Ein Milliardär entdeckt die Liebe
hatte überhaupt keine Regung gezeigt. Genauso gut hätte sie vor eine Steinmauer rennen können!
Tränen waren aufgestiegen, ließen ihre Augen wie silberne Teiche schimmern. Cesario war nicht der Mann, der sich von Tränen beeinflussen ließ, aber mit dieser weiblichen Schwäche hatte er bei ihr nicht gerechnet. Er hatte sie immer für zäh gehalten, schließlich arbeitete sie in einem Feld, das größtenteils von Männern besetzt war, und sie zeigte selbst vor seinen größten und ungestümsten Hengsten nicht das geringste Zeichen von Angst. Und doch hielt er bei diesen Tränen den schneidenden Kommentar zurück.
„Versprechen Sie mir, dass Sie über das, was ich Ihnen erzählt habe, in Ruhe nachdenken“, drängte sie ihn verzweifelt. „Mein Vater ist ein anständiger Mann. Er hat einen schrecklichen Fehler begangen. Ich will auch nicht schönreden, was er getan hat, aber bitte, ruinieren Sie deshalb nicht sein Leben.“
„Ich lasse Verbrecher nicht ungeahndet davonkommen. Ich gehöre eher in die ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn‘-Kategorie.“ Er fragte sich, weshalb sie so beharrlich blieb, wenn er ihr doch nicht die geringste Hoffnung machte. Schon allein wegen seines Rufs als hartgesottener Geschäftsmann müsste sie eigentlich davon ausgehen, dass er einen Galgen vor dem Haus aufstellen lassen würde.
„Bitte …“, flehte sie noch einmal, schon bei der Tür.
Bevor sie nach der Klinke greifen konnte, hielt Cesario aus reiner Gewohnheit galant die Tür für sie auf. An solch selbstverständliche Höflichkeit war Jess nicht gewöhnt. Ihre Brüder hätten sie eher zur Seite geschoben, um als Erste nach draußen zu kommen.
„Ich werde meine Meinung trotzdem nicht ändern. Aber ich informiere die Polizei erst morgen früh.“ Noch während er das zusicherte, fragte er sich, warum er das überhaupt tat.
Von der Halle aus sah er ihr nach, wie sie mit dem alten Geländewagen davonfuhr. Es muss doch etwas geben, das ich tun kann … alles andere hätte ich Ihnen angeboten … Und dann dachte er an das Eine, das er sich nicht kaufen konnte, und fragte sich, ob er jetzt verrückt geworden war, sie überhaupt in diesem Licht zu sehen. Blieb überhaupt genug Zeit, um dieses Ziel zu erreichen?
Er könnte sie haben und … Infierno , trotz der vielen Frauen, mit denen er ausgegangen war, um die Frustration zu mildern, begehrte er Jessica Martin noch immer! Mit ein bisschen Glück würde er von ihr erhalten, was er unbedingt haben wollte, und das zu fairen Konditionen. In einem Leben, das inzwischen von einer Bitterkeit überschattet wurde, die Cesario verabscheute, wäre eine Frau, die die Macht besaß, ihn nachts vor sexueller Frustration wach zu halten, vielleicht sogar die perfekte Lösung.
Der gesunde Menschenverstand sagte ihm auch, dass es nicht nur die Lust war, die ihn in diese Richtung denken ließ. Jessica Martin besaß Charaktereigenschaften, die er bewunderte und die sie eindeutig auf eine höhere Stufe stellten als all die anderen Frauen, die er kannte. Sie arbeitete hart und war loyal gegenüber ihrer Familie, so sehr, dass sie sogar den eigenen Stolz opferte. Sie kümmerte sich um Tiere, die andere Leute nicht mehr wollten, und sein Geld, das andere Angehörige ihres Geschlechts immer wie ein Magnet anzog, wirkte bei ihr überhaupt nicht. Nein, eine Goldgräberin war sie bestimmt nicht, im Gegenteil. Sie hatte starke Prinzipien, und das gefiel ihm an ihr. Ob ihr vielleicht genau diese Prinzipien im Weg stehen würden, um ihre Familie zu retten?
Ein kalkulierendes Lächeln zog auf Cesarios Lippen. Nun gut, er würde ihr also eine letzte Chance bieten …
Um neun Uhr abends hatte Jess Dienstschluss. Müde und bedrückt fuhr sie nach Hause, die Hunde schliefen hinten im Wagen. Den ganzen Nachmittag hatte sie damit gerechnet, ihre Mutter würde völlig aufgelöst anrufen, um ihr zu berichten, dass die Polizei ihren Vater festgenommen hätte. Cesario di Silvestri hatte zwar gesagt, er würde bis morgen früh warten, aber im Grunde wusste Jess, dass sie ihn um das Unmögliche gebeten hatte.
Selbst wenn er ihren Vater nicht anzeigen sollte … Jason und Mark würden sofort mit Schuldzuweisungen aufwarten, sobald man sie verhörte. Es bestand nur wenig Aussicht, das Gemälde zurückzubekommen, ohne nicht die gesamten Umstände offenzulegen. Und dann war da ja auch noch die Versicherung, die bestimmt darauf bestehen würde, dass alles unternommen wurde, um die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.
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