Ein Mörder kehrt heim
wünschen. Bis dann.
Dein Opi
»Na toll«, sagte Twiggy.
»Lass mal. Das ist gut. Das bestätigt unsere Erklärung der Mails an Ernst. Walter ist ein Komplize.« Dornröschen kratzte sich an den Wange. »Wollen wir wetten, dass die anderen Mails an Walter genauso zu verstehen sind. Er wird unterrichtet, wie die Dinge stehen. Er soll mitmachen bei der Aktion.«
»Was soll das Ganze für einen Sinn haben?«, fragte Twiggy.
Lieber Walter,
ich freue mich, dass deine Urlaubsreise so bequem verlief. Ich hoffe, du fühlst dich richtig wohl in der Wärme. Vergiss nicht, hin und wieder einen Blick auf unseren Freund zu werfen. Man muss sich ja wirklich sorgen. Ernst ist guter Dinge, wie immer. Er lässt dich grüÃen und freut sich, dich bald wiederzusehen.
Dein Opi
»Man muss nur mal kapieren, dass da ein paar Jungs eine Aktion planen und sich auf diesem Weg absprechen. Wenn wir jetzt die Antworten hätten, kämen wir noch weiter«, sagte Matti.
Dornröschen schnippte mit den Fingern. »Die müssen ja nicht direkt auf die Mails antworten. Wenn du das tust, schaffst du einen Thread. Der ist aber verräterisch. Er zeigt Zusammenhänge.«
Matti schnappte sich den Stapel und blätterte. Alle Mails von Opi klangen gleich. Eis essen, Reise, GrüÃe, Geschenk. Keine Zeiten, keine Orte. Nichts Genaues.
»Gebt mir mal die anderen Mails«, sagte Matti.
Dornröschen holte einen groÃen Stapel Papier aus Twiggys Zimmer, während Twiggy sich mit Robbi befasste, der wieder auf seinem Schoà herumlungerte.
Das meiste war belangloses Zeug. Bestellungen, Auftragsbestätigungen. Matti sortierte den Kram auf einen Stapel. Offenbar schrieb Fendt gerne Leserbriefe ans ND . Besonders wichtig schien ihm die überraschende Feststellung, dass die DDR ein souveräner Staat gewesen sei, den auch die UNO und mehr als hundert andere Staaten anerkannt hätten. Als wäre das eine Frage. Es gab einen regen Mailaustausch mit ISOR und verschiedenen Genossen, die erstaunlicherweise darin übereinstimmten, dass die BRD ein schauderhafter Staat sei, wie sie ja schon immer gewusst hätten. Die Politmails landeten auf einem zweiten Stapel. Die Mails mit der Tochter waren steif. Darin ging es um die beruflichen Sorgen des Mannes. Die Tochter schrieb auch nichts Aufregendes und hatte offenbar die Gefühlskälte geerbt. Familienmails bildeten den dritten Stapel.
»Zwischen allen gibt es einen Austausch, nur nicht zwischen Opi und seinen Enkeln. Tatsächlich keine einzige Mail von Ernst und Walter.«
»Ist ja meine These. Die zerschlagen den Zusammenhang einer Korrespondenz, indem sie unter anderem Namen antworten«, sagte Dornröschen.
»Aber hier ist nichts!« Matti zeigte auf den Familienstapel. »Und darin steht auch nur Quatsch.« Er deutete auf die Politmails.
»Also muss es hier sein«, sagte Dornröschen und zog den Geschäftskram zu sich. Es war der kleinste Stapel. Sie blätterte.
Währenddessen dachte Matti, dass sie Fendt und Zitkowski vielleicht doch hätten grillen sollen. Dass die beiden eine finstere Sache planten, war offenkundig. Aber Matti wusste auch, dass die beiden hartgesottene Zeitgenossen waren, die sich nicht so schnell einschüchtern lieÃen. Wenn die WG -Freunde die Makarows auf den Tisch gelegt hätten, dann hätte Fendt sie aufgefordert zu schieÃen.
»Habt ihr bei Fendt eine DVD -Sammlung gesehen?«, fragte Dornröschen. Sie schob ein Blatt zur Seite. »Und einen DVD -Player?«
Twiggy schüttelte den Kopf. »Das wüsste ich.«
»Kann mir dann mal einer verraten, warum der immer wieder DVD s bestellt?«
»Was für DVD s?«, fragte Twiggy.
»Märchen, Klassikerverfilmungen, Effi Briest zum Beispiel, Schillers Räuber , ein paar Opern, Wagner, igitt.«
»Vielleicht verschenkt er die«, meinte Matti.
»Vielleicht, vielleicht.« Dornröschen las, blätterte, las. »Der bestellt seine DVD s immer beim selben Laden. DVD World Heidelberg . Warum in Heidelberg, wenn er sie auch in Berlin kriegen könnte? Warum alles im selben Laden? Und warum haben wir keine DVD gesehen?«
Matti blickte sie erwartungsvoll an. Manchmal liebte sie es, die Dinge spannend zu machen.
»Weil es keine gibt. Die Bestellbestätigungen sind die Antworten. Ãbrigens findet sich nirgendwo eine Bestellung. Nur Auftragsbestätigungen â¦Â«
»Das
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