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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Politiker mit dem Ding erschossen wurde oder ein Mafioso. Ist doch klar.«
    Â»Ja, ja«, sagte Matti. »Bin ein bisschen nervös. Nichts geht voran, und die Bullen freuen sich schon, mir den Mord an die Backe klatschen zu können.«
    Dornröschen kniff ihm in den Oberarm.
    Â»Wenn du so weitermümmelst, sitzen wir heute Nacht noch hier«, sagte Twiggy.
    Dornröschen guckte ihn an, lachte auf und schob ihm ihren Teller zu.
    Twiggy strahlte und stellte sich der Herausforderung.
    Hinterm Schreibtisch der Lesesaalzuchtmeisterei saß jetzt eine Sitzriesin mit kurzen schwarzen Haaren und einer Oberlehrermiene. Offenbar hatte ihr Vorgänger sie gewarnt vor den Archiv-Anarchos. Jedenfalls begrüßte sie die Ankömmlinge mit einem strengen Blick. Die setzten sich und suchten weiter. Twiggy schien es eilig zu haben, er schlug die Seiten fast hektisch um. Plötzlich hielte er inne, überlegte und blätterte zurück. Dann stieß er Matti die Ellbogen in die Rippen.
    Â»Au!«
    Er erntete einen vernichtenden Blick der Oberlehrerin.
    Twiggys Zeigefinger tanzte auf einer Seite. Matti lehnte sich hinüber und las.
    Operativ-Information Nr. 66/812/83 zur Bildung sogenannter »Vereinigter Arbeiterlisten«
    Durch die Quelle »Waade« wurde erarbeitet, dass in Vorbereitung der am 6. 3. 1983 in der BRD stattfindenden Bundestagswahlen auf Initiative der sog. »Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands ( MLPD )« am 20. 12. 1982 ein Aufruf zur Bildung sogenannter »Vereinigter Arbeiterlisten gegen den Bonner Rechtsblock« veröffentlicht wurde.
    Â»Ja, und?«, flüsterte Matti.
    Twiggy blätterte um.
    Operativ-Information Nr. 68/812/83 zum Wahlbündnis » BWK «/» KPD «
    Durch die Quelle »Waade« wurde erarbeitet, dass der »Bund Westdeutscher Kommunisten ( BWK )« und die » KPD « in Vorbereitung der am 6. 3. 1983 in der BRD stattfindenden Bundestagswahlen ein sog. »Wahlbündnis revolutionärer Sozialisten« geschlossen haben.
    Twiggy blätterte zur nächsten Seite. Wieder ein Bericht über linke Sekten, wieder war es der IM »Waade«, der berichtet hatte, und wieder lasen sie das Kürzel fe . Und so ging es fast dreißig Seiten lang weiter.
    Matti starrte Twiggy an und hob beide Unterarme.
    Â»Guck doch mal, wer hier sich hier verewigt hat.«
    Matti starrte auf den Kopf der Seite. Abteilung XX /8, Berlin, 11. 3. 1983, fe.
    Â» fe ist Fendt«, sagte Matti. In seinem Kopf arbeitete es. Dornröschen saß wie erstarrt und lauschte. »Fendt hat die Terris bearbeitet und führte den IM ›Waade‹. Was bedeutet …«
    Â»Dass der IM ›Waade‹ aus der bewaffneten Ecke stammt«, sagte Dornröschen.
    Â»Aus irgendeinem Grund kennt er sich aber in der ganzen linken Szene aus. Jedenfalls berichtet er wie der Teufel«, sagte Matti. »Und aus vielen Orten: Westberlin, München, Göttingen, Hamburg …«
    Â»Das verstehe ich nicht«, sagte Dornröschen.
    Die Oberlehrerin schob ihren Schreibtischstuhl zurück und ging in Kampfposition. Dann rollte sie an. »Ist ja gut«, sagte Dornröschen, bevor die Oberlehrerin zum Entscheidungsschlag ausholen konnte. »Wir gehen in den Vorbereitungsraum.«
    Die Oberlehrerin bremste abrupt ab, wendete in engster Kurve und stapfte zurück zu ihrem Unterstand.
    Die WG schlich vorsichtig hinaus, um im Vorbereitungsraum erst einmal abzulachen.
    Â»Also«, sagte Dornröschen, nachdem sie sich erholt hatte. »Terris leben im Untergrund oder im Ausland. Sie haben andere Probleme, als Berichte für die Stasi zu schreiben, zumal über solche weltbewegenden Ereignisse. Die Marxistische Gruppe und der BWK in Göttingen – das ist doch lächerlich. War schon damals ein Quatsch. Kein Terri hat die Gelegenheit oder Möglichkeit, durch die Republik zu reisen und Sektenforschung zu betreiben. Zumal der VS solche Arbeiterführertreffen beschnüffelt hat.«
    Â»Also war es doch keiner«, sagte Matti.
    Â»Nein«, widersprach Twiggy. »Es war ein Aussteiger. Hat vielleicht ein paar Jahre gesessen.«
    Â»Und die Stasi hat ihn auf der Transitstrecke abgefangen«, sagte Matti.
    Â»Oder in Schönefeld wie so manchen anderen Genossen auch, der aus dem Nahen Osten zurückkam. Die sind oft über den Flughafen Schönefeld eingereist. Die Grenzübergänge waren auf der Westberliner Seite kaum

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