Ein Mörder kehrt heim
Westreich, ihr wart zusammen in dieser Kneipe.«
Heftiges Nicken.
»Wo habt ihr da gesessen?«
»In der Ecke, weg vom Tresen.«
»Und nur du und Westreich.«
Zitkowski nickte.
»Also, die Geschichte mit dem Alex-Grill , die kennen wir schon«, sagte Dornröschen trocken. »Weil nämlich der Genosse Fendt sie erzählt hat. Mit dem winzigen Unterschied, dass nicht du dabei warst, sondern Super-Leo.« Ihr Finger zeigte zuerst auf ihn, dann zum Fenster.
»Und das bedeutet, dass einer von euch beiden geschwindelt hat«, sagte Matti. »Böse Sache.«
Ein Blick zum Finger. »Ich sage die Wahrheit.«
»Und Leo lügt«, ergänzte Dornröschen. »Schade, dass er nicht hier ist.« Sie gähnte. »Hör mir mal genau zu. Ganz genau. Die Sache, in die du und Leo verstrickt seid, stinkt zum Himmel. Ihr habt euch auf eine Sprachregelung geeinigt, weil ihr verdecken wollt, dass ihr Georg Westreich vor Kurzem getroffen habt. Er hat sich an euch gewandt. Ihr habt Schiss gehabt, dass Georg was auspackt über euch. Und zwar aus eurer Zeit im Ministerium. Das kann euch nur gefährlich werden, wenn es sich um Mord handelt. Ihr seid Rentner, niemand kann euch was anhaben, auch nicht wegen Verbrechen, die verjährt sind. Alles auÃer Mord ist verjährt. Logisch?«
Zitkowski nickte. »Aber es ist Unsinn.«
»Wenn die Bullen das anders sehen?«, fragte Matti. »Wenn die euch in die Mangel nehmen. Die finden was. Die können das so gut wie ihr. Und sie haben heute ganz andere technische Mittel. Die finden jede Faser von Georgs Kleidung und jedes Haar und jede Hautzelle von seiner Leiche.«
Zitkowski nickte.
»Ruf deinen Freund Leo an. Er soll herkommen.«
Zitkowski wurde blass.
»Soll ich ihn anrufen?«, fragte Dornröschen.
Zitkowski blickte auf die Tischplatte und schwieg.
»Gut«, sagte Dornröschen und wählte Fendts Nummer. Sie stellte den Mithörlautsprecher an. »Tag, Herr Fendt. Damaschke hier. Wir haben Sie unlängst besucht, Sie erinnern sich?«
Twiggys Spezialhandy vibrierte. Er drückte die Verbindung weg.
»Ja?«
»Wir sind hier bei Ihrem Freund Zitkowski und unterhalten uns gerade über seinen Beitrag zur Ermordung von Georg Westreich. Sie erinnern sich vielleicht an diese Geschichte?«
»Was wollen Sie?«
»Wir würden uns freuen, wenn Sie Ihr Stasi-Pölein in Bewegung setzen könnten, um zu unserer fröhlichen Runde zu stoÃen.«
»Was soll das?«
»Das erzähle ich Ihnen dann.«
»Ich möchte Zitkowski sprechen.«
Dornröschen gab ihm das Telefon.
»Wie viele sind es?«, fragte Fendt.
»Drei.«
»Bewaffnet?«
»Weià ich nicht.«
»Was hast du gesagt?«
»Nichts.«
»Was wissen die?«
»Nichts.«
Schweigen, dann Fendt: »Gut, ich komme. Sag kein Wort bis dahin.«
Dornröschen nahm das Handy. »Nur damit es keine Missverständnisse gibt: Wir werden jetzt einer Freundin sagen, wo wir sind. Damit wir nicht auch verschwinden. Sie verstehen, was ich meine? Kommen Sie unbewaffnet.«
»Ich habe keine Waffe«, sagte Fendt.
»Dann steht unserem flotten Fünfer ja nichts im Weg.«
Fendt trennte das Gespräch.
Twiggy schickte Gaby eine SMS mit Zitkowskis Namen und Adresse. Falls wir verschwinden sollten, waren wir zuletzt hier. Die Täter sind Zitkowski und Fendt. Zachertstr. 31. Wenn wir uns bis Mitternacht nicht gemeldet haben, ruf die Polizei. Er las die SMS vor, die anderen nickten, während Zitkowski gerade im Jenseits forschte. Twiggy schickte die SMS los. Ein paar Sekunden später klingelte es.
»Wollt ihr mich verarschen?«, fragte Gaby aufgeregt.
»Ist nur zur Sicherheit«, erwiderte Twiggy. »Wir haben es hier mit Experten in Sachen Verschwindenlassen zu tun.«
»Ihr seid verrückt.«
»Das ist jetzt keine neue Erkenntnis.«
»Was passiert, wenn die Typen meine Adresse aus euch rausprügeln?«
Schweià perlte auf Twiggys Stirn.
Dornröschen nahm das Handy. »Du musst heute Nacht leider woanders schlafen. Geh in ein Hotel, wir übernehmen die Rechnung.«
»Puh, ihr habt Nerven.«
»Tut mir leid, das hatten wir nicht bedacht.«
»Kann man so sagen. Also, ich geh ins Adlon .«
Twiggy lieà ihn ein, als er klingelte. Fendt atmete schwer. Er grüÃte nicht, sondern blieb in der Wohnzimmertür stehen.
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