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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Artikel auf die Website der Stadtteilzeitung und loggte sich bei Indymedia ein. Es dauerte kaum fünf Minuten, und der Aufruf war veröffentlicht. Sie beendete ihr Posting mit der Bitte, den Artikel weiterzuverbreiten. Facebook, Google+, Twitter, »Wer stellt ein Video auf Youtube?«. Dann schrieb sie eine Rundmail an den Verteiler der Stadtteilzeitung und eine Mitteilung an die Lokalpresse, auch wenn Heike stöhnte. »Die kannste vergessen … na ja, vielleicht das ND und die junge welt .«
    Â»Noch was?«, fragte Dornröschen. Sie blickte sich um. Aber es kam nichts. »Twiggy und ich müssen jetzt nachdenken. Meine Handynummer habt ihr ja.« Das klang so wie: Wehe, einer ruft an. Natürlich gab es keine Chefredakteurin in der Stadtteilzeitung . Aber eine informelle Diktatur, die Dornröschen wie selbstverständlich zugefallen war und die sie gnadenlos ausübte. Widerstand hatte keine Chance, also gab es keinen.
    Sie radelten in die Görlitzer Straße und setzten sich auf die Bank neben dem Kuchenkisten-Kiosk. Am anderen Ende saßen zwei trendy gekleidete junge Frauen. Die eine musste Stunden damit verbracht haben, sich Laufmaschen in die schwarze Strumpfhose zu reißen.
    Sie bestellten zwei Cappuccinos bei Nadine, die diesmal ihre Himbeer-Schoko-Torte vergeblich anpries. »Matti sitzt im Knast«, sagte Twiggy, »da passt Torte nicht.«
    Â»Was? Matti im Knast? Warum?« Nadine stand wie erstarrt und wurde bleich unter ihren kurzen schwarzen Haaren.
    Ein Kampfradler raste schimpfend vorbei. Im letzten Augenblick riss eine Frau ihren Doppelkinderwagen vom Radweg und schrie ihm ein »Arschloch!« nach.
    Vom Görli her erklang Musik. Werbung für selbst gebrannte CDs, die Typen an der Skulptur im Park anboten.
    Â»Kaffee ist fertig!«, rief Nadine. Twiggy holte die Cappuccinos.
    Â»Selbst wenn wir Matti aus dem Knast rauskriegen, ist noch gar nichts gewonnen«, sagte Dornröschen. »Die Sache wird immer verworrener.«
    Â»Wer hat Georg umgebracht? Anja lebt, wir haben sie doch gesehen.«
    Â»Von hinten«, sagte Dornröschen. »Kann schon sein, dass sie auch tot ist. Das wären zwei Morde ohne Leichen. Das gab’s noch nie in der Kriminalgeschichte.«
    Â»Sag bloß, du kennst dich da aus.«
    Dornröschen winkte ab.
    Â»Ist ja gut«, sagte Twiggy vorsichtig. Er trank einen Schluck, erhob sich halb, zögerte, setzte sich wieder und guckte in Richtung Tresen.
    Â»Wenn du mir die Hälfte abgibst«, sagte Dornröschen.
    Twiggy strahlte und marschierte zum Kiosk. Er quatschte mit Björn, der inzwischen aus der Hängematte in der Wohnung um die Ecke gestiegen war und sich mit der Espressomaschine herumärgerte. Twiggy trug zwei Teller zur Bank. Er stellte einen Teller vor Dornröschen und einen vor sich. Auf jedem lag ein extragroßes Stück Himbeer-Schoko-Torte.
    Â»Ich wollte ein halbes Stück«, sagte Dornröschen.
    Â»Du hast es. Die andere Hälfte gibst du mir.«
    Dornröschen schnappte nach Luft, aber sie schüttelte doch nur den Kopf. Sie steckte ein kleines Stück in den Mund, während Twiggy einen Rekordversuch im Torten-Schnellvernichten begann.
    Â»Wir haben versucht, Georgs Freunde aufzutun, wir haben mit Anjas Spezi Christoph gesprochen …«
    Â»Wenn wir noch mal ins Cassiopeia gehen, finden wir vielleicht jemanden, der Anja kennt«, sagte Twiggy.
    Â»Okay, das machen wir, auch wenn es nervt.«
    Â»Sonst fällt mir nichts ein«, sagte Twiggy und stierte auf Dornröschens Teller, wo zwei Drittel des Stücks um ihr Leben zitterten.
    Dornröschen schob ihm den Teller zu, und Twiggy verputzte die Torte bis zum letzten Krümel.
    Â»Wir müssen noch einmal ganz von vorn anfangen.«
    Â»Klar«, sagte Twiggy.
    Â»Nein, ich meine, von vorn. Als Georg abgetaucht ist.«
    Â»Und wie machen wir das?«
    Â»Kennst du Harald noch?«
    Â»Hm.«
    Â»Ich weiß, du magst den nicht. Er ist auch ein Affe.«
    Â»Offenbar ein nützlicher Affe.«
    Â»Er ist Historiker und hat über den Terrorscheiß geschrieben.«
    Â»Das macht ihn nicht netter.«
    Â»Aber er gibt immer den Superlinken, könnte geradezu mit Werner konkurrieren.«
    Â»Der liebe Harald neigt im Gegensatz zu Werner zur Überzeugung, dass im Kapitalismus sowieso alles Scheiße ist und man sich deshalb mit Politkleinkram besser gar nicht beschäftigt. Das

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