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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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Notarzt und er arbeitete auch nicht in der Notaufnahme.
     
    Die letzten einundzwanzig Minuten waren Vicky vorgekommen wie eine Ewigkeit. Bis zehn nach sieben hatte sie dieses merkwürdige Gefühl gut im Griff gehabt, doch als er dann immer noch nicht aufgetaucht war, hatte das Gefühl Überhand genommen. Sie hatte Michael Buble ausgemacht und den Fernseher eingeschaltet, um sich abzulenken. „Er wird bestimmt kommen, sobald ich den Fernseher angemacht habe“, sagte sie sich, während sie auf den Knopf mit der Taste eins auf der Fernbedienung drückte. Sie zappte durch die Kanäle und blieb bei einer alten Episode von Desperate Housewives hängen. Es war dreiundvierzig Minuten nach sieben. Ihr war heiß, das merkwürdige Gefühl war stärker geworden und ihre Wangen brannten.
    Ich muss aussehen wie eine Tomate, dachte sie, während sie ihre Handflächen auf ihre Wangen legte und sie kurz kühlte. Aus der Diele kamen Geräusche. „Endlich“, seufzte sie und war sicher, dass Mark vor der Tür stand. Bestimmt war er aufgehalten worden. Er würde sie nicht versetzen.
     
    Sie sprang auf, machte den Fernseher aus und dachte triumphierend daran, dass sie recht gehabt hatte – sobald der Fernseher lief, würde Mark auftauchen. Sie schnappte ihre Handtasche, eilte hinaus in die Diele, warf einen Blick in den Spiegel um ihre Frisur und ihr Make up zu checken und wartete. Sie konnte die Tür nicht einfach aufreißen und „Ach, endlich bist du da“, rufen. Das wäre dann schon etwas aufdringlich. Sie wartete, bis Mark klingelte, doch nichts tat sich. Eine Minute verging, dann noch eine und noch eine. Mittlerweile war dieses horrorartige Gefühl wieder da und tief in ihrem Inneren wusste sie, dass da niemand vor der Tür sein würde. Vermutlich hatte sie sich die Geräusche nur eingebildet. Oder der Concierge hatte seine stündliche Runde gemacht. Sie ging einen Schritt vor und tippte auf den schwarzen Bildschirm der Gegensprechanlage, die sich rechts neben der Eingangstür befand. Augenblicklich kam der Bildschirm aus dem Standby-Modus und gewährte ihr einen Blick auf den Bereich vor ihrer Eingangstür, auf die Straße vor dem Gebäude und auf den Eingangsbereich unten im Foyer. Vicky tippte das kleine Bild mit dem Bereich vor ihrer Eingangstüre, welches sich augenblicklich vergrößerte und die beiden anderen Bilder in den Hintergrund drängte. Niemand war darauf zu sehen. Der Flur lag still und einsam da. Sie tippte noch einmal auf das Bild und am unteren Rand erschien eine Leiste mit Symbolen. Ein Pausezeichen, ein Vorwärts- und ein Rückwärts-Symbol und ein Symbol mit vier kleinen Kästchen, das man betätigte, wenn man sämtliche Perspektiven auf einmal sehen wollte. Vicky tippte auf das Rückwärts-Symbol und das Bild vom Eingangsbereich wurde erst in doppelter, nach einem neuerlichen Klick in vierfacher Geschwindigkeit zurückgespielt. Nichts. Sie ließ das Band bestimmt dreißig Minuten rückwärts laufen, doch niemand war  darauf zu entdecken.
     
    Sie ging wieder zurück ins Wohnzimmer. Sieben Uhr vierundfünfzig Minuten. Mark hatte sie versetzt. Er hatte es noch nicht einmal der Mühe wert gefunden, sie anzurufen und abzusagen, er hatte sie einfach sitzen lassen. Er hatte ihr vor vierundzwanzig Stunden eine Liebeserklärung gemacht, wie sie sie noch nie in ihrem Leben gehört hatte, hatte ihr vorgeschlagen, zusammen zu ziehen und hatte unterschwellig angedeutet, dass er mehr als nur eine beiläufige Beziehung mit ihr haben wollte. Sie fühlte sie wieder wie das kleine, dicke, picklige Mädchen, dass sie vor fünfzehn Jahren gewesen war, das tatsächlich geglaubt hatte, den Quarterback der Footballmannschaft abzubekommen, weil sie nett und natürlich war. Schon damals hatten die Niederlagen sich wie dumpfe Schläge in ihre Magengrube angefühlt. Jetzt fühlte sie sich wie an einem Abgrund. Sie hatte Mark tatsächlich geglaubt. Sie hatte ihm seine Liebeserklärung tatsächlich abgekauft und war mit der Neuigkeit, dass sie zusammenziehen würden, auch noch bei ihren Freundinnen hausieren gegangen. Sie würde sich in den Erdboden schämen müssen, wenn herauskam, dass Mark sie nur an der Nase herumgeführt hatte. Vermutlich hatte er sich einen Spaß daraus machen wollen, auszutesten, wie schnell er sie herumbekommen würde.
     
    Sie hatte mit sich gehadert, als sie auf die Terrasse trat. Ihm hinterher zu spionieren war vielleicht etwas übertrieben. Doch sie war so enttäuscht, dass Mark nicht gekommen war,

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