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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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jetzt sechs Stunden unterwegs, ohne auch nur einen Piep von sich hören zu lassen.
    Eine gewisse Art von Wut kam in ihr auf. Sie hatte sich Hoffnungen gemacht. Sie hatte gedacht – nein, sie war fest davon ausgegangen –  sie würden den Tag gemeinsam verbringen – und vielleicht auch die Nacht. Wie naiv sie doch gewesen war. Während sie hier auf der Terrasse saß, würde Mark sich bestimmt schon mit irgendeiner Tussi in den Laken wälzen und froh darüber sein, dass er die Finger von ihr gelassen hatte. Dann kam ihr eine Idee. Warum sollte sie nicht auch auf die Piste gehen? Es war bestimmt schon ewig her, dass sie ihren Marktwert getestet hatte und jetzt, nach der Enttäuschung mit Mark, kam ihr diese Möglichkeit sehr gelegen.

23
     
    Dreißig Minuten später trat sie erneut auf die Terrasse. Sie hatte noch einmal geduscht um den Geruch des Sonnenöls, das sie zuvor aufgetragen hatte, abzuwaschen und ihr welliges, dunkles Haar kunstvoll hochgesteckt, sodass nur noch einzelne Strähnen ihr Gesicht umrahmten. Sie hatte ein taupefarbenes Kleid von Donna Karan mit Wasserfallausschnitt angezogen, das kurz oberhalb ihrer Knie endete und ihren Körper sanft umspielte. Ihre Füße steckten in weißen High Heels von Manolo Blahnik und ihr Gesicht war dezent geschminkt.
     
    Sie ging zum Terrassengeländer und sah hinaus aufs Meer. Die Gischt, die gegen die Felsen peitschte, die Möwen, die ihre Kreise drehten und ab und zu aufs Wasser hinabsausten. Die Meeresbrise, die ihr Gesicht mit kühlem Wind streichelte. Plötzlich fühlte sie sich schlecht. Das war nicht sie, sich einfach schick machen, ausgehen und irgendjemanden anzuquatschen, das alles würde sie niemals tun. Das war einfach nicht ihre Art. Sie wusste ja noch nicht einmal, wo man hier in der Nähe weggehen konnte. Außerdem würde sie sich alleine blöd vorkommen. Sie schaffte es ja noch nicht einmal, alleine einen Kaffee zu trinken, wenn sie verabredet und zu früh dran war. Wie wollte sie sich dann alleine die Nacht um die Ohren schlagen? Vermutlich würde sie mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend an der Bar sitzen, einen Cocktail runterwürgen und denken, dass alle anderen Gäste sie schief ansahen, weil sie alleine gekommen war und es niemanden gab, der den Abend mit ihr verbringen wollte. Niedergeschlagen ließ sie sich auf die Hollywoodschaukel am hinteren Ende der Veranda sinken und schlüpfte aus ihren Heels. Sie würde heute Abend nirgendwo hingehen. Mark würde vermutlich irgendwann in den frühen Morgenstunden zurückkommen, wie er es schon so oft getan hatte. Er würde nach billigem Parfum und Alkohol stinken, an seinem Hemd würden Lippenstift- und andere Flecken sein. Er würde eine Dusche nehmen und an diesem Tag würde Vicky es nicht nur stören, dass er in aller Herrgottsfrühe Lärm machte, sondern auch, dass er die vergangene Nacht bei irgendeiner dahergelaufenen Schlampe verbracht hatte.
     
    Sie fasste an ihr Haar um die hochgesteckte Frisur aufzumachen, die mit etwa zehn Haarnadeln gehalten wurde, als es an der Tür klingelte.
     
    Er hat wohl seinen auch noch seinen Schlüssel vergessen, dachte Vicky, als sie von der Hollywoodschaukel aufstand und ins Wohnzimmer ging. Zwischen den Laken irgendeiner Tussi verloren trifft’s wohl eher, schoss ihr durch den Kopf. Sie ging durchs Wohnzimmer hinaus in den Flur und öffnete die Eingangstür. Davor stand ein breitschultriger, älterer Mann in einem Anzug und mit einer Chauffeursmütze auf dem Kopf. Hinter ihm in der Einfahrt parkte eine große, weiße Stretchlimousine. Der Mann lächelte freundlich.
     
    „Kann ich ihnen helfen“, fragte Vicky und trat in den Türrahmen.
    „ Ich bin hier, um sie abzuholen, Miss Williams“, sagte der Mann. „Mein Name ist Jack und ich bin heute Abend ihr Chauffeur!“
    „ Ich habe aber gar keinen Chauffeur bestellt“, versuchte Vicky klar zu stellen, erinnerte sich kurz an diese Kitty, die vor einigen Wochen ebenfalls irrtümlicherweise an ihrer Tür geklingelt hatte und überlegte, wer ihr diese Limousine wohl geschickt haben mochte.
    „ Ich wurde beauftragt, sie abzuholen“, erwiderte Jack und lächelte immer noch freundlich.
    „ Von wem denn“, wollte Vicky wissen.
    „ Das ist eine Überraschung!“
    „ Und wohin fahren wir?“
    „ Auch das ist eine Überraschung!“
     
    Vicky grübelte. Es war ihr auf einer Seite nicht wirklich geheuer, in die Limousine zu steigen und zu einem Date mit einem völlig Unbekannten zu fahren.

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