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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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dass sie einfach nachsehen musste, ob er überhaupt zu Hause war. Vielleicht hatte er ja vergessen , dass sie verabredet waren. Das war zwar ziemlich weit hergeholt, aber durchaus im Bereich des Möglichen. Immerhin hatte sie selber den ganzen Tag über Stress gehabt. Es lag durchaus im Bereich des Möglichen, dass er die Verabredung einfach vergessen hatte. Immerhin hatte er ihr erzählt, dass nächste Woche mehrere OPs anstanden. Auch wenn es sich dabei nur um Routineeingriffe handelte, würde er sich bestimmt darauf vorbereiten müssen. Oder vielleicht hatte er die Zeit durcheinander gebracht. Oder den Tag. Vermutlich hatte er noch viel mehr um die Ohren gehabt, als sie, nach der Rückkehr. Immerhin war er ja nicht hauptberuflich für Kleinman & Stevens tätig, sondern für eine Praxis an der Upper East Side. Wahrscheinlich hatte er eine Million Termine gehabt. Wenn es wirklich nur ein Missverständnis war, dann konnte sie an sein Fenster klopfen und ihn damit aufziehen, dass er ein Gehirn wie ein Nudelsieb hatte. Klar, das Essen würde wohl ausfallen, wenn er erst noch duschen und sich anziehen musste, aber wenn sie ehrlich war, dann gefiel ihr der Gedanke, die Nacht mit ihm auf der Dachterrasse, im Whirlpool, vor dem Fernseher und im Bett zu verbringen, ohnehin besser.
     
    Sie ging an der Reihe Buchsbäume vorbei, die die beiden Hälften der Dachterrasse optisch trennte und stand vor dem Panoramafenster, das in sein Wohnzimmer führte. Die Raumaufteilung war dieselbe wie in Vickys Appartement, nur eben seitenverkehrt. Im Inneren der Wohnung war es dunkel und im ersten Moment konnte Vicky rein gar nichts erkennen.  Im nächsten Moment fühlte es sich an, als würde ihr jemand einen heftigen Schlag in die Magengrube versetzen. Augenblicklich wurde ihr übel und Tränen schossen in ihre Augen, ihre Beine gaben nach und sie musste sich am Fensterrahmen festhalten, um nicht hinzufallen. Mark saß auf der Couch in seinem Wohnzimmer und war nackt. Zwischen seinen Beinen war eine dünne, schwarzhaarige Frau zu Gange. Mark hatte seine Arme ausgebreitet und den Kopf in den Nacken gelegt. Er genoss diese „Behandlung“ sichtlich. Im nächsten Moment kam die dunkelhaarige, sie war asiatischer Abstammung, zwischen seinen Beinen hervor und setzte sich rittlings auf seinen Schoß.
     
    Vicky taumelte einige Schritte rückwärts und ging wie in Trance in ihr Appartement zurück. Millionen von Gedanken, die sie nicht einordnen konnte, schossen unzusammenhängend durch ihren Kopf. Sie stolperte im Gehen aus ihren High Heels und ließ sie dort liegen, wo sie sie auszog. Tränen liefen über ihre Wangen und wollten nicht mehr versiegen. Sie schnappte sich ein Haarband, das neben ihr auf der Couch lag, band ihre Haare damit zusammen und ging dann zum Kühlschrank. Sie nahm die Flasche Champagner heraus, die sie für später, wenn sie mit Mark vom Essen zurückgekommen wäre, bereitgestellt hatte, und öffnete sie.
     
    „Eigentlich ist er es nicht wert, dass du seinetwegen trinkst“, dachte sie, während sie einen tiefen Zug aus der Flasche nahm. Aber diese Erkenntnis war in jenem Moment mehr als seicht. Sie wollte diesen furchtbaren, brennenden Schmerz, der ihr Herz umhüllte in Alkohol ertränken. Natürlich war ihr klar, dass es ihr deswegen am nächsten Tag noch schlechter gehen würde, aber im Moment fühlte sie sich nicht in der Verfassung, das ganze ohne Champagner durchzustehen. Sie bereute, dass sie außer Champagner nur ein paar Flaschen Wein, aber sonst nichts Härteres im Haus hatte. Noch vor wenigen Stunden hatte sie gedacht, dass dies ihr schönster Abend seit Langem werden würde. Dass ihre ganz persönliche Hollywood-Schnulze wahr werden würde und dass sie jetzt gerade eine Geschichte erlebte, wie sie ein Drehbuchautor nicht besser hätte einfangen können. Doch ihre Hollywood-Geschichte hatte sich innerhalb von Sekunden zu einem Alptraum wie aus der Feder von Stephen King verwandelt. Sie war doch wieder nur an der Nase herumgeführt worden.
     
    Sie nahm eine Packung Eiswürfel aus dem Eisfach, riss sie an der perforierten Linie auf und goss den Inhalt in einen Eiskübel. Dann packte sie die Flasche Champagner auf das Eis und umhüllte sie mit einigen Würfeln.
     
    Sie hatte die Hälfte der Flasche ausgetrunken und etwa genau dieselbe Menge wieder herausgeweint, sich anschließend ihre braune Cashmere-Decke geholt und sich auf der Couch zusammengerollt. Obwohl es Hochsommer, und das Thermometer auf weit

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