Ein Milliardär entdeckt die Liebe
Ihr Körper sehnte sich nach Cesarios Nähe, wollte die Erlösung erfahren, die irgendwo dort in der Ferne zu erahnen war.
„Ja“, antwortete sie bebend.
„ Sì. Dein erstes italienisches Wort, moglie mia .“
„Sì“ , wiederholte sie. „Aber wie nennst du mich da eigentlich?“
„Meine Frau“, übersetzte er für sie. „Denn das bist du ja.“
Und aus einem unerfindlichen Grund fühlte Jess sich erst in diesem Moment wirklich verheiratet. Die schlichten Worte erreichten, was der prunkvollen Hochzeitsfeier nicht gelungen war. Sie lächelte. An ihre Narben wollte sie jetzt nicht denken, sie wollte das Gefühl genießen und auskosten. So stand sie still da, während Cesario ihr das Oberteil von den Schultern schob, und trat dann einen Schritt vor, um sich kühn an den Knöpfen seines Hemdes zu schaffen zu machen.
Doch ihre Finger begannen zu zittern, als sie mehr und mehr gebräunte Haut freilegte. Cesario spürte ihr schüchternes Zögern, hob leicht ihr Kinn an und küsste sie. Er küsste sie und küsste sie, und noch immer war es ihm nicht genug. Er legte die Hand an ihre Taille und zog sie eng an sich, sodass sie den Beweis seiner Erregung fühlen konnte. Ihr Körper jubelte über die Wirkung, die sie auf ihn hatte.
Er zog den Reißverschluss ihres Rocks auf, ließ den Stoff an ihren Beinen herabgleiten und hob Jess aus den gebauschten Stofffalten auf dem Boden, um sie zum Bett zu tragen. Als er die Hände zurückzog, fühlte er die raue Haut an ihrem Rücken. Überrascht sah er auf die lange weiße Linie. „Hattest du eine Operation?“
Jess erstarrte und rutschte hastig von ihm ab, doch seine Neugier war geweckt. Mit einer Fingerspitze fuhr er über den blassen Streifen. „ Per l’amor di Dio, was ist dir zugestoßen?“
Mit dem Finger zeigte sie auf ihre Hüfte. „Hier, die ist dir noch entgangen“, fuhr sie ihn aggressiv an.
„Das müssen lebensgefährliche Verletzungen gewesen sein.“ Mit ernstem Blick schaute er Jess fragend an.
„Ein Überfall mit … mit dem Messer … während meiner Studienzeit. Ich wäre fast verblutet.“ Sie presste die Lippen zusammen, hielte seinem Blick stand und wusste nicht, dass in ihren Augen die blanke Angst zu lesen war, er könnte weitere Fragen stellen.
Doch nach einem Moment zuckte Cesario nur mit den breiten Schultern, so als wäre es nichts Ungewöhnliches für ihn, Narben von Messerstichen bei den Frauen in seinem Bett zu sehen. Er drehte sich um, zog das Hemd aus und streifte die Schuhe von den Füßen. Seine Miene hielt er eisern unter Kontrolle, denn in ihm schäumte heiße Wut, wenn er sich vorstellte, wie jemand mit einem Messer auf Jess eingestochen hatte. Sie war so klein, so zierlich, so weiblich … Aber vielleicht hat ja gerade das sie zum perfekten Opfer gemacht, dachte er grimmig.
„Tut mir leid, ich rede nur nicht gern darüber“, sagte sie bebend. „Vermutlich hätte ich dich vorwarnen sollen … Ich weiß, wie hässlich die Narben sind.“
Er hatte jetzt auch seine Hose ausgezogen und legte sich zu ihr auf das Bett. Sanft fuhr er mit seinen Lippen über die Narbe an ihrer Hüfte. „Nicht hässlich“, murmelte er, „sondern ein Teil von dir. Nein, ich brauchte keine Warnung. Mir tut es nur leid, dass du eine solche Erfahrung durchmachen musstest, piccola mia .“
Er findet immer genau die richtigen Worte, dachte sie, lange nicht überzeugt, dass er es ernst meinte. Aber ihre Anspannung milderte sich und schwand schließlich ganz. Sie legte den Kopf auf das Kissen und konnte wieder normal atmen. „Jetzt hast du den Beweis, dass ich niemals das perfekte Püppchen sein kann.“
„Du vergisst, dass du mit einem Mann redest, der schon von dir fasziniert war, als er dich in schmutzigem Ölzeug und Gummistiefeln voller Schlamm inmitten einer Meute struppiger Hunde gesehen hat.“
„Wundert mich, dass du die Hunde nicht längst im hiesigen Hundesalon hast aufhübschen lassen“, neckte sie. Mit leicht geöffneten Lippen reckte sie sich ihm entgegen, wollte sie doch seinen festen warmen Mund noch einmal genauer für sich selbst entdecken.
Und dieser Kuss ließ sie atemlos und schwindlig zurück. Still fragte sie sich, wo Cesario nur ihr ganzes Leben über gewesen war, denn kein anderer Mann hatte sie je so fühlen lassen. Inzwischen hatte sie auch erkannt, dass er keineswegs so war, wie sie zuerst gedacht hatte – weil sie nicht hinter die glatte und weltgewandte Fassade hatte sehen wollen, die er der Welt zeigte.
Ihr
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