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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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vorhatte. Stell dir vor, er brauchte Kohle und wollte eine Bank ausnehmen. Dann hat er sich bei jemandem gemeldet, der ihm dabei helfen kann und dem er zutraut, so’n Ding zu drehen. Du verstehst?«
    Â»Ist ja gut. Und wenn er sich stellen wollte, hat er einen Anwalt kontaktiert«, ergänzte Matti.
    Â»Reden ist immer besser als schießen«, sagte Robert.
    Â»Also, welchen Anwalt hatte er?«, fragte Anja genervt.
    Â»Woher soll ich das wissen?«, fragte Robert zurück.
    Matti schüttelte nur den Kopf.
    Â»Frag doch Ingrid«, sagte Robert. »Ich hab gerade gelesen, dass die wieder raus ist aus’m Knast und in Berlin wohnt. Die ist doch damals mit ihm abgetaucht.«
    Stimmt, dachte Matti, die schöne Ingrid hatte er vergöttert damals. Er wollte ihr zeigen, was für ein Freiheitskämpfer er ist. So muss es gewesen sein. Auf Ingrid waren damals so ziemlich alle scharf gewesen. Sie trug lange blonde Haare und hatte eine sagenhafte Figur gehabt. Und sich immer so gekleidet, dass es auch jeder sah. Wegen Ingrid hatte Georg seine damalige Freundin verlassen. Aber zwischendrin mit Ingeborg noch schnell ein Kind gemacht. Später ist die auch ab-, aber nie mehr aufgetaucht. Zu dritt gingen sie in den Untergrund. Bestimmt hat er Ingeborg wieder getroffen, und sie waren vielleicht eine Zeit zu dritt zusammen, Ingrid, Ingeborg und Georg. Vielleicht ist Ingeborg wegen Georg in den Untergrund gegangen. Oder auch wegen Ingrid.
    Â»Weißt du, wo die wohnt?«, fragte Matti.
    Â»Bei ihrer Schwester, hab ich gelesen. Wie hieß die noch mal? Kohlmeier. Die hatte so einen komischen Namen, war ein Jahr jünger und sah ganz anders aus. Die hätte niemand als Schwestern erkannt.« Er murmelte es vor sich hin. »Wilhelmina, ich hab’s. Irgendwer hat mir erzählt, die wohnt jetzt am Moritzplatz … wozu hat der Mensch das Telefonbuch erfunden? Gib mir das mal.« Er deutete auf eine kleine Kommode, auf dem das Telefon stand. Matti reichte ihm das Telefonbuch. Es war uralt. Robert blätterte, dann pfiff er leise. »Hab ich’s doch. W. Kohlmeier, Prinzenstraße 81d. Das sind diese Blocks direkt am Moritzplatz, du kennst die.«
    Auf der Straße schüttelte Anja sich. »Ich musste mich echt zusammenreißen!«, stöhnte sie. »Der Typ ist ja krass.«
    Matti fragte sich, ob sie ihn auch krass fand.
    Â»Wir fahren da gleich hin«, sagte Anja.
    Matti blickte auf die Uhr. »Ich muss das Taxi wegbringen, sonst krieg ich Ärger. Also noch mehr Ärger.«
    Sie blickte ihn enttäuscht an.
    Â»Hast du keine Angst, wieder überfallen zu werden?«, fragte Matti.
    Â»Nicht, solange du da bist.«
    Die hat echt Nerven, dachte Matti. Aber er fühlte sich geschmeichelt.
    Er kutschierte sie in die Okerstraße und brachte dann das Taxi weg. Ülcan war nicht da, auch sonst niemand, den er hätte fragen können, was mit dem Chef los war. Dass der sich mal nicht hinterm Schreibtisch einräucherte, kam selten vor, eigentlich nie. Er saß immer noch da, wenn die Nachtschicht losfuhr.
    Matti radelte nach Hause und traf vor dem Haus Dornröschen. Sie schien auf ihn zu warten. »Ein kleiner Spaziergang?«, fragte sie. Das hatte sie ihn noch nie gefragt.
    Matti kettete das Rad im Hofan, dann gingen sie in Richtung Tempelhofer Feld. Erst als sie auf dem alten Flugplatz standen, sagte Dornröschen: »Du hast dich in die verknallt, stimmt’s?«
    Â»Nein … ich weiß nicht …«
    Â»Also ja«, sagte Dornröschen. Sie blickte ihn an.
    Aber Matti sagte nichts.
    Â»Das ist auch in Ordnung so. Also, im Prinzip.«
    Â»Was für ein Prinzip?« Er begann sich zu ärgern. Was ging die das an?
    Â»Du glaubst ihr die Geschichte?«
    Er nickte. »Ja, was spricht dagegen?«
    Â»Dass alles anders sein kann. Die Leiche hast du mit eigenen Augen gesehen?«
    Â»Ja.« Er schüttelte den Kopf. »Hältst du mich für bescheuert?«
    Â»Nun sei nicht gleich beleidigt. Ich mach mir Sorgen um dich. Und um uns auch.«
    Â»Warum?«
    Ein Skateboarder rauschte auf dem Asphalt vorbei.
    Â»Ich will nicht wieder reingezogen werden in so eine … Sache. Wir hatten tierisch Glück, verstehst du? Ich hab viel nachgedacht. Wir hatten mehr Glück als Verstand. Eigentlich sind wir alle tot.«
    Sie hat recht, dachte Matti. Er hatte auch nachgedacht. Es war ein paarmal haarscharf gewesen. »Wenn ich ihr

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