«, begann ich, schaute in ihre erwartungsvollen Gesichter und stellte ihnen das Menü vor. Ich kam mir vor wie eine Sechsjährige auf einer Bühne, kurz vor der Gesangsdarbietung von »Little Donkey« in einem Weihnachtskonzert.
»… und auf den Nachtisch freue ich mich besonders«, beendete ich meine Ausführungen. »Es wird goldgelb gebackene Baisers geben, die im Mund zergehen. Eingetaucht in Bitterschokolade aus Madagaskar, habe ich sie mit Schlagsahne, wilden Erdbeeren und karamellisierten Pistazien verziert und füge zu guter Letzt noch einen Schuss heißer Schokoladensoße hinzu.«
Maggie rang nach Luft. Ich versuchte, nicht in Ethans Richtung zu sehen, doch ich spürte sein zufriedenes Lächeln. Ich hatte diesen Nachtisch unzählige Male für ihn gemacht, als wir zusammengewesen waren, und wir hatten uns stets mit strahlenden Gesichtern eine Schüssel geteilt.
»Ich muss euch warnen«, erklärte Maggie und hob eine Hand hoch. »Kann sein, dass ich einen Essorgasmus bekomme.«
»Das hört sich spannend an«, bemerkte Ethan. »Vielleicht können wir die Gabeln miteinander teilen.«
Maggie warf ihren Kopf zurück und lachte. Ich atmete tief aus, und mit einem Mal fielen mir die nicht so liebenswerten Charakterzüge von Ethan wieder ein. Er konnte es einfach nicht lassen. Wann immer sich eine Gelegenheit bot, flirtete er. Selbst hier in meiner Wohnung. Obwohl er besser Reue an den Tag legen sollte, verhielt er sich wie Don Juan. Ich biss mir in meine Wange und spürte das altbekannte Gefühl der Eifersucht in mir hochsteigen. Ich blitzte ihn an, nahm sein Glas, das noch zu einem Drittel voll war, und stellte es auf das Tablett. Je betrunkener er war, umso mehr flirtete er. Dem musste ich einen Riegel vorschieben.
»Ich stehe total auf Nachtisch«, gestand uns Andrew und tätschelte seinen weichen Bauch. »Was wahrscheinlich unschwer zu erkennen ist. Heute Morgen erst habe ich eine Schachtel mit zwölf Schokoladenbrownies in der Hummingbird-Konditorei für meine Freundin gekauft, die schwanger ist und sehr, sehr hungrig. Als ich zu Hause ankam, fehlten bereits drei.«
Ethan lachte laut auf. Es war sein Schauspielerlachen, und ich erinnerte mich, dass dies neben dem ewigen Flirten ebenso typisch für ihn war. Er lachte immerzu, weshalb die Leute ihn so gern mochten. Wo immer er war, erweckte er den Eindruck, sich zu amüsieren oder
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