Ein Mörder kehrt heim
ist normal«, sagte Twiggy. »Du bestellst auf der Website. Die Bestätigung kommt per Mail.«
»Ist ja gut.« Sie prüfte noch eine Seite. Dann las sie vor:
Sehr geehrter Herr Fendt,
wir bestätigen Ihren Auftrag Nummer 701 vom 26. 06. 2012. Die Ware ist vorrätig und wird voraussichtlich am 29. 06. 2012 bei Ihnen eintreffen.
Mit freundlichen GrüÃen
i. A. Schröder
Sie zog den Stapel mit den Enkel-Mails vor sich. Matti stellte sich hinter sie. Dornröschen sortierte die DVD -Versender-Mails und die Enkel-Mails chronologisch. »So, diese Auftragsbestätigung folgte zeitlich auf die Mail, in der es um die Urlaubsreise geht.«
»Könnte also heiÃen: Alles okay. Bin angekommen. Vorbereitungen laufen planmäÃig.« Twiggy streichelte Robbi am Nacken. Und der machte den Hals so lang wie ein Storch.
»Klingt aber ziemlich weit hergeholt«, sagte Matti.
»Klar. Aber guck mal.« Sie fächerte die Mails auf wie ein Kartenspiel. »Auf jede Enkel-Mail folgt eine Auftragsbestätigung. Fünf Mails an Walter oder Ernst. Fünf Bestätigungen, jeweils kurz danach. Wenn ich einen Mailaustausch tarnen wollte, dann würde ich es genauso machen. Das ist perfekt.« Dornröschen hob den Daumen. »Offenbar klappt es gut mit der Aktion. Ich weià auch, woâs passiert. In Heidelberg.« Sie gab Twiggy eine Auftragsbestätigung und tippte auf die Signatur. »Ruf die doch mal an. Kannst ja einen besonders ekligen Film bestellen.«
Twiggy grinste und tippte die Heidelberger Nummer ein. »Kein Anschluss unter dieser Nummer«, schepperte die Computerstimme.
»Alles klar?«, fragte Dornröschen.
»Bestell doch per Mail«, sagte Matti.
»Nein«, sagte Dornröschen, »dann hinterlassen wir eine Spur.«
Matti nahm sich eine Auftragsbestätigung und eine Enkel-Mail. »Beides Yahoo-Adressen«, murmelte er und blickte Twiggy an.
Der schüttelte den Kopf.
»Wer sind Ernst und Walter?«, fragte Dornröschen.
»Genossen von Fendt«, sagte Twiggy. »Ist doch klar. Und dieser Schröder ist vielleicht die Nummer vier der Stasi-Gang.«
»Typen aus der Hauptabteilung XXII «, sagte Matti. »Wer sonst?«
»Mir kommt da gerade eine ganz seltsame Idee«, sagte Dornröschen. »Haltet mich für verrückt, aber irgendwie wird die Sache nur so rund.«
»Wie?«, nörgelte Twiggy.
»Georg taucht in Berlin auf und wird prompt erschossen. Seine Leiche verschwindet und seine frisch entdeckte Tochter auch. Sonst passiert gar nichts ⦠auÃer dass sie Matti drankriegen wollen. Von Anjas Geschichten glaub ich kein Wort. Warum lässt einer Georgs Leiche verschwinden? Warum überhaupt das Versteckspiel? Wenn er hinüber ist, kann er doch liegen bleiben. Tot ist tot. Was für einen Sinn soll Anjas Spielchen haben? Stellen wollte Georg sich offenbar nicht. Was hatte er dann vor? Einen Banküberfall für die Rente? Eher noch, als zum Staatsanwalt dackeln. Aber bisher wurde keine Bank überfallen. Gut, weil er tot ist. Aber wenn er sich nicht stellen wollte, hatte doch niemand einen Grund, ihn zu erschieÃen.«
»Du gehst davon aus, dass so eine Sache logisch abläuft. Aber seit wann läuft etwas logisch ab?«, sagte Matti. Und doch rumorte auch in ihm eine merkwürdige Idee.
»Und dann haben wir jetzt unsere Freunde von Horch und Guck. Die planen was. Und die lieben Genossen sind ganz dicke mit unserem Georg«, sagte Dornröschen.
»Georg taucht auf, die lieben Genossen planen einen Scheià in Heidelberg. Liegt es nicht nah, zu glauben, dass Georg und seine Stasi-Freunde was vorhatten? Gemeinsam.« Matti war aufgeregt.
Twiggy nickte.
»Eine Aktion, die offenbar Georg angezettelt hat. Erstens drängt es unsere tschekistischen Tattergreise nicht mehr zu Heldentaten auÃer für die Rente. Zweitens würde Georg doch kaum das Risiko eingehen, in Berlin geschnappt zu werden, wenn er die Aktion nicht für sauwichtig hielte. Ohne ihn geht es nicht. Und sei es, weil er das Ganze angestoÃen hat«, sagte Dornröschen.
»Wenn die Bullen ihn kriegen, wandert Georg lebenslänglich in den Knast. Aber für die Aktion muss er sich bewegen können, ohne dauernd die Bullen zu fürchten«, sagte Matti.
Twiggys Faust donnerte auf die Tischplatte. Robbi sprang jaulend von seinem SchoÃ. »Wie verschwindet man todsicher von der
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